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Härle Europameisterin - Lurz holt nächste Medaille

14.08.2014, 14:21

Berlin - Bei den Klängen der Nationalhymne kämpfte Europameisterin Isabelle Härle mit den Tränen. Gold für die 26-Jährige über fünf Kilometer bedeutete nach drei Medaillen den ersten deutschen Titel bei der Schwimm-EM in Berlin.

"Dafür trainiere ich das ganze Jahr und reiß\' mir den Arsch auf", sagte die Beckenschwimmerin nach ihrer ersten internationalen Einzelmedaille mit einem fast verschämten Lächeln. Und ihr besonderes Freiwasser-Erfolgsrezept gab Härle auch gleich preis: In Gedanken war Rekordweltmeister Thomas Lurz immer mit dabei. "Ich habe mir die ganze Zeit vorgestellt, dass er vor mir ist - und hat anscheinend funktioniert."

Riesengroß war die Freude um die souveräne Siegerin, die sich vor Umarmungen kaum noch retten konnte. "Wir haben gemeinsam auch andere Zeiten erlebt", sagte Hendrik Feldwehr, in dessen Armen die Freundin bittere Tränen der Enttäuschung nach der verpassten Olympia-Qualifikation vergossen hatte. Chef-Bundestrainer Henning Lambertz warf zur Gratulation seine Krücken erstmal auf Seite und drückte mit den Worten "Jetzt hast du es!" Härle, die er früher in Essen trainiert hatte.

"Ich bin kistenstolz auf mein Team. So kann es die nächsten Tage weiter gehen", sagte Freiwasser-Bundestrainer Stefan Lurz. Am Vormittag hatte sein Bruder Thomas Lurz über zehn Kilometer Silber gewonnen. Mit nunmehr vier Medaillen haben die Freiwasser-Schwimmer ihre EM-Anforderung schon erfüllt - und haben noch drei weitere Chancen.

Härle führte schon zur Hälfte des Zeitrennens vor Zehn-Kilometer-Europameisterin Sharon van Rouwendaal (Niederlande) und Olympiasiegerin Éva Risztov (Ungarn). Am Ende ging Silber an die hoch gehandelte van Rouwendaal, Bronze sicherte sich 1500-Meter-Europameisterin Mireia Belmonte (Spanien). Patricia-Lucia Wartenberg als Neunte und Finnia Wunram als Zehnte sorgten dazu für ein gutes deutsches Team-Ergebnis.

"Ich war die letzten drei Tage so nervös, ich kann im Moment gar nicht so viel denken und fühle auch nicht so viel. Ich bin irgendwie fertig", sagte die überwältigte Härle. Und es waren nicht nur körperliche Strapazen. Das Schlimmste sei, "dass man mit seinen Gedanken eine Stunde alleine ist und sich irgendwie beschäftigen muss. Ich habe immer gedacht, Thomas schwimmt vor mir und ich muss immer an den Füßen bleiben." Gemeinsam holten sie vor einem Jahr Gold im Team-Rennen von Barcelona. Zusammen mit dem neuen Crew-Mitglied Rob Muffels soll am Samstag nun ein EM-Sieg in dieser Disziplin her.

Lurz freute sich für Härle - und über seine zehnte EM-Medaille. Als einziger der Favoriten bestritt der 34-Jährige zwei Freiwasserrennen binnen weniger als 20 Stunden und war daher nach Bronze über fünf Kilometer auch mit Silber auf der doppelten Distanz "echt zufrieden". Lurz lag am Donnerstag auf der Regattastrecke in Berlin-Grünau 2,8 Sekunden hinter dem Niederländer Ferry Weertmann. "Am Schluss haben mir ein paar Körner gefehlt", erklärte Lurz, der einen Kilometer vor dem Ziel die Führung übernommen hatte. Im Schlussspurt war er gegen den guten Beckenschwimmer wie erwartet aber ohne echte Chance.

"Heute ist ein schöner Tag. Open Water schafft ein Polster für das gesamte Team", erklärte Leistungssportdirektor Lutz Buschkow stolz und wollte Härle auch den abendlichen Sekt spendieren. Am Wochenende stehen noch die Entscheidungen für das Team und die über 25 Kilometer an. "Wir greifen Gold an, ganz klar", sagte Thomas Lurz über die Mannschaftsentscheidung.

Einen Tag nach der dramatischen Rettung von Natalie Charlos ging unterdessen die Diskussion um die Umstände der Aktion weiter. DSV-Präsidentin Christa Thiel schlug ein flexibleres Regelwerk vor, die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft wehrte sich gegen Kritik, ihre Mitglieder hätten der im Wasser kollabierten Polin zu spät geholfen. "Als die Rettungsschwimmer des Bootes die Gefahr für die polnische Schwimmerin erkannten, fragten sie sofort beim Kampfgericht nach, ob sie die erschöpfte Athletin aus dem Wasser holen sollten. Die Antwort des Kampfgerichtes lautete nein", erklärte DLRG-Landeseinsatzleiter Frank Villmow. Die Nachfrage habe viel Zeit gekostet und die Polin "in eine lebensbedrohliche Situation gebracht".