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Gedenkveranstaltung Ehrung für Tote und Traumatisierte

Vor 71 Jahren, am 10. April 1945, wurde das KZ Langenstein-Zwieberge befreit. Am Sonntagvormittag wurde der Opfer gedacht.

Von Jörg Endries 11.04.2016, 05:00

Langenstein l Jugendliche begrüßen an der Treppe zum Mahnmal die Teilnehmer der Gedenkveranstaltung zum 71. Jahrestag der Befreiung des KZ Langenstein-Zwieberge. „Die Würde des Menschen ist unantastbar“ steht in sechs Sprachen auf Aufklebern, die sie verteilen. Die Gäste heften sich diese an ihre Jacken – viele auf die linke Seite, um zu zeigen: „Dass ich heute hier bin, ist Herzenssache.“

Zum 15. Mal gestalten Jugendliche eine Gedenkaktion, die auf besondere Weise an die Opfer des Todeslagers erinnert. In diesem Jahr steht sie unter dem Motto „Kommunikation“ und ist nach einer Idee der Gruppe der 2. Generation, also den Angehörigen ehemaliger Häftlinge, gestaltet worden. „Hört, schaut, fühlt, denkt und haltet inne“, fordert Freek van den Brink aus den Niederlanden die Gäste auf. Der Vertreter der Gruppe der 2. Generation: „Wir brauchen jeden, damit der Satz, die Würde des Menschen ist unantastbar, keine Illusion bleibt.“ Die Jugendlichen zitieren aus den Erinnerungen von Häftlingen, wie sie Kommunikation im Lager und nach der Befreiung erlebt haben. Worte, die aufwühlen.

Mateusz Wojnowski aus Polen, Vertreter der Gruppe der 2. Generation: „Wir ehren und gedenken der Toten des Lagers Langenstein-Zwieberge, aber auch der Traumatisierten, die weiter lebten.“ Zu diesen ehemaligen Häftlingen habe sein 1920 geborener Vater gehört, der das Lager überlebte, Arzt wurde, Kinder hatte und an den Spätfolgen der Lagerhaft starb.

„Haben wir all das nötig“, fragt Mateusz Wojnowski. „Ja, doch. Nur die Auseinandersetzung mit allen Aspekten der Geschichte ist identitätsstiftend.“

„Wir brauchen die Erinnerung“, betont Maik Reichel, Direktor der Landeszentrale für politische Bildung Sachsen-Anhalt. Junge Menschen müssen den eigenen Umgang mit der Geschichte finden. Erinnerung habe kein Verfallsdatum, zitierte er einen Auschwitz-Überlebenden.