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Biedermann und Heintz schwimmen zu EM-Silber

20.08.2014, 18:06

Berlin - Nur Hundertstel fehlten Paul Biedermann und Philip Heintz zu EM-Gold, aber die ersten Emotionen hätten unterschiedlicher kaum sein können.

Weltrekordler Biedermann spürte auf den dramatischen letzten Metern "nur noch Schmerzen", sein Trainer Frank Embacher schlug nach dem so knapp verpassten Sieg bei der Schwimm-EM in Berlin die Hände vors Gesicht. Um gerade einmal zwei Hundertstelsekunden verpasste Biedermann bei der Heim-EM in Berlin das vierte EM-Gold nacheinander über die Spezialstrecke 200 Meter Freistil. Heintz schlug nach 200 Metern Lagen nur sieben Hundertstelsekunden hinter Ungarns Schwimm-Legende Laszlo Cseh an und hatte trotz des knapp verpassten Gold-Coups "ziemlich Spaß".

Biedermanns Lächeln bei der Siegerehrung auf dem Podest neben Serbiens Doppel-Europameister Velimir Stjepanovic wirkte noch etwas gequält. Die deutsche Gold-Hoffnung brauchte etwas, bis er sich angesichts des Handicaps einer dreiwöchigen Trainingspause dank der sehr guten Zeit von 1:45,80 Minuten mit dem Krimi ohne Happy End anfreunden konnte.

"Je länger das Rennen weg ist, umso mehr freue ich mich über Silber", sagte Biedermann, der mit dem sieben Jahre jüngeren Sieger noch über den gleichen Geburtstag am 7. August scherzen konnte. "Das hat er mir gesagt vor dem Rennen, da hab\' ich gesagt: da sind wir ja beide glückliche Menschen." Ob Biedermann wie geplant auch die 100 Meter Freistil schwimmt, ließ er offen. Priorität hat für ihn die Staffel über 4 x 200 Meter.

Freundin Britta Steffen ("Zwei Hundertstel tun schon weh") herzte ihren Lebensgefährten und war stolz auf ihn. "Ich bewundere ihn, dass er unter Druck nicht bricht, sondern stärker wird. Das habe ich so nicht hinbekommen", sagte die voriges Jahr zurückgetretene Doppel-Olympiasigerin. "Die sind ein Hammer-Rennen geschwommen, alle drei. Wenn der Olympiasieger Dritter wird, braucht man sich als Zweiter nicht zu verstecken", erklärte sie in der ARD mit Blick auf Weltmeister und Olympiasieger Yannick Agnel aus Frankreich.

Nach einer dreiwöchigen Trainingspause wegen Krankheit kurz vor der Heim-EM war Biedermann unsicher über die eigene Leistungsfähigkeit. Im Vorlauf über 400 Meter Freistil hatte er um sieben Hundertstelsekunden das Finale verpasst. Danach aber zeigte er wie so oft in seiner Karriere Comeback-Qualitäten. Als Zeitschnellster der Vorläufe und beider Halbfinals hatte Biedermann überzeugt - doch als es darauf ankam, hatte der Serbe den besseren Anschlag.

Mitreißend war auch das Rennen über die 200 Meter Lagen. Kurzbahn- Europameister Heintz schlug nach 1:58,17 Minuten an - der mehrmalige Olympia-Medaillengewinner und Dauer-Europameister Laszlo Cseh war nur um eine Winzigkeit schneller. "Es hat ziemlich Spaß gemacht, gegen Laszlo so ein Rennen zu haben, die sieben Hundertstel sind schon ärgerlich. Ich habe nach 150 Metern gemerkt, dass ich schon sehr blau bin, und bin froh, dass ich es ins Ziel gerettet hab", erklärte Heintz.

Markus Deibler war das Rennen mutig angegangen und hatte bei der letzen Wende geführt, verpasste aber in 1:58,29 Minuten als Vierter ebenfalls um sieben Hundertstelsekunden den Bronze-Rang des Briten Roberto Pavoni. Die letzte deutsche EM-Medaille in dieser Disziplin hatte Christian Keller als Zweiter bei den Titelkämpfen 2000 gewonnen.

Der Italiener Gregorio Paltrinieri hatte zum Final-Auftakt in 14:39,93 Minuten über 1500 Meter Freistil einen Europarekord geschwommen. Die anderen Goldmedaillen gingen an Sarah Sjöström (Schweden) über 100 Meter Freistil in 52,67 Sekunden und an die Dänin Rikke Moeller Pedersen in 1:06,23 Minuten über 100 Meter Brust.

Ins Finale schafften es Gold-Mitfavorit Marco Koch über 200 Meter Brust und der in den USA studierende Nicolas Graesser über 50 Meter Rücken.