1. Startseite
  2. >
  3. Varia
  4. >
  5. Rodeo-Ritt beendet Kanadas Heimfluch

Alexandre Bilodeau holt erstes Gold für den Gastgeber Rodeo-Ritt beendet Kanadas Heimfluch

16.02.2010, 11:34

Z: Magdeburg ZS: MD PZ: Magdeburg PZS: MD Prio: höchste Priorität IssueDate: 15.02.2010 23:00:00
Der Berg bebte, die Fans flippten aus und ein ganzes Land atmete erleichtert auf. Alexandre Bilodeau erlöste mit seinem Sieg im Buckelpisten-Finale in Cypress Mountain 34 Millionen Landsleute und schenkte Kanada die erste Goldmedaille bei den heimischen Olympischen Spielen. 12 257 Tage hatten die Menschen zwischen Neufundland und Vancouver auf diesen Moment gewartet. Bei den Sommerspielen in Montreal 1976 und den Winterspielen 1988 in Calgary hatten sich mehr als 500 Landsleute erfolglos an der Gold-Mission versucht. "Jetzt geht die Party für Kanada erst richtig los", sagte Bilodeau nach einem emotionalem Showdown unter Flutlicht.

Viele seiner Landsleute feierten das Ende des Gold-Fluchs beim Public Viewing auf Plätzen und in Kneipen, der Premierminister von British Columbia applaudierte wortreich, einige der Zuschauer an der Strecke brachen in Freudentränen aus. Nach den 23 wichtigsten Sekunden in Bilodeaus Karriere fielen sich unter den 8269 frenetischen Fans Alexandres älterer Bruder Frederic, Eltern und Schwester in die Arme. Der an Kinderlähmung leidende Frederic sei seine größte Inspiration, betonte der 22-jährige Bilodeau.

"Als Frederic zwölf Jahre alt war, haben die Ärzte ihm gesagt, dass er nicht mehr laufen kann. Heute ist er 29 und läuft immer noch. Er hätte so viele Gründe zu klagen, aber er lächelt dich immer an. Und deshalb gehe ich bei jedem Wetter raus und trainiere – egal, ob es regnet oder stürmt", sagte Bilodeau mit Tränen in den Augen. Beim kanadischen Olympia-Sender CTV stieß die ganze Familie zur besten abendlichen Sendezeit mit Champagner an.

Wegen seines Bruders hatte Bilodeau das Eishockey aufgegeben. 2006 zahlte er als Olympia-Elfter noch Lehrgeld, vor einem Jahr wurde der Franco-Kanadier Weltmeister im nicht-olympischen Synchron-Wettbewerb.

Als Vorletzter des Finales hatte sich der Gesamtweltcupsieger unter dröhnender Rockmusik in den 28 Grad steilen Hang am "Black Mountain" gestürzt. Die gleiche Ausgangsposition hatte am Vorabend auch seine Trainingspartnerin Jennifer Heil gehabt. Doch während sie unter der erwartungsvollen Last ihrer Landsleute zusammenbrach und Silber holte, blieb Bilodeau bei Temperaturen um den Gefrierpunkt cool. "Ich war bereit wie nie zuvor", betonte er.

"Heute ist ein großer Tag für Kanada", sagte selbst Dale Begg- Smith. Der Top-Favorit wurde in Vancouver geboren, wuchs in Whistler auf, startet aber mittlerweile für Australien. Der Internet-Millionär hatte 2006 in Turin gewonnen, doch auch er konnte wie alle anderen Ski-Freestyler zuvor seinen Olympiasieg nicht wiederholen.