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Schaffelhuber bessert enttäuschende deutsche Bilanz auf

10.03.2014, 08:31

Krasnaja Poljana - Schon wieder war Anna Schaffelhuber nicht zu schlagen. Das deutsche Covergirl hat am Montag bei den Paralympics in Sotschi seine zweite Goldmedaille gewonnen.

Die Monoski-Fahrerin meisterte den einmal mehr von schweren Stürzen beeinträchtigten Super-G souverän und war von ihrer eigenen Leistung beeindruckt. "Es ist einfach unglaublich", sagte die querschnittgelähmte Bayerin. Mit dem dritten Sieg für die deutsche Mannschaft überstrahlte "Gold-Anna" die Enttäuschungen im Alpin-Team. Wie schon beim Abfahrtsrennen kam Mitfavoritin Andrea Rothfuss nicht ins Ziel, und auch Anna-Lena Forster schied nach einem glimpflich verlaufenen Sturz aus.

Medaillenlos, aber höchst zufrieden war Langläufer Tino Uhlig. Als Fünfter über 20 Kilometer übertraf der 37 Jahre alte Schwarzwälder seine Erwartungen mit einem Platz unter den ersten Zehn deutlich. "In dieser Klasse in die Top Ten zu laufen, ist ein Topergebnis", befand der Klassik-Spezialist. Den drei Medaillengewinnern konnte er jedoch nicht folgen: Sieger Ruschan Minnegulov aus Russland sowie der Finne Ilkka Tuomisto und der Russe Wladislaw Lekomtzew als Zweiter und Dritter waren um mehrere Minuten schneller.

Einen Tag nach ihrem Asthmaanfall war weiterhin unklar, ob Andrea Eskau an diesem Dienstag im Biathlon über zehn Kilometer starten kann. Eine Entscheidung wird nach Auskunft von Karl Quade, Chef de Mission der deutschen Mannschaft, erst kurzfristig fallen. "Jetzt kann man weder ab- noch zusagen", sagte der Teamleiter.

Vor allem die jubelnden Zuschauermassen auf den Tribünen im Biathlon- und Langlauf-Komplex "Laura" begeisterten Uhlig, den armbehinderten Langläufer aus Baiersbronn. "Es ist wirklich ein Traum, hier zu laufen. Wenn man hier ins Stadion rein läuft, hört man die Menschenmenge schreien. Das macht richtig, richtig Spaß. Das ist einfach ein Highlight", stellte er fest.

Auch im Rosa-Chutor-Alpinzentrum war bei gleißendem Sonnenschein und frühsommerlichen Temperaturen kaum ein Sitzplatz frei. Das Internationale Paralympische Komitee (IPC) vermeldete mit 292 000 verkauften Eintrittskarten einen Rekordwert. Die bisherige Bestmarke von den Spielen vor vier Jahren in Vancouver wurde damit schon nach drei Wettkampftagen um 62 000 Tickets übertroffen.

Inmitten der alpinen Fan-Schar drückte Anna Schaffelhubers Mutter Beate ihrer Tochter die Daumen und schaute angesichts der beklemmenden Sturzserien mit bangen Blicken auf den risikoreichen Hang. Als die 21-Jährige dann sicher und als Schnellste im Ziel war, fiel ihr ein Stein vom Herzen. "Ich bin erleichtert ohne Ende. Ich hatte so einen Bammel, wenn man die Stürze von der Abfahrt am Samstag gesehen hat, ich war morgens schon fix und fertig", sagte sie, nachdem sie ihre Tochter in die Arme genommen hatte.

Ganz unbegründet waren die Sorgen nicht. Denn Schaffelhubers Konkurrentinnen Alana Nichols und Stephani Victor aus dem Team der USA überschlugen sich nach Fahrfehlern und mussten mit dem Rettungshubschrauber ins Krankenhaus gebracht werden. Sie seien "bei Bewusstsein und ansprechbar", teilte die Mannschaftsleitung mit.

Mit ihrem zweiten Sieg ist Anna Schaffelhuber nun auch Gold-Favoritin für die folgenden drei Wettbewerbe Super-Kombination, Slalom und Riesenslalom. Sollte sie dort gewinnen, würde ihr mit fünfmal Gold bei einer Veranstaltung das gleiche Kunststück gelingen wie 2010 der Alpinen Lauren Woolstencroft aus Kanada sowie Verena Bentele im Biathlon und Langlauf. "Das wäre schon richtiger Wahnsinn. Es erscheint mir aber momentan absolut undenkbar", sagte sie nach der Medaillenzeremonie am Abend. Friedhelm Julius Beucher, Präsident des Deutschen Behindertensportverbandes (DBS), traut ihr den Coup zu: "Jetzt geht alles. Sie kann eine ganz Große werden."

Während für Anna Schaffelhuber jede weitere Medaille eine glänzende Zugabe ist, gerät Andrea Rothfuss unter Erfolgsdruck. Zwei Starts, zweimal raus - die armbehinderte Loßburgerin enttäuschte einmal mehr. "Sie sollte jetzt aufwachen und ihre Chancen in den verbleibenden drei Rennen wahrnehmen", forderte Alpin-Bundestrainer Justus Wolf.