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Revival Echt abgedreht!

Ein Revival jagt das nächste. Jetzt sind die 90er-Jahre dran, das Jahrzehnt der schrillen Musik, der Handys und des World Wide Web.

11.08.2015, 23:01

Stendal l Die 90er. Klingt gar nicht so weit weg und doch irgendwie antiquiert. Revival-Seiten auf Facebook und Co. versuchen die 90er Generation mit neckischen Anekdoten wie: „Du bist ein Kind der 90er, wenn du den Zusammenhang zwischen einer Kassette und einem Bleistift verstehst“, oder: „Du bist ein Kind der 90er, wenn du folgenden Satz kennst: Geh‘ aus dem Internet, ich will telefonieren.“

Das Lebensgefühl in den Neunzigern war geprägt vom Alles-ist-möglich-Gefühl. Gleich zu Beginn der 90er wird Deutschland Fußballweltmeister, in den fünf neuen Bundesländern hofft man auf die versprochenen „blühenden“ Landschaften, kauft Aktien und feiert sich auf Schaumpartys oder der Love Parade bis in die Besinnungslosigkeit. Und mit der Entstehung des Internets war die große Welt auf einmal nur noch einen Mausklick entfernt. Und weil die Neunziger wirklich, wirklich cool waren, hat die Volksstimme dieser verrückten Zeit mal eine Themenseite gewidmet und die spannendsten, skurrilsten, nervendsten und witzigsten Erinnerungen zusammengestellt:

Wer über Musik in den 90ern schreibt, kommt an einer Band nicht vorbei: Nirvana. Die Band brachte bereits 1989 ihr erstes Album raus, der Durchbruch folgte aber erste 1991 mit dem Album „Smells like Teen Spirit“. Nirvana feierte Welterfolge und schrieb mit der Grunge-Musik Geschichte in der Musikszene. Tragisch: Nirvana-Frontsänger Kurt Cobain nimmt sich am 5. April 1994 das Leben. Er soll sich unter Drogeneinfluss mit einer Schrotflinte in den Kopf geschossen haben. Weiterer trauriger Höhepunkt der 90er: Freddie Mercury, Frontman der Band Queen stirbt an Aids.

Und noch eine Musikrichtung hat sich in den 90ern maßgeblich entwickelt: Techno. Großes Highlight der Technoszene ist die Love Parade, eine Musikparade, bei der über eine Million Menschen tanzend durch Berlin zogen und für „Friede, Freude, Eierkuchen“ (Motto der ersten Love Parade 1989) warben. Im Juli 2010 starben bei der Love Parade 25 Menschen beim Ausbruch einer Massenpanik in Duisburg. Für die Love Parade bedeutete das das Aus.

Weitere bedeutende Musikrichtungen sind unter anderem Hip-Hop, R&B, Eurodance, und Trip-Hop. Und nicht zu vergessen: In den 90ern schießen die Boygroups wie Pilze aus dem Boden, unter anderem die New Kids on the Block, Boyzone, Take That, Backstreet Boys oder NSYNC (mit Justin Timberlake).

Auch Girlgroups feierten Erfolge, allen voran die Spice Girls und Destiny’s Child mit Beyonce Knowles. Einige dieser Bands feiern in diesem Jahrzehnt ihr Comeback, teilweise haben sich einige Bandmitglieder sehr erfolgreich als Solokünstler hervorgetan.

Bunt, schrill, sportlich, schräg und auch etwas verrückt, so zeigt sich die Jugend der 90er. Schwer angesagt ist der sogenannte Girlie-Look. Der Stil ist mädchenhaft, verspielt und wird von der damaligen Viva-Moderatorin Heike Makatsch ins Rollen gebracht und von No-Doubt-Sängerin Gwen Stefanie bis heute weltweit getragen.

Auch der Grunge-Look kommt in Mode - Holzfällerhemden (kariert und aus Flanell - superhässlich, aber bequem) fristen allerdings nur ein kurzes Dasein.

Mitte der 90er Jahre verschwindet die Dauerwelle von den weiblichen Köpfen. Jennie Garth sei Dank. Die Schauspielerin setzte in der TV-Kultserie „Beverly Hills 90210“ einen neuen Trend mit blonden, langen, glatten Haaren und Pony. Ganz out scheint der Look nicht zu sein, zumindest nicht bei Jennie Garth, sie trägt noch heute diese Frisur.

Auch die Technokultur hat starken Einfluss auf die Mode, etwa mit weiten Hosen oder Kleidungsstücken in Neonfarben.

Das Internet kommt! Mit einem Modem kann man sich über die Telefonleitung ins Internet einwählen. Man muss sich also entscheiden, ob man gerade telefonieren oder im Netz surfen will, beides geht nicht.

Wer‘s beim Surfen lieber gesellig mochte, konnte sich einem der neuen entstandenen Internetcafés mit Gleichgesinnten austauschen. Zunehmend finden die Computer aber auch in heimischen Wohn- beziehungsweise Arbeitszimmern ihren Platz. Die Microsoft Windows-Versionen 3.0, 95 und 98 sorgen für eine weite Verbreitung dieses Betriebssystems. Farbmonitore gelten als Standard bei Computern.

Nachdem sich die Diskette als Massenspeichermedium vom Markt verabschieden muss, setzt sich die CD durch. CD-Brenner werden ab Ende des Jahrzehnts handelsüblich und erschwinglich. 1996 wird die DVD eingeführt. Tintenstrahldrucker lösen Ende der Neunziger endgültig Nadeldrucker in Privathaushalten ab.

Computerspiele verbreiten sich. Konsolenspiele erlangen durch die PlayStation und Game Boy/Nintendo-Geräte einen noch breiteren Bekanntheitsgrad. Die Computerspielfigur Lara Croft aus der Spielserie Tomb Raider wird ab Mitte der Neunziger zu einer virtuellen Person der Popkultur. Später wird es eine Kinofilmfassung geben. In der Hauptrolle: Angelina Jolie.

Die Mobiltelefone (auch: Handys) kommen auf den Markt. Anfangs liebevoll „mobile Telefonzelle“ genannt, werden die Geräte von Jahr zu Jahr kleiner, mobiler, multifunktionaler. Ging es anfangs noch ums SMS-Schreiben (bei einzeiligem Display!) und Telefonieren (zu horrenden Preisen) können heute Live-Ticker und Bankgeschäfte damit abgewickelt werden. Mal sehen, was da noch kommt.