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"Echo"-Gewinner Sebastian Rätzel ist mit der Band The Baseballs erneut für den Musikpreis vornominiert "Wir wollen beweisen, dass unser erstes Jahr kein Zufallstreffer war"

21.02.2011, 04:34

Der Magdeburger Sebastian Rätzel gewann im vergangenen Jahr als Mitglied der Band "The Baseballs" mit dem "Echo" den wichtigsten deutschen Musikpreis. Auch für die Neuvergabe Ende März ist die Band vornominiert. Volksstimme-Redakteur Rainer Schweingel telefonierte mit Sebastian Rätzel:

Volksstimme: Sebastian, wo erreichen wir Sie gerade?

Sebastian Rätzel: Wir sind im Moment in Berlin und liegen in den letzten Zügen für unser zweites Album, das noch im Frühjahr erscheinen soll. Das wird für uns ein ganz spannender Schritt nach einem so erfolgreichen Debüt.

Volksstimme: The Baseballs stehen für aktuelle Hits, die auf Rock ’n’ Roll getrimmt werden. Damit haben Sie weltweiten Erfolg. Steht das neue Album in dieser musikalischen Tradition?

Sebastian Rätzel: Natürlich bleiben wir dem Rock ’n’ Roll treu. Allerdings beschränken wir uns jetzt nicht mehr nur auf aktuelle Hits im Rock-’n’-Roll-Stil, sondern nehmen dieses Mal auch große Hits der letzten 10 bis 15 Jahre. Außerdem zeigen wir auch noch andere Aspekte des Rock-’n’-Roll und haben Titel im Surf-Sound, der besonders durch die Beach Boys bekannt wurde, dabei.

Das erste Mal wird auf dem neuen Album auch ein eigener Song sein. Alles in allem bleibt es dabei: Unsere Songs sollen gute Laune machen.

Volksstimme: Die Band hat im vergangenen Jahr überraschend und sensationell, aber auch verdient den "Echo" gewonnen. Was hat sich seitdem verändert?

Sebastian Rätzel: Es war für uns ein unfassbares Jahr. Der "Echo" war für uns ein ganz großer Schritt. Bis dahin waren wir vor allem in Skandinavien bekannt, hauptsächlich in Finnland.

Nach dem "Echo" ging dann weltweit die Post ab. Wir tourten durch ganz Europa, waren Ende 2010 in Australien und Neuseeland, haben 130 Konzerte gespielt, landeten in England auf Platz 4 in den Charts – und das als deutsche Band …

Das konnten wir alles noch gar nicht richtig verarbeiten, weil einfach zu viel passiert ist.

Volksstimme: Hat sich bei all dem Rummel und Ruhm der Mensch Sebastian Rätzel verändert, der einst im Otto-von-Guericke-Gymnasium in der Harsdorfer Straße in Magdeburg sein Abitur ablegte?

Sebastian Rätzel: Man entwickelt sich immer weiter, ich hoffe aber nicht zum Negativen. In der Band sind wir alle ziemlich bodenständig.

Wenn einer von uns mal Anzeichen von Abheben zeigen sollte, wird er schon ganz schnell wieder runtergeholt.

Volksstimme: Sie haben 2010 den "Echo" gewonnen. Bei aller Freude darüber: Ist so ein Preis nicht auch eine Last, weil die Erwartungshaltung im Umfeld steigt?

Sebastian Rätzel: Als Last würde ich den "Echo" nicht bezeichnen, eher als Ansporn. Es ist schwer, als Newcomer solchen Erfolg zu haben.

Noch schwerer ist es, diesen Erfolg zu halten und zu bestätigen. Wir wollen jetzt beweisen, dass unser erstes erfolgreiches Album kein Zufallstreffer war.

Volksstimme: The Baseballs touren durch ganz Europa, werden sogar in Übersee gefeiert. Nur in Deutschland ist die Band noch relativ unbekannt. Woran liegt das?

Sebastian Rätzel: Deutsche Künstler haben es vor der Haustür traditionell immer schwer. Ich nenne nur mal Rammstein oder die Scorpions. Die haben Jahre gebraucht, bis sie in Deutschland einen ähnlichen Erfolg wie im Ausland erreicht haben. Außerdem spielt das Radio eine große Rolle. Dort verhält man sich uns gegenüber noch eher zurückhaltend, während wir im Ausland als internationale Künstler ganz anders wahrgenommen werden.

Aber wir beschweren uns überhaupt nicht. Unsere Konzerte sind auch in Deutschland ausverkauft. Unser Album erreichte Gold. Davon haben wir vor zwei Jahren nicht mal geträumt.

Volksstimme: Sie haben mal im Schulchor des Otto-von-Guericke-Gymnasiums angefangen und immer von der großen musikalischen Karriere geträumt. Die haben Sie nun geschafft. Sind Sie wunschlos glücklich?

Sebastian Rätzel: Musikalisch auf jeden Fall. Mehr noch. Ich habe mit meinen Bandkollegen schon mehr erreicht, als ich mir jemals erträumt habe. Von klein auf war es mein Wunsch, beruflich etwas mit Musik machen zu können. Dass das jetzt geklappt hat, und auch noch in dieser Art und mit diesem Erfolg, dafür bin ich unendlich dankbar.

Volksstimme: Stichwort Erfolg: The Baseballs sind auch für die neue "Echo"-Verleihung 2011 vornominiert, und zwar in der Kategorie "Bestes Video". Welche Chancen rechnen Sie sich aus?

Sebastian Rätzel: Allein die Vornominierung ist für uns ein großer Erfolg. Schließlich kämpfen wir mit 24 Mitbewerbern wie Unheilig, Die Fantastischen Vier, Wir sind Helden oder Lena um den Einzug in die Finalrunde, in die es 5 der 25 vornominierten Künstler schaffen. Jetzt kommt es darauf an, dass uns unsere Fans ins Finale klicken.

Die Finalisten werden ausschließlich per Online-Abstimmung bestimmt. Deshalb hoffen wir, dass uns auch viele Magdeburger helfen und für uns im Internet voten.

Einen inoffiziellen Preis haben wir aber vorab schon sicher: Unser Video dürfte der Clip mit dem geringsten Budget und dem größten Eigenanteil sein. Wir haben das Video komplett selber gedreht.

Volksstimme: Sie haben Ihre Bodenständigkeit schon betont. Bei all dem Rummel: Wie oft sehen Sie noch den Magdeburger Dom?

Sebastian Rätzel: Ich bin zwar – mal abgesehen von Weihnachten – nicht mehr so oft in Magdeburg. Aber ich verfolge schon noch sehr genau, was sich in meiner Heimatstadt tut. Meine Familie lebt ja noch in Magdeburg. Als Fußballfan bedaure ich zum Beispiel gerade die Entwicklung des FCM und hoffe, dass es dort bald wieder bergauf geht.