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Stadt, Vermieter, SWM und MVB aktualisieren Quartiersvereinbarung 74 Projekte im Stadtumbau: 32 davon sind Komplettabrisse

Von Jens-Uwe Jahns 23.04.2011, 04:26

Neu-Olvenstedt schrumpft weiter. Von ursprünglich 12 741 Wohnungen wurden bis Ende 2009 zunächst 4900 abgerissen. Für das Jahr 2020 wird ein Bedarf von etwa 5100 Wohnungen prognostiziert. Über 2700 müssen also noch "weg". Damit aber der "Stadtumbau" nicht zum Wettlauf der einzelnen Vermieter um Abrissfördermittel und Standort-Interessen verkommt, gibt es seit 2008 eine Quartiersvereinbarung. Sie nimmt alle Vermieter, Stadt, SWM und MVB in die Pflicht.

Neu-Olvenstedt. Quartiersvereinbarungen sollen Abrisse und Umbauten koordinieren, aber dennoch die Lebensfähigkeit der Quartiere sichern. So sieht Magdeburgs Baubeigeordneter Dieter Scheidemann die "Erfolgsgeschichte" des Vertragswerkes. 2008 erstmals unterzeichnet, haben dieses am Dienstag Wohnungsgesellschaften, SWM, MVB, Stadt und Getec AG aktualisiert. Bis 2020 gilt die Vereinbarung.

Neu-Olvenstedt genießt in dem Papier eine "hohe Priorität", damit der Stadtteil an die rückläufige Wohnungsnachfrage angepasst werden kann. Wie beachtlich der Wegzugstrend aus Olvenstedt ist, zeigt ein Beispiel aus der Quartiersvereinbarung: Die Wohnungsbaugenossenschaft "Otto von Guericke" hatte noch vor einem Jahr einen Etagenrückbau für den Bruno-Taut-Ring 68-77 vorgesehen. Inzwischen ist daraus ein Komplettabriss geworden. Da man keine Vermietungschancen sieht, muss auch diese Genossenschaft den bitteren Weg der eigenen Kapitalvernichtung gehen.

Und so geht es allen Vermietern in Olvenstedt. Auf vier eng beschriebenen Seiten listet die Quartiersvereinbarung 74 Vorhaben auf: Hinter 32 davon steht "Abriss" und hinter 20 "Teilrückbau". "Komplexsanierung" gibt es nur zweimal (Bruno-Beye-Ring 1 und 3, beides Wobau). Neun Projekte sind als "Wohnumfeldgestaltung" gekennzeichnet – in der Regel verbirgt sich dahinter eine Begrünung von Brachflächen nach Abriss.

Andererseits steckt unter dem Begriff "Teilrückbau" auch ein Stück Hoffnung für Neu-Olvenstedt. Denn so, wie es die "Stadtfeld" im Fall der Hans-Grade-Straße 22-23 macht, machen es die anderen auch: Erst ein etagenweiser Rückbau und im Anschluss die Sanierung des verbliebenen Hauses. In diesem Fall sollen noch 2011 die Arbeiten abgeschlossen sein.

Zwei Projekte in der Quartiersvereinbarung geben Neu-Olvenstedt eine Chance, die es bisher nicht hatte: Eigenheimbebauung. Die Wobau sieht Vermarktungschancen an der Olvenstedter Chaussee 40-102, die Wohnungsgenossenschaft "Stadtfeld" gemeinsam mit der Wobau im Areal zwischen Gerstengrund, Rennebogen und Bruno-Beye-Ring (Sternbogen). Ob daraus etwas wird, hängt von der Nachfrage und der Vermarktungsstrategie der beiden Vermieter ab.

Ein ungewöhnliches Vorhaben ist unter "Maßnahmen der öffentlichen Hand" zu finden. Die Stadt plant in der Hans-Grade-Straße 84 einen "Stadtumbauwald". Was mag wohl hinter diesem Begriff stecken? Die Volksstimme wird die Frage nach Ostern aufklären.