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Fußball-Regionalligist 1. FC Magdeburg in der Krise / Harsche Kritik von Ex-Aufsichtsratsmitglied Heiner Bertram Trainer bleibt (vorerst), Spieler sollen Karre aus dem Dreck ziehen

25.02.2010, 05:21

Z: Magdeburg ZS: MD PZ: Magdeburg PZS: MD Prio: höchste Priorität IssueDate: 24.02.2010 23:00:00
Magdeburg. Nach der Bankrotterklärung gegen den VFC Plauen (0:1), nur einem Punkt aus den drei Spielen nach der Winterpause und dem vorzeitigen endgültigen Aus im Aufstiegskampf zieht die Führungsebene des Fußball-Regionalligisten 1. FC Magdeburg erste Konsequenzen. "Wir setzen ab sofort auf jüngere Spieler, damit sie sich für die neue Saison empfehlen können und verordnen denjenigen, die ihre Leistung über einen längeren Zeitraum nicht gebracht haben, eine Denkpause", kündigte Sportchef Michael Richter gestern an.

Unabhängig davon wollen sich die Verantwortlichen lustlose, ja lethargische Auftritte wie jetzt gegen Plauen künftig nicht mehr gefallen lassen. "Was das nächste Auswärtsspiel am 7. März in Wilhelmshaven anbetrifft, erwarten wir eine klare Reaktion. Bleibt die aus, wird es definitiv Konsequenzen geben", erklärte Präsident Volker Rehboldt, der sich aus beruflichen Gründen derzeit in München aufhält und dem deswegen das Trauerspiel am Mittwoch erspart blieb. Welche Einschnitte konkret geplant sind, wollte der FCM-Boss noch nicht sagen, gab aber unumwunden zu: "Eine Krise ist nicht mehr wegzureden."

Auch ein Trainerwechsel ist inzwischen nicht mehr ausgeschlossen. Rehboldt in Richtung Steffen Baumgart: "Wir haben ihm kein Ultimatum gestellt, aber ob er die Mannschaft noch erreicht, ist eine der zentralen Fragen." Und die erst kürzlich getroffene Aussage Rehboldts, zwischen ihn und den Trainer passe keine Briefmarke, kommentierte der Club-Chef gestern folgendermaßen: "Persönlich ist das auch so ..."

Die alleinige Schuld nun dem Chefcoach zu geben, wäre sicherlich zu einfach, wird aber von der Führungsebene auch nicht praktiziert. Rehboldt: "Natürlich fassen wir uns auch an die eigene Nase. Keiner stiehlt sich aus der Verantwortung." Selbst mit Rücktrittsgedanken hat sich Rehboldt schon beschäftigt: "Letztlich geht es nicht um Personen, sondern immer um den Verein. Die Frage aber lautet doch: Kann mit einem Wechsel im Vorstand ein positiver Effekt erzeugt werden? Das setzt jedoch voraus, dass Alternativen da sind. Und die sehe ich nicht."

Mit den "Rehboldt-raus"-Rufen, die schon gegen Türki-yemspor unüberhörbar waren, kann der Betroffene leben: "Das ist nicht schön, gehört aber dazu, dass Misserfolge in solchen Situationen personifiziert werden."

Auch Richter ist bereit, sich der Kritik zu stellen ("Ich bin nicht selbstherrlich oder weltfremd"), wies aber darauf hin, dass die Mannschaft in der Hinrunde fast immer ihre Leistung gebracht habe und sie jetzt arg vom Verletzungspech gebeutelt sei ("Der letzte Haufen Aufrechter").

Für den am Mittwochabend sichtlich niedergeschlagenen Baumgart wird in seinem ersten Trainerjahr die Arbeit indes nicht einfacher. Neben den verletzungsbedingten Ausfällen von Silvio Bankert, Daniel Bauer, Denis Wolf und Rene Gewelke sowie dem gesperrten Lars Fuchs gesellen sich für Wilhelmshaven noch Christian Prest (Gelb-Rot) und Radovan Vujanovic (fünfte Gelbe Karte) hinzu. Immerhin scheint Marcel Probst bald wieder zur Verfügung zu stehen (im Plauen-Spiel Schlag an die Wade und ausgewechselt), kann auch Maximilian Watzka (Trainingsverbot wegen seiner Knieverletzung) demnächst wieder mitmischen. Da aber der Zug nach oben ohnehin abgefahren ist, schlagen die Ausfälle nicht so negativ zu Buche, wie das wohl sonst der Fall gewesen wäre.

Unterdessen meldete sich ges-tern Ex-Aufsichtsratsmitglied Heiner Bertram zu Wort und bemängelte "amateurhaftes Verhalten auf fast allen Ebenen". Der Unternehmer betonte: "Wenn in dieser Liga nur eine Mannschaft aufsteigen kann, reicht es nicht, oben mitzuspielen, sondern man muss die Liga beherrschen – genau das ist das Manko."

Bertram sieht nicht zuletzt Versäumnisse in der Vergangenheit: "Die Trennung von Trainer Dirk Heyne kam zu spät, Paul Linz war ein Irrtum. Das kann passieren, hätte aber früher und konsequenter korrigiert werden müssen. Es gab Stimmen im Aufsichtsrat, die das immer wieder angemahnt haben. Sie wurden nicht gehört." Kritik auch in Richtung Rehboldt. Bertram: "Der Aufsichtsrat ist mit honorigen und erfolgreichen Unternehmern besetzt. Der direkte Einfluss kommunaler Unternehmen, die zwar relativ großzügig als Sponsoren auftreten, aber auch bestimmenden Einfluss bis hinein ins Präsidium haben, lähmt deren Entscheidungen bis zum Stillstand." Meinung