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Schwimmlegende Dagmar Hase besucht Mühlenforum und will Grundstück loswerden Eigentümerin: "Nehmen Sie die Mühle und machen Sie, was Sie wollen"

15.01.2011, 04:24

Ein klares Zeichen für den Erhalt und die Restaurierung der Düppler Mühle haben am Donnerstagabend rund 50 Besucher eines Mühlenforums gesetzt. Nächster Schritt soll die Gründung eines Vereins am 26. Januar sein. Die Eigentümerin des Wahrzeichens, Schwimmstar Dagmar Hase, sagte, sie wolle dem Verein Bauwerk und Grundstück überlassen. Der Abriss der 1845 erbauten Holländerwindmühle, die bis um 1900 in Betrieb war, wäre damit endgültig vom Tisch.

Neu-Olvenstedt/Nordwest. Sie sei überrascht und begeistert vom großen Interesse an der Düppler Mühle, sagte Dagmar Hase auf dem öffentlichen Forum im Restaurant "PoMos" in "Texas". Sie bekannte: "Ich will die Mühle eigentlich nur loswerden. Ich kann und werde da nichts reinstecken." Ihr damaliger Partner habe die Mühle haben wollen und "ich habe unterschrieben", so die frühere Schwimm-Olympiasiegerin.

Die letzte noch stehende Holländerwindmühle in Magdeburg war nach Volksstimme-Informationen 1999 für 1000 D-Mark von der Stadt verkauft worden. Investitionspläne für einen Biergarten zerschlugen sich aber.

Dagmar Hase sagte nun, an die Mühlenfreunde gerichtet: "Ich bin froh, wenn ich die Mühle los bin. Nehmen Sie sie und machen Sie damit, was Sie wollen."

Rolf-Dieter Weske, Initiator des Mühlenforums: "Wir wollen einen Verein gründen und würden die Mühle übernehmen, sofern keine Grundschuld oder andere Altlasten auf dem Grundstück liegen."

Mühlenfreund Eberhard Pohl, Geschäftsführer des Technologieparks Ostfalen, wollte im Gasthaus keine großen Diskussionen aufkommen lassen, sondern schnell zum Punkt kommen: "Wir müssen schnell handeln und wieder ein Dach auf die Mühle bekommen!" Dieses war 2009 eingestürzt.

"Wir haben definitiv eine Chance"

Mit potenziellen Spendern habe er bereits Kontakte, so Pohl. "Ein Verein muss her, denn wir brauchen Leute, die das Portemonnaie aufmachen."

Dass darunter die Stadt nicht sein wird, ist keine Überraschung. Wegen fehlender Mittel hatte Magdeburgs Finanzbeigeordneter Klaus Zimmermann die Übernahme der Mühle durch die Stadt auch offiziell abgelehnt.

Für das Engagement eines Mühlenvereins sagte Zimmermann am Donnerstag aber die volle Unterstützung der Stadt zu. "Wir unterstützen Sie gern, wo wir es können, zum Beispiel bei möglichen Fördermittelanträgen. Für die Zeit bis zur offiziellen Eintragung des gemeinnützigen Vereins können wir als Stadt ein zweckgebundenes Spendenkonto einrichten und Spendenquittungen ausstellen, damit Sie ab sofort Geld sammeln können", bot Zimmermann an.

Ein Termin für die Gründungsveranstaltung wurde unterdessen auch schon festgelegt. Dazu wird zum 26. Januar, 19 Uhr, in die Kulturscheune Olvenstedt, Stephan-Schütze-Straße 1, eingeladen. Die notwendigen mindestens sieben Gründungsmitglieder zusammenzubekommen, dürfte angesichts des breiten Interesses kein Problem darstellen.

Stephan Zimmerling, Inhaber der Apotheke Am Stern nahe der Mühle, sagte sofort "Ja!" zu einem Förderverein: "Wir haben definitiv eine Chance, die Mühle zu retten, und die nutzen wir. Eberhard Jahn, der Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Mühlenkunde und Mühlenerhaltung, hat uns bei einem Treffen Mut gemacht und gesagt: ,Ja, das kann was werden!‘"

"Ein Wahrzeichen unserer Region"

Für den Magdeburger Bauingenieur und Mühlenfreund Horst Rädke ist es auch keine Frage, mitzuwirken: "Die Düppler Mühle ist ein Wahrzeichen unserer Region, ein Denkmal, für das es sich immer lohnt, sich zu engagieren." Wie eine Reihe anderer Redner forderte Rädke den Erhalt der Mühle "in der ursprünglichen Form". Hintergrund ist die Idee, aus der Mühle einen Kletterturm in Trägerschaft des Vereins "Spielwagen" zu machen. Dagegen ist auch die Olvenstedterin Dr. Rotraud Tönnies, Autorin einer Olvenstedter Chronik: "Die Mühle muss im Ganzen erhalten bleiben, es geht nicht an, dort einen Kletterturm zu schaffen."

Gefordert wurde die Kletterlandschaft bereits in einem interfraktionellen Stadtratsantrag. Mitunterzeichner Wigbert Schwenke erklärte: "Dieser Vorschlag kam gemeinsam mit dem Verein ,Spielwagen‘ zustande, weil es zuvor gar keine Ideen für den Erhalt der Mühle gab. Dieser Antrag hat geholfen, dass wir heute hier sitzen und weitere Vorstellungen zur Rettung der Mühle entwickeln." Damit sei ein wichtiges Anliegen der Ratsinitiative erfüllt. Nach der Veranstaltung sagte Schwenke der Volksstimme: "Wir haben uns bereits abgestimmt, dass wir den Antrag zurückstellen, damit der Verein freie Bahn hat."

Auch Liane Kanter, Geschäftsführerin des Vereins "Spielwagen", sagte auf Volksstimme-Nachfrage, sie sei damit einverstanden. "Wir freuen uns, dass es ein so großes Interesse am Wiederaufbau der Mühle gibt und unterstützen die Initiative."

"Seit fast 40 Jahren wird über den Erhalt der Mühle gesprochen", erinnerte Rolf-Dieter Weske. Er hatte das Forum organisiert. Nun kann sich das Blatt nach Jahrzehten endlich wenden.