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Anklage fordert Haftstrafen nach Überfall auf syrische Familie

31.01.2014, 02:11

Halle - Nach einem Überfall auf eine aus Syrien stammende Familie bei einem Volksfest in Eisleben (Landkreis Mansfeld-Südharz) hat die Staatsanwaltschaft für den Hauptangeklagten dreieinhalb Jahre Haft gefordert. Der während der Tat 18 Jahre alte Mann soll nach Jugendstrafrecht wegen gefährlicher Körperverletzung verurteilt werden. Er sei aus heiterem Himmel auf einen Mann losgegangen, sagte Oberstaatsanwalt Thomas Westerhoff am Freitag im Prozess am Landgericht Halle. Dieser habe nur dank einer Notoperation überlebt. Für die beiden mitangeklagten Männer wurden nach Erwachsenenstrafrecht drei Jahre und neun Monate sowie zwei Jahre und zehn Monate Haft gefordert.

Die Staatsanwaltschaft sieht ein fremdenfeindliches Motiv bei dem Überfall im April 2012 als erwiesen an. Die Familie sei nur aufgrund der andersfarbigen Haut sowie der fremden Sprache attackiert worden, sagte Westerhoff. Zudem hätten Zeugen gehört, wie die heute 20, 25 und 34 Jahre alten Männer rassistische Parolen wie "Ausländer raus" auf dem Volksfest "Eisleber Wiese" gerufen hätten.

Es sei einer der brutalsten rassistischen Angriffe der vergangenen Jahre in Sachsen-Anhalt gewesen, sagte Rechtsanwältin Franziska Nedelmann, die eines der Opfer vertritt. Die Männer hätten auch vor dem Einsatz von Schlagring und -stock nicht haltgemacht. Ein Mann sei nach einem Hieb mit einer Waffe blutüberströmt gewesen. Eine Frau sei bewusstlos geschlagen geworden.

Die drei Angeklagten zeigten sich bei dem Prozess überwiegend desinteressiert, kippelten auf den Stühlen und gähnten. Die Opfer waren am Freitag nicht anwesend. Sie würden noch heute unter den Folgen leiden, sagte Rechtsanwalt Peer Stolle. Eine Frau sei arbeitsunfähig, leide an Schmerzen. Rechtsanwalt Sebastian Scharmer sieht schlampige Ermittlungen: So sei unter anderem keine gerichtsmedizinische Untersuchung nach der Tat erfolgt.

Die Verhandlung soll am 7. Februar fortgesetzt werden. Es werden die Plädoyers der Verteidigung erwartet. Am 17. Februar könnte nach knapp acht Monaten Verhandlung das Urteil gesprochen werden.