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Ungerechte Prämien bei Paralympics? Behindertensportler wollen mehr Geld

05.03.2010, 05:16

Z: Magdeburg ZS: MD PZ: Magdeburg PZS: MD Prio: höchste Priorität IssueDate: 04.03.2010 23:00:00
Berlin (dpa). In den Medien unterrepräsentiert, von der Deutschen Sporthilfe unterbezahlt: Deutschlands Behindertensportler wollen sich bei den bevorstehenden Paralympics in jeder Hinsicht besser in Szene setzen. Acht Tage vor den Winterspielen der behinderten Sportler in Vancouver und Whistler erneuerte Friedhelm Julius Beucher seine Kritik an der geringen Höhe der Prämien für seine Aktiven im Vergleich zu den Olympia-Startern. "Ich kann den Grundsatz der Ungleichbehandlung nicht wegdiskutieren", sagte der Präsident des Deutschen Behindertensportverbandes (DBS) gestern in Berlin.

Während die Deutsche Sporthilfe für einen Olympiasieg 15 000 Euro ausschüttet, bekommt ein Paralympics-Sieger nur 4500 Euro. "Das ist ein Unterschied, den wir als ungerecht empfinden. Das Verhältnis passt nicht", sagte der frühere Vorsitzende des Sportausschusses im Deutschen Bundestag. Ein Paralympics-Dritter würde 1500 Euro erhalten. Dies sei die gleiche Summe, wie sie ein Olympia-Achter bekomme. "Das Geld für Gold, Silber und Bronze bei den Paralympics ist weniger als die Hälfte von dem Geld für einen Olympiasieg", rechnete Beucher vor.

Er anerkenne sehr wohl, dass die Sporthilfe seit 2004 Prämien zahle und die Behindertensportler unterstütze. "Das ist gut, richtig und konsequent", sagte Beucher und fügte an: "Ich kann aber nicht vor lauter Dankbarkeit auf dem Boden liegen bleiben. Ich kann nicht vor lauter staatstragender Einsicht verschweigen, was nicht gut ist"

Nach den Paralympics wird er sich mit dem Sporthilfe-Vorsitzenden Werner Klatten und Geschäftsführer Michael Ilgner auf die Suche nach Lösungen für das Problem begeben. "Ich will nicht an die Dotierung der Olympiasieger heran. Ich will auch keinen Streit mit denen. Wir haben uns verabredet und gucken, dass wir eine Lösung hinbekommen. Ich gehe ergebnisoffen in dieses Gespräch", erklärte er.

Auch in Sachen Medienpräsenz wollen die Behindertensportler offensiver werden. Immerhin sind nach einer am Donnerstag vorgestellten repräsentativen Umfrage (1003 Bundesbürger zwischen 14 und 65 Jahren) des Instituts "Sport+Markt" 35 Prozent der sportinteressierten Fernsehzuschauer an TV-Übertragungen von den Paralympics mindestens interessiert. "Das mit TV-Quoten zu hinterlegen, ist aber schwer", bekannte Stephan Schröder von dem Kölner Marktforschungsinstitut.

"Sporterfolge helfen immer, mehr von den Medien und den Sponsoren berücksichtigt zu werden", sagte der DBS-Vorsitzende. Sein 20-köpfiges Vancouver-Team aus alpinen und nordischen Skisportlern, Biathleten und Curlern habe "großes Potenzial". Beucher: "Wir haben viele Erfolge abseits der Medienlandschaft, aber wir robben uns nach vorn. Wir arbeiten daran, nach den Paralympics nicht wieder in die Mediennische zu fallen."