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Paralympics in Vancouver Zweites Gold für Braxenthaler – und Eskau holt sich Bronze

18.03.2010, 05:20

Z: Magdeburg ZS: MD PZ: Magdeburg PZS: MD Prio: höchste Priorität IssueDate: 17.03.2010 23:00:00
Einmal in Fahrt, war Martin Braxenthaler nicht mehr zu bremsen: Nicht vom Sauwetter, nicht vom Kampfgericht und schon gar nicht von der Konkurrenz. Bei Starkregen, peitschenden Windböen, 3,7 Grad Celsius und extrem dichtem Nebel raste der Kulmainer auf dem Alpinhang von Whistler Creekside zu seinem zweiten Paralympics-Gold hintereinander.

Vancouver/Whistler (dpa). "Das war ein unglaublicher Tag. Ich habe zwei Starts gehabt, zwei Goldene geholt – das kann man nicht toppen", sagte der Gesamt-Weltcupsieger. Mit dem Erfolg im Riesenslalom polierte der Monoski-Fahrer die deutsche Medaillenbilanz auf viermal Gold und zweimal Silber auf.

Andrea Eskau ist in Vancouver überraschend zu Biathlon-Bronze gefahren. Die 39-Jährige aus Magdeburg musste sich im 10-km-Lauf der sitzenden Athletinnen nur der siegreichen Russin Maria Jowlewa und der Ukrainerin Olena Jurkowska geschlagen geben. Eskau betreibt erst seit einem Jahr ernsthaft nordischen Skisport.

Da sie 2008 in Peking eine Goldmedaille im Handbike gewann, hat Eskau bei ihren weiteren Starts in Vancouver noch die Chance, ein kleines Stück deutsche Paralympics-Geschichte zu schreiben. Vor ihr holte nämlich nur Reinhild Möller sowohl bei Sommer- als auch Winterspielen Gold. Schon bei der Flowers Ceremony freute sich Eskau ausgelassen und wirkte wie die heimliche Siegerin. Leise Hoffnungen auf eine Medaille hatte sie sich nur im Langlauf gemacht, "im Biathlon ist das vermessen, weil ich mein Gewehr erst im November bekommen habe und beim Schießen noch zu viel Zeit verliere", sagte sie im Vorfeld.

Zwar sei Handbiken weiter ihre Hauptsportart, "aber Skifahren ist eine tolle Abwechslung", sagte sie: "Leider habe ich ein Jahr zu spät angefangen, denn ich werde immer besser und mit einem weiteren Jahr Vorbereitung wäre sehr viel möglich gewesen." Zu Bronze reichte es auch so.

Die deutschen Rollstuhl-Curler um Skip Jens Jäger haben ihre Halbfinalchancen trotz einer Niederlage gewahrt. Nach dem 7:6 vor gut 5000 Zuschauern gegen Italien verlor das Team gegen Großbritannien unerwartet hoch mit 2:9 und kassierte die dritte Niederlage im sechsten Spiel. Die erst 17 Jahre alte Debütantin Anna Schaffelhuber fuhr nach Rang vier im Slalom als Siebte klar an Edelmetall im Riesenslalom vorbei.

Den gemischten Gefühlen der Curler setzte Braxenthaler ein emotionales Hoch entgegen. Ihn hatte es nicht einmal irritiert, dass er im zweiten Durchgang 20 Minuten auf seinen Start warten musste, weil der Wind im Zielraum eine Sturzbande umgeworfen und ein Paralympics-Banner abgerissen hatte. "Jacke aus, Brille geputzt – und dann war ich da", beschrieb er die Situation, bevor er sich ritterlich-mutig den Hang hinunterstürzte.

Derweil flauten die internen Turbulenzen in der Mannschaft des Deutschen Behindertensportverbandes (DBS) nach öffentlicher Schelte und Sabotage-Vorwürfen ab. Frank Höfle, mit 20 Medaillen Deutschlands erfolgreichster Starter bei Winter-Paralympics, distanzierte sich von seiner Kritik an der Förderung des Behindertensports durch Sponsoren. "Ich habe es in dieser Form nicht gesagt und werde größtenteils falsch wiedergegeben, diese negativ wirkende Aussage ist zusammenhangslos", wehrte sich der 42-Jährige. "Ganz im Gegenteil" sei er den DBS-Partnern sehr dankbar: "Denn ohne ihre Förderung hätte ich mich nie so intensiv auf die Paralympics vorbereiten können."

Athletensprecher Höfle war in Medienberichten zitiert worden, er fühle sich "gekauft", weil er als Mitglied des Top-Teams, das maßgeblich von zwei Groß-Sponsoren finanziert wird, monatlich 1500 Euro bekomme. Das "gekauft" wies er energisch von sich und betonte vielmehr, "wie elementar wichtig" diese Förderung sei.