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Olympia-Familie mit Millionär und Schmuckmacherin

29.01.2014, 13:28

Berlin - Vom Fliegengewicht zur Muskelmaschine, vom Teenie mit Zahnspange bis zum 48 Jahre alten Olympia-Debütanten - die 152 deutschen Olympioniken stellen in Sotschi eine bunte Mischung.

Wenn das Team aus 77 Frauen und 75 Männern am 7. Februar bei der Eröffnungsfeier einläuft, wird der einheitliche Schein der knallbunten Mannschaftsjacken trügen.

DAS NESTHÄKCHEN: Durch eine Zahnspange lächelt Gianina Ernst selbstbewusst in die Kamera - die Skispringerin ist die Jüngste im deutschen Team. An Silvester wurde sie 15 Jahre alt. Wäre sie einen Tag später geboren, hätte das Olympia-Reglement ihr aus Altersgründen den Start verwehrt. "Sie ist ein pfiffiges Mädchen", sagt Bundestrainer Andreas Bauer.

DER DORFÄLTESTE: Von deutschen Athleten im Olympischen Dorf ist keiner älter als John Jahr. 13 Jahre, bevor Gianina Ernst überhaupt geboren wurde, war "Johnny" bereits Curling-Europameister. Der heute 48-Jährige feiert in Sotschi als Skip der deutschen Curler sein Olympia-Debüt. Vor dem Auftakt gegen Favorit Kanada sagt der Oldie: "Wir werden das beste Curling spielen, was wir können."

DAS FLIEGENGEWICHT: Das ebenfalls erst 15 Jahre alte Shorttrack-Küken Anna Seidel bringt 43 Kilo auf die Waage. Sie wiegt damit ein Kilogramm weniger als Skispringerin Gianina Ernst.

DIE MUSKELMASCHINEN: Vom Gewicht her passen fast zehn Anna Seidels in einen Viererbob. Dort nehmen bei den Männern vier Muskelmaschinen mit etwa 400 Kilo Körpergewicht Platz. Unter ihnen sind mit den Anschiebern Marko Hübenbecker (116 Kilo) und Jannis Bäcker (108 Kilo) die schwersten Jungs im deutschen Team. Mit je 1,98 Meter Körpergröße sind die beiden gleichzeitig die größten deutschen Starter.

DIE KLEINSTE: Ist Aljona Savchenko. Die Eiskunstlauf-Hoffnung misst fast einen halben Meter weniger als die Bob-Anschieber: 1,52 Meter. Ihre bescheidenen 46 Kilo dürften ihrem Partner Robin Szolkowy auf dem Eis keine Probleme bereiten.

SOLDATEN, POLIZISTEN, SCHMUCKMACHERIN: Nur wenige Starter leben von ihrem Salär als Profisportler. Die meisten sind Sportsoldaten (u.a. Andrea Henkel, Richard Freitag), Zollbeamte (u.a. Felix Neureuther, Maria Höfl-Riesch) und Bundespolizisten (u.a. Claudia Pechstein). Aber es gibt Ausnahmen. Die Curling-Mannschaft etwa besteht unter anderem aus einem Textil-Einkäufer, einem Raumfahrt-Ingenieur und einem Rechtsanwalt - neben Jahr, der Enkel des gleichnamigen Verlegers John Jahr (Gruner + Jahr), Immobilienmakler und Millionär ist. Eishockey-Verteidigerin Daria Gleissner stellt Modeschmuck her.

STUDENTEN UND SCHÜLER: Skispringer Severin Freund und Andreas Wank studieren International Management, der Kombinierer Tino Edelmann Sport und Musik - rund 30 deutsche Olympioniken sind Studenten. Sieben Starter gehen sogar noch zur Schule.

DIE COOLEN: Sie rasen die Abhänge hinunter und zeigen schwierige Sprünge - trotzdem wirken Ski-Freestyler immer, als ob sie nichts aus dem Gleichgewicht bringt. In ihrer Vita stehen Sachen wie bei Lisa Zimmermann: "Stand als erste Slopestylerin mit 16 Jahren einen "Double Cork 1260"" - klingt ziemlich cool, sieht auch so aus.

FAMILIEN: Manche Starter nehmen Teile ihrer Familie gleich mit zu Olympia. Stephanie Beckert zum Beispiel. Die Eisschnellläuferin aus Erfurt geht wie ihr zwei Jahre jüngerer Bruder Patrick aufs Eis. Kombinierer Björn Kircheisen feuert während der Spiele seine Lebensgefährtin und Snowboard-Weltmeisterin Isabella Laböck an.

DIE MIGRANTEN: Sechs Teilnehmer sind außerhalb Deutschland geboren, häufig unter den Eiskunstläufern: Aljona Savchenko startete 2002 in Salt Lake City noch für die Ukraine. Nelli Zhiganshina aus Moskau und Stefano Caruso aus Rom besitzen seit 2013 die deutsche Staatsbürgerschaft.

DER VIELSEITIGE: Joshua Bluhm absolvierte als Jugendlicher Probetrainings bei Fußballclubs. 2011 wechselte er als Sprinter zur Leichtathletik - und sitzt in Sotschi im Bob von Thomas Florschütz. "Das ist, als ob man sich auf den Boden kauert und verhauen wird", sagt der 19-Jährige.

GEBURTSTAGSKINDER: Zehn deutsche Teilnehmer haben während Olympia Geburtstag. Der Ski-Freestyler Thomas Fischer kann bei der Eröffnung seinen 28. Geburtstag feiern, Eisschnellläuferin Claudia Pechstein ihren 42. einen Tag vor der Abschlussfeier.

DIE ERFOLGREICHSTEN: Apropos Claudia Pechstein: Die 41-Jährige ist mit fünf Gold-, zwei Silber und zwei Bronzemedaillen Deutschlands erfolgreichste deutsche Winter-Olympionikin. Von den 20 Olympia-Startern mit den meisten bislang errungenen Medaillen sind 2014 auch Bob-Anschieber Kevin Kuske und Andrea Henkel dabei.