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Thanksgiving Die Familie vereinen

Der in Schönebeck lebende Amerikaner William Young sprach über seine Erinnerungen an das Fest.

Von Emily Engels 26.11.2015, 03:00

Schönebeck l „Eigentlich ist Thanksgiving für mich noch schöner als Weihnachten“, sagt William Young. Die ganze Familie kommt bei ihm dann in seinem Heimatstaat Georgia zusammen. „Da können schon mal 30 Verwandte anreisen“, so Young. In den Vereinigten Staaten sei es normal, sich für vier Stunden ins Auto zu setzen, um zu einem Thanksgiving-Fest zu fahren. „Das tatsächliche Essen ist allerdings bei uns in der Familie nebensächlich“, meint er. „Es geht vor allem darum, dass die ganze Familie sich vereint und einen schönen Tag miteinander verbringt“, ergänzt er. So sei auch der Truthahn, der zum Thanksgiving Day normalerweise Tradition ist, keine Pflicht bei den Youngs. „Manchmal sind wir auch einfach in ein Restaurant gefahren, dann brauchten wir nicht zu kochen“, sagt er lachend. Thanksgiving sei für viele US-Amerikaner eine Vorbereitung auf Weihnachten. „Mit dem Fest beginnt bei uns die Adventszeit“, erklärt er. Während zu Weihnachten eher in kleineren Kreisen gefeiert werde, sei Thanksgiving der Tag, an dem wirklich alle aus der Familie, also auch Onkel, Tanten, Cousins und Cousinen, sich treffen und gemeinsam feiern.

Das Fest gibt es für den US-Amerikaner seit 14 Jahren nur noch in seiner Erinnerung. 2001 zog er von seinem Heimatstaat Georgia nach Schönebeck – aus Liebe zu seiner Frau. „Kennengelernt habe ich sie am Georgia College and State University (GCSU), wo ich damals gearbeitet habe“, erinnert sich Young. Für ihn war es Liebe auf den ersten Blick, und dass er für sie nach Deutschland ziehen würde, war für ihn ebenso klar.

Inzwischen fühlt sich Young, der als Künstler und Englischlehrer arbeitet, in Schönebeck zuhause. Auch die Feste und Bräuche hat er kennen- und lieben gelernt. „Besonders schön finde ich die Adventszeit“, sagt Young. Die Vorbereitung auf Weihnachten sei noch schöner, als Weihnachten selbst. „In Amerika ist das Ganze in einen kommerziellen Wahnsinn ausgeartet“, so der Künstler. „Hier in Deutschland geht es noch mehr um die besinnliche Zeit. Eigentlich so ähnlich wie bei Thanksgiving“, fügt er hinzu.

Vermisst der US-Amerikaner das Fest, das in Deutschland nicht gefeiert wird? „Nein“, meint Young. „Ich fühle mich in Schönebeck gut integriert und werde nur über Facebook-Nachrichten von Freunden an das Fest erinnert“, sagt Young. Es gibt übrigens eine Deutsche Tradition, die er bis heute nicht versteht: Die Böllerei an Silvester. Er meint dazu schmunzelnd: „Amerikaner sind ja oft sehr extrem mit ihren Feiertagen. Aber an Silvester überbieten die Deutschen uns eindeutig.“