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Domförderverein sammelt in der Rekordzeit von zehn Monaten mehr als 150 000 Euro für Stufensanierung im Nordturm Ab Sommer 2012 können Besucher dem Dom wieder aufs Dach steigen

07.01.2011, 04:23

Die Sanierung der 430 Stufen im Nordturm des Magdeburger Domes kann starten. In rekordverdächtigen zehn Monaten sammelte der Domförderverein mehr als 150 000 Euro an Spendengeldern, indem er Patenschaften für einzelne Stufen zu je 350 Euro anbot. Noch in diesem Jahr sollen die Arbeiten starten, ab Sommer 2012 können dann wieder Besucher die 81,5 Meter hohe Turmplattform erklimmen.

Altstadt. Bald können Magdeburger und Touristen wieder die Aussicht vom Nordturm des Domes genießen – und die ist nicht nur wegen der Höhe der Aussichtsplattform von 81,5 Metern atemberaubend, sondern auch wegen der 430 Stufen, die hinaufführen. Der Zahn der Zeit hat seine Spuren am vielbetretenen Mauerwerk hinterlassen, zuletzt stürmten zum Domjubiläum 2009 Tausende den Turm. Danach wurden die Stufen wegen akuter Baufälligkeit gesperrt. Sie sind im Wesentlichen noch im Originalzustand und wurden nur an einigen Stellen ausgebessert, deshalb gibt es zahlreiche Löcher und Abnutzungserscheinungen. Auch die Verankerungen der metallenen Bauteile benötigen dringend eine Renovierung.

Dieser will sich der Domförderverein annehmen, doch geschätzte 150 000 Euro Sanierungskosten stellten auch für den Vorsitzenden Stephen Gerhard Stehli und die Mitglieder eine ordentliche Hausnummer dar. "Wir dachten beim Start der Aktion "Eine Stufe, meine Stufe" am 25. Februar 2010, wir haben die nächsten Jahre erstmal mit der Aktion zu tun – aber denkste!", erinnert sich Schatzmeisterin Ursula Klinger. Auch die ehrenamtlichen Mitarbeiter und Domführer sagten immer wieder: "Die Menschen wollen auf den Turm, also tut was!"

Was tun, das können Stephen Gerhard Stehli und Ursula Klinger nun. Jetzt werden die Ausschreibungsunterlagen für die Vergabe der Aufträge vorbereitet, und bereits im Frühjahr könnten die Sanierungsarbeiten starten. Läuft alles nach Plan, wird der Nordturm des Domes im Sommer 2012 wieder für Besucher zugänglich sein. Die ersten, die den Blick von der Plattform genießen können, sollen die Stufen-Paten selbst sein. Ihre Namen werden außerdem auf einer Tafel im Turm verewigt.

Mehr als 400 Einzelpersonen, Firmen, die Stadtverwaltung, der Landtagspräsident, Schulklassen und viele andere haben sich mit ihrer Spende zum Dom bekannt. "Das ist unser Dom, sagen die meisten Paten, die aus Magdeburg kommen", erzählt Ursula Klinger. Aber auch Touristen aus ganz Deutschland und dem Ausland bis in die USA und nach Kanada haben sich in das Magdeburger Wahrzeichen verliebt und wollten spontan zur Erhaltung beitragen. Bemerkenswert: Mindestens ein Drittel der Patenurkunden wurde zu Geburtstagen oder Firmenjubiläen verschenkt. Und 27 Ratenzahler, die den Betrag von 350 Euro nicht sofort parat hatten, ließen sich trotzdem nicht nehmen, sich an der Stufensanierung zu beteiligen. "Hinter jeder Stufe und jedem Paten steckt eine Geschichte. Wir möchten deshalb auch ein kleines Büchlein über die Beweggründe der Spender herausbringen", kündigt Ursula Klinger an.

Doch zuerst beraten die Experten des Architektenbüros Sußmann, wie die Stufen am besten saniert werden – wahrscheinlich von oben nach unten.Doch das ist zeitaufwendig und wetterabhängig, denn in den engen oberen Wendeltreppen kann nur ein Handwerker arbeiten.

"Das ist der Abschluss dieser Aktion, aber nicht das Ende", sagt Stephen Gerhard Stehli, weitere Aktionen im Sinn – von verwitternden Epitaphien bis Buntglasfenster, der Domförderverein sieht noch viele Projekte vor sich, in Zusammenarbeit mit Eigentümer Domstiftung und Gemeinde.

Jana Kanefeyer war die erste, die Geld für die Sanierung einer Domstufe spendete. Die 36-jährige Magdeburgerin ist als Ehrenamtliche im Dom tätig und führte Besucher auf den Nordturm, bevor er geschlossen wurde. "Der Dom bedeutet mir viel. Besonders durch den Turm habe ich Ehrfurcht vor den Erbauern und vor Gott gelernt", sagt sie. Immer seien die Menschen begeistert vom Turm und der Aussicht gewesen. "Dass man dort wieder hinaufkann, dazu wollte ich ein Stück beitragen."