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Extremwinter greift Stadtstraßen an / Beim Tauwetter werden Schäden sichtbar / Bauhöfe schicken Mitarbeiter vor Ort Amt zum Schlagloch-Desaster: "Mehr als Notreparatur ist vorerst nicht drin"

Von Karl-Heinz Kaiser 04.01.2011, 04:23

20 sogenannte Eistage im Dezember, bis minus 25,5 Grad am Boden – allein die bisherige Frostperiode 2010/2011 hat der Asphaltdecke auf Magdeburgs Stadtstraßen enorm zugesetzt. Experten rechnen mit Schäden wie mindestens im vorigen Winter. Auf derzeit freigetauten Hauptstraßen zeigen sich schon jetzt viele Schlaglöcher. Das Tiefbauamt setzt bei offenem Wetter Trupps für Schnellreparaturen ein.

Magdeburg. Der ungewöhnlich frühe und extrem kalte Winter sorgt auf den Stadtstraßen für vorzeitige Probleme: Mit dem jetzt erneut einsetzenden Tauwetter zeigen sich bereits Winterschäden in Größenordnungen. Während gestern auf den schmalen Pisten in Wohngebieten Eispanzer Langsamfahrten erzwangen, musste auf freigetauten Hauptstraßen Schlaglöchern ausgewichen werden. Sie sind teilweise über 10 Zentimeter tief. Auf der Halberstädter Straße, Höhe Russische Bäckerei ist eine Fläche von mehreren Metern praktisch ausgehöhlt. Auf der Otto-von-Guericke-Straße rüttelt es Kraftfahrer durch. Die Strecke nach Südost (Schönebecker Straße/Alt-Salbke/Westerhüsen) ist schon teilweise ramponiert. Auf der Kreuzung Warschauer Straße sind die Schäden nicht unbeträchtlich. Auf dem Magdeburger Ring sind in Höhe der Brenneckestraße Schäden repariert worden, weitere sind zu erwarten.

Rissiger Asphalt besonders gefährdet

Ein erster Blick nach der langen Behörden-Festagspause auf die Fahrbahnen lässt auch beim zuständigen Tiefbauamt keine Freude aufkommen: Noch ist eine Reihe von Straßen mit Eis bedeckt. "Aber schon jetzt ist klar, dass die Schäden enorm sind", sagte Tiefbauamtsleiter Thorsten Gebhardt gestern auf Volksstimme-Nachfrage. Es bleibe zu hoffen, dass sie nicht noch größer werden als im vorigen Winter, erklärte er.

Schlimm werde es, wenn es weitere Frost-Tau-Perioden gebe. Gefrierendes Wasser setze dem rissigen Asphalt besonders schwer zu.

Das Amt sei operativ auch gestern im Eisatz gewesen, um größere Löcher mit Kaltmischgut zu flicken, hieß es.

Schon beim ersten Tauwetter Mitte Dezember hatte sich ein Debakel auf den Stadtstraßen angedeutet. Auf dem Ring wurde sogar ein zehn Zentmeter tiefes Loch gemeldet, das 1,30 Meter breit und 35 Zentimeter lang gewesen sein soll. Innerhalb einer halben Stunde wurde der Winter-Bereitschaftsdienst an die Schadstelle geschickt. Auf der Schnellstraße muss besonders schnell gehandelt werden.

Gift für die Straßen: Minus 25,5 Grad

Noch sitzt bei der Stadt der Schock tief auch über die Schäden, die der lange Winter 2009/2010 angerichtet hat. Bis weit über die Jahresmitte 2010 hinaus hatte die Beseitigung der Frostaufbrüche gedauert.

Die Schadenssumme war seinerzeit zunächst auf 2,5 Millionen Euro geschätzt worden unter der Voraussetzung, dass die betroffenen Straßen grundhaft erneuert werden. Sie relativierte sich auf rund eine Million Euro. Es wurde nämlich wegen knapper Kassen beschlossen, die Aufbrüche u. a. mit Dünnschichtbelägen sowie mit Kaltmischgut zu schließen. Das garantiert aber nicht die lange Haltbarkeit konventioneller Methoden mit heißem Asphalt.

Auch deshalb wird der Winter 2010/2011 enorme Löcher an oft denselben Stellen aufreißen, die vor Monaten bereits geflickt worden waren, sind sich Experten sicher. Das Problem betrifft nicht allein die sachsen-anhaltische Landeshauptstadt, bundesweit klagen die Kommunen über marode Straßen.

Schon jetzt hat der Winter in Magdeburg einen ungewöhnlichen Verlauf genommen. Laut Willi Willmann vom Deutschen Wetterdienst wurden am 21. Dezember am Boden sogar minus 25,5 Grad gemessen. Es habe bislang 20 Eistage gegeben, das sei für Dezember ungewöhnlich, sagte der Meteorologe. Als Eistage werden jene bezeichnet, an denen die Temperaturen nicht die 0-Grad-Marke erreichen, sondern darunter bleiben.

Das Tiefbauamt habe sich auf den Winter eingestellt, erklärte Thorsten Gebhardt. Einerseits werde sofort auf größere Frostschäden mit Hilfe der Hausmeisterfirmen reagiert. Das sind vertraglich gebundene Unternehmen aus der freien Wirtschaft. Sie verfügen über entsprechende Technik.

"Andererseits", so Gebhardt weiter, "reparieren wir auch mit eigenen Mitarbeitern aus den Bauhöfen selbst Frostaufbrüche." Verwendet werde dazu Kaltmischgut, sagte er.

Telefon-Hotline ist wieder geschaltet

Das Amt habe sich damit ausreichend bevorratet, hieß es gestern. Auch so soll versucht werden, die Winterschäden an Straßen frühzeitig in Grenzen zu halten. Mehr als Notreparaturen seien in der Regel derzeit nicht möglich, hieß es. Das Amt bittet darum, Schäden zu melden. So könne über eigene Beobachtungen hinaus schnell gehandelt werden. Die Stadt hat die Schlagloch-Hotline geschaltet: 5 40 54 12. Genauso kann die "115" gewählt werden.