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Claudia Nystad und Evi Sachenbacher-Stehle feiern das Wunder von Whistler Nach Gold herrscht bei den Damen wieder "heile Welt"

24.02.2010, 05:21

Z: Magdeburg ZS: MD PZ: Magdeburg PZS: MD Prio: höchste Priorität IssueDate: 23.02.2010 23:00:00
Johannes Stehle überwand alle Absperrungen und küsste noch in der Interviewzone seine "Gold-Evi" leidenschaftlich. Claudia Nystad wurde von den erfolgreichen Rodlerinnen mit einer La-Ola-Welle in Empfang genommen, dann herzte auch sie ihr Ehemann Trond. Nach dem sensationellen Olympiasieg im Teamsprint war die vor drei Tagen noch triste Welt der deutschen Skilangläuferinnen plötzlich in allerbester Ordnung.

Und selbst der mit harscher Kritik an den Leistungen der Damen nie hinter dem Berg haltende Bundestrainer Jochen Behle ließ seinen Gefühlen freien Lauf. Im Ziel hob er Evi Sachenbacher-Stehle hoch und flötete ihr ins Ohr: "Super gemacht."

"Evi ist der Motor, ich bin der Sprinter"

Acht Jahre nach dem Staffel-Triumph von Salt Lake City wuchsen die "Grand-Damen" des deutschen Langlaufs noch einmal über sich hinaus und vollbrachten das Wunder von Whistler. Als Glücksbringer hatten sie sich wie damals die legendären Zöpfchen gebunden. "Wir haben schon immer gut harmoniert und verstehen uns super gut. Erfolge schweißen halt zusammen", sagte Sachenbacher-Stehle über ihre Teamkollegin, die bei der Entscheidung erneut ihre Sprint-qualitäten unter Beweis stellte. "Die Zielgerade ist mit 400 Meter unendlich lang. Da war mir klar, dass es zu meinen Gunsten ausgeht, auch wenn ich dann richtig, richtig müde war", meinte Claudia Nystad.

Wie wohl selten zuvor hatten die beiden nun viermaligen olympischen Medaillengewinnerinnen eine von Sprint-Trainer Tor Arne Hetland ausgetüftelte Taktik zur Perfektion gebracht. "Evi ist der Motor, ich bin der Sprinter", meinte Nystad. Die Oberwiesenthalerin hatte die Steilvorlage von Sachenbacher-Stehle aufgenommen und der Schwedin Anna Haag im Zielspurt nicht den Hauch einer Chance gelassen. "Evi sollte immer mit den Favoritinnen mitgehen. Das gelang ihr problemlos. Beide haben taktisch auf jedem Meter alles richtig gemacht", lobte Behle. "Wir haben heute gesehen, wo unsere Stärken liegen. Im Distanzbereich können wir derzeit nicht mithalten, auf den kurzen Strecken aber ist alles möglich", sagte der Trainer, ohne etwas von seiner Generalkritik der vergangenen Tage zurücknehmen zu wollen und zu müssen.

Gold-Evi ficht das schon lange nicht mehr an. "Solche Kritik kommt ja immer vor einem Höhepunkt, da warte ich schon drauf. Wenn es seine Meinung ist, dann soll er sie auch vertreten. Bei mir kommt sie nicht mehr an. Aber ich habe kein Problem mit Jochen, wir verstehen uns gut", meinte die Athletin aus Reit im Winkl. Einen Streit wollte sie im Moment des Triumphes nicht vom Zaun brechen.

Still genoss Frauen-Trainer Janko Neuber den Erfolg. "Es fühlt sich richtig gut an", sagte der Oberwiesenthaler, der nach der vergangenen Saison den Finnen Ismo Hämäläinen beerbt hatte. "Es ist nicht einfach für die Damen, sich in vier Jahren auf drei Trainer einzustellen. In diesem Jahr konnten wir nicht alles anpacken und die Defizite wettmachen. Und wir haben dabei sicher auch Fehler gemacht. Aber so ein Erfolg baut auf: Mit der Euphorie können wir jetzt auch in der Staffel am Donnerstag eine starke Leistung anbieten", sagte Neuber.

"Beide Olympiasiege sind gleich hoch einzuschätzen. Beide Male hat niemand damit gerechnet. Man hat immer die Hoffnung, noch mal ganz oben zu stehen. Deshalb habe ich weitergemacht", sagte Sachenbacher-Stehle. "Und deshalb bin ich auch nächstes Jahr bei der WM in Oslo noch dabei. Mein Johannes hat gesagt, solange es mir Spaß macht, soll ich weiterlaufen. Wann die Familienplanung beginnt, ist ja egal."