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Magdeburger Ansichten von der Leipziger Buchmesse Lesungen und Erlebnisse: Bücher und Bilder berühren die Seele

Von Birgit Ahlert 22.03.2011, 04:30

Sehen, hören, lesen – die Leipziger Buchmesse zog auch viele Magdeburger in ihren Bann. Nicht nur als Besucher, sondern auch mit eigenen Arbeiten, Büchern und Illustrationen. Ein Streiflicht.

Magdeburg/Leipzig. Der Magdeburger Dom erhebt weithin seine Türme, Otto von Guerickes Antlitz leuchtet den Besuchern entgegen. Mit solch regionalem Bild empfängt der Sich-Verlag aus Stadtfeld die Messebesucher in Leipzig, Halle 3. "Wir wurden immer wieder darauf angesprochen: Was, Sie sind aus Magdeburg?", erzählt Ursula Hensel, die mit ihrem Bruder Wolfgang Sich den Verlag führt. Auch auf die regionalen Veröffentlichungen wie "Otto und Editha zu Magdeburg" von Uta-Luise Zimmermann-Krause oder das Kinderbuch "Conrad Camelion" von Gerald Fiedler, Autor und Schauspieler (u. a. "Olvenstedt probiert’s" und "Hausmeister Schladitz" im Forum Gestaltung).

Das Bild über dem Stand wurde von Magdeburger Studenten unter Leitung des Künstlers Gerald Apelt für die vorige Messe gefertigt. Es ist nicht nur ein Hingucker, sondern lädt die Besucher offensichtlich zum Verweilen ein. "Und das wollen wir ja auch: Dass die Besucher verweilen und sich unser Angebot anschauen." Dafür sorgte in diesem Jahr außerdem ein Bild von Brigitte Längle. Das Titelbild ihres Buches "Jedes Bild berührt meine Seele", das im Original bei den Büchern stand. Dazu gab die Maltherapeutin einen Workshop, bei dem sich die Besucher mit Farben ausprobieren konnten.

Malerei und Poesie im Einklang

Die besondere Technik: Mit einem Bambusstab wird Lackfarbe nach Gefühl verteilt, ohne die Leinwand zu berühren. "Nach einer Weile stellen sich die Gedanken ab und man wird richtig glücklich", erzählt Carina Intemann, die am Workshop teilnahm. "Eine beeindruckende Erfahrung." Entstandene Bilder übrigens wurden am Sonntag an die Leipziger Behindertenschule "Albert Schweitzer" verschenkt.

Um "Seelenmalerei" dreht sich auch das Buch von Renate Meißner, das Bilder und Poesie verbindet. Es gehört zu den Neuerscheinungen des dorise-Verlages, der in Halle 4 zu finden war. Verlegerin und Autorin Dorothea Iser ("Kein Gott in der Nähe") war mit großem Aufgebot regionaler Drucke in Leipzig, mit Autoren und Illustratoren aus der Landeshauptstadt. Letztlich zeigte sie sich "sehr zufrieden. Es gab sehr viele Kontakte, viele Besucher, die nach unseren Büchern griffen", freut sie sich. Besonderes Interesse gab es an der "Zwangsbremsung", einem Erzählband von Inge Nedwed, in dem sie über Eisenbahner und ihre Konflikte schreibt. Das Cover ziert entsprechend dem Inhalt ein Zug. "Gerade nach dem großen Unglück bei Hordorf beschäftigen sich viele Leute mit diesem Thema", ist die Literatin sicher.

Gezielt gegriffen haben Liebhaber der Druckkunst nach "Exlibris" von Gerhard Stauf. Und: "Die Besucher haben fast alle unsere Kataloge mitgenommen", erzählt Dorothea Iser. Sie ist nun gespannt, welche Rückmeldungen es in nächster Zeit geben wird, sprich: welche Bestellungen.

Die Magdeburger Vertreter auf der Buchmesse in Leipzig zu finden war nicht einfach. Gab es doch ein Riesenangebot von Verlagen und Autoren und zum Teil eine recht bedrückende Überzahl von Messebesuchern, die sich durch die Gänge, von Stand zu Stand schoben.

Ministerpräsident lässt sich Manga erklären

Am vollsten war die Halle 2, in der sich die Fans von Manga und Anime trafen. Hunderte Cosplayer bevölkerten die Gänge ebenso wie den Glasbau zwischen den Hallen. Cosplay ist ein japanischer Verkleidungstrend, der mit dem Manga- und Anime-Boom auch nach Europa kam. Die bunten Kostüme waren überall der Hingucker und beliebtes Fotomotiv bei den Messebesuchern.

Mitten drin im Trubel: das Comic-Kombinat aus Magdeburg, bereits zum vierten Mal in Leipzig dabei. In diesem Jahr wurde der Platz für Manga/Anime im Vergleich zu den Vorjahren erweitert, erzählt Verkaufsleiter Andy Lotz. Dennoch war es unglaublich voll. Durch die Menge der Menschen, die aussehen wie aus einem Zeichentrickfilm entsprungen, schritt u. a. Ministerpräsident Wolfgang Böhmer und besuchte am Sonnabend den Stand vom Comic-Kombinat. "Er war sehr interessiert und ließ sich erklären, was Manga ist", erzählt Andy Lotz. Auch das Comic-Kombinat ist zufrieden mit dem Messebesuch. Er bietet einen guten Vergleich zur Konkurrenz und zeigte, dass die Magdeburger "einen Schritt voraus" sind, freut sich Lotz.

Die Lage in Japan habe jedoch alle auch sehr betroffen gemacht, betont er. Schließlich seien Manga/Anime-Anhänger allesamt Japan-Fans.

Bei Lesungen Autoren hautnah erleben

Auch dem Sich-/Klotz-Verlag hatte Wolfgang Böhmer einen Besuch abgestattet und traf dort u. a. auf Dorit Zinn, die ihr Buch "Uta, Käse, Buttermarke" vorstellte. Christine Liebsch stellte ihr "Bitteres Schweigen" vor, und als prominente Besucherin kam Kultusministerin Birgitta Wolff vorbei.

"Das Interessante ist ja nicht nur das Literaturangebot", sagt Sabine Raczkowski, "man trifft vor allem viele Leute." Aus der Heimatstadt, aber auch Prominente. Imponiert hat der Magdeburger Autorin die Begegnung mit Radlegende Täve Schur. "So ein netter und fitter Mann", schwärmt sie, "man merkt ihm seine 80 Jahre nicht an." Am interessantesten für sie sei jedoch die Begegnung mit Sven Regener gewesen, Romanautor und Sänger der Band Element of Crime, der wie Schur in der ARD-Arena las. Über sein Buch "Meine Jahre mit Hamburg-Heiner" freute sie sich, bevor sie sich zur eigenen Lesung begab.

Am Abend stellte sie bei einer der zahlreichen Lesungen, die am Samstagabend überall in der sächsischen Metropole stattfanden, ihr Buch "Die rote Schatulle" vor. Gemeinsam mit Titus Simon, Dozent der Hochschule Magdeburg-Stendal, unterhielt Sabine Raczkowski die Besucher des "Metropolis", las vom Barhocker aus. "Es war eine sehr schöne Atmosphäre", erzählt sie. "Das Publikum hat sich amüsiert, es war sehr lustig", freut sie sich.

Während die Autoren gestern bereits zur Tagesordnung übergehen konnten, waren die Aussteller nach ihrer Rückkehr aus Leipzig mit dem Auspacken und Auswerten beschäftigt. Kraftraubend ist so eine Messe, sind sich die Teilnehmer einig, jetzt brauchen sie eine Erholungsphase. Dann wird langfristig schon auf die nächste Messe vorbereitet. Der Leipziger Termin steht bereits fest: 15. bis 18. März 2012.