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Pokal in sicheren Händen

08.05.2014, 16:59

Bernd Tiedge ist nicht Willi Schwabe, und die FCM-Geschäftsstelle in der Magdeburger Friedrich-Ebert-Straße nicht die Rumpelkammer. Doch wenn der FCM-Geschäftsstellenleiter durch die Räume stöbert und dabei Anekdoten ohne Ende erzählt, wird die Geschichte des Clubs lebendig.

Magdeburg l Da steht er auf einem Tisch in der neuen Geschäftsstelle des 1. FC Magdeburg - der Pokal, den der FCM gestern vor 40 Jahren mit seinem 2:0-Erfolg über den AC Mailand in Rotterdam gewann. Um der Wahrheit die Ehre zu geben - bei der Trophäe handelt es sich nicht um das Original (es blieb Eigentum der UEFA), doch um eine originalgetreue Nachbildung. Der hölzerne Fuß ist ein wenig verstaubt, dem metallenen Pokal ist anzusehen, dass er in den vergangenen vier Jahrzehnten durch unzählige Hände gewandert ist.

Seit die Replik (Nachbildung) des "Coupe des Coupes" dem FCM gehört, hat die Siegestrophäe eine abenteuerliche Odyssee hinter sich.

Einen wahren und würdigen Ehrenplatz hatten die wichtigsten Pokale des 1. FC Magdeburg bis zur politischen Wende. In der alten Geschäftsstelle des Vereins in der ehemaligen Villa neben dem Ernst-Grube-Stadion hatte der FCM ein sogenanntes Traditionskabinett mit Wandschränken und Vitrinen eingerichtet.

Ein wenig Sarkasmus ist Bernd Tiedge nicht abzusprechen, wenn er sagt: "So, wie sich die DDR aufgelöst hat, hat sich auch das Traditionskabinett aufgelöst." Weil, so Tiedge weiter, "die Sicherheit wegen des langen Leerstandes der Villa nicht mehr gewährleistet war", wurden 1991 zahlreiche Reliquien in die neue Geschäftsstelle am Stadion bzw. in den VIP-Raum im Turm des Grubestadions umgelagert.

Bei zwei Einbrüchen in den 90er Jahren gingen viele Pokale, Wimpel, Medaillen und Urkunden verloren. Der Europapokal, Kopien der DDR-Meister-Pokale und der FDGB-Pokale waren zu jener Zeit an einem sicheren Ort untergebracht. Nach Tiedges Angaben befinden sich derzeit dennoch lediglich der Europapokal, zwei der drei Meisterpokale und drei der sieben bronzenen FDGB-Pokale in FCM-Besitz.

Aus dem sportlichen Nachlass des 2008 verstorbenen Meistertrainers Heinz Krügel konnte Tiedge die Meisterpokale von 1972 und 74 sowie eine Vielzahl Medaillen und Plaketten in den FCM-Bestand übernehmen.

Zahlreiche Magdeburger Trophäen waren in den zurückliegenden Jahren auf Ausstellungen in Leipzig sowie in Bonn zu sehen. Aus dem im Entstehen begriffenen Fußball-Museum in Dortmund gibt es laut Tiedge bereits eine Anfrage, den Europapokal dort der Öffentlichkeit zu präsentieren - als Leihgabe durchaus vollstellbar. Da im neuen Magdeburger Stadion zurzeit keine geeigneten Räumlichkeit vorhanden ist, schwebt Tiedge eine Liaison mit dem Kulturhistorischen Museum vor. Allerdings favorisiert der 64-Jährige - anders als der längst verstorbene Willi Schwabe im DDR-Fernsehen - eine ständige Ausstellung im VIP-Bereich der MDCC-Arena, die im Rahmen von Stadionführungen dann öffentlich zugänglich wäre.