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Reformen im Schiedsrichterwesen angekündigt Rückendeckung für Zwanziger

12.03.2010, 05:20

Z: Magdeburg ZS: MD PZ: Wernigerode PZS: WR Prio: höchste Priorität IssueDate: 11.03.2010 23:00:00
Frankfurt/Main (dpa). Rückendeckung für DFB-Chef Theo Zwanziger, umfangreiche Reformen im Schiedsrichterwesen und Rätselraten um die Zukunft von Volker Roth: Auf einer Krisensitzung des Präsidiums und einer anschließenden Vorstandstagung wollen die Granden des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) heute erstmals seit dem Bekanntwerden der Affäre Manfred Amerell Tacheles reden. Vor dem Showdown konnte der wegen seines Krisenmanagements in die Kritik geratene DFB-Präsident zunächst durchatmen, da ihm die Deutsche Fußball Liga die volle Unterstützung signalisiert hat. "Theo Zwanziger ist alternativlos", sagte Ligapräsident Reinhard Rauball.

Zwanziger, der in der Öffentlichkeit zuletzt heftig unter Beschuss geraten war, könnte also durchaus gestärkt aus dem Sitzungsmarathon hervorgehen. Zumal er auch von Franz Beckenbauer Zuspruch erhielt. Zwanziger sei ein guter und starker Präsident, erklärte er. Sollte es dennoch zu einem Führungswechsel kommen, habe er selbst keine Ambitionen, den Posten zu übernehmen.

Am Mittwoch ging die Auseinandersetzung zwischen DFB und Amerell in die nächste Runde. Der Verband kündigte an, den früheren Bundesliga-Referee wegen übler Nachrede und Verleumdung anzuzeigen. Amerell hatte in der "Sportbild" Zwanziger eine einseitige Aufklärung im Schiedsrichter-Skandal vorgeworfen. Im deutschen Sportfernsehen DSF unterstellte Amerell dem DFB-Chef außerdem, einem Schiedsrichter aus seinem Heimatverein den Aufstieg in die Bundesliga ermöglicht zu haben, obwohl angeblich andere Unparteiische besser bewertet wurden.

Zwanziger wird heute seinen 18 Kollegen im Präsidium und den insgesamt 57 Vorstandsmitgliedern ausführlich Rede und Antwort darüber stehen müssen, warum der DFB so spät von den gegen Amerell erhobenen Vorwürfen der sexuellen Belästigung erfuhr. Schiedsrichter-Chef Roth hatte die von Michael Kempter gemachten Aussagen erst einen Monat später weitergeleitet. Roth wird am Freitag nicht in Frankfurt weilen. Zu Spekulationen um einen vorzeitigen Rücktritt wollte sich der 68-Jährige am Donnerstag nicht äußern.

Ursprünglich wollte Roth das Amt auf dem DFB-Bundestag im Oktober an Herbert Fandel übergeben. Der designierte Nachfolger stünde aber schon vorher bereit, sollte Roth seinen Hut auf einem außerordentlichen Bundestag am 30. April nehmen oder abberufen werden.

Heute wird Fandel sein Zukunftskonzept für das deutsche Schiedsrichterwesen vorstellen. Die Kernpunkte: Bei den Schiedsrichter-Ansetzungen soll jegliche Art der Multifunktionalität vermieden werden, die Benotung durch die Schiedsrichterbeobachter an Bedeutung verlieren. Zudem sollen die Inhalte und Programme der Lehrgänge modernisiert sowie junge Referees künftig von mehreren Mentoren betreut werden, um Abhängigkeiten zu vermeiden. Fandel sieht den Ruf der deutschen Unparteiischen durch die Affäre Amerell auch im Ausland geschädigt. "Die Geschichte wird uns schaden."