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DVV-Coach Guidetti als WM-Schadensregulierer gefordert

29.09.2014, 08:56

Rom - Auf der fast 700 Kilometer langen Autofahrt von Rom nach Triest hatte Bundestrainer Giovanni Guidetti Zeit zum Nachdenken. Der Italiener muss das fast schon spürbare Ende der WM-Medaillenträume verarbeiten und sich einen neuen Masterplan für die deutschen Volleyballerinnen zurechtlegen.

"Ich bin kein Mathematiker", räumte der 42-Jährige sichtlich ergriffen und mit rot geäderten Augen noch in den Katakomben der PalaLottomatica von Rom ein, "aber selbst wenn wir die vier Spiele gewinnen, dann wird das wahrscheinlich trotzdem nichts mehr mit dem Weiterkommen." Guidetti ist nun in der Abteilung Schadensregulierung gefordert.

Nach dem ernüchternden 2:3 gegen den Weltranglisten-23. Kroatien zog der EM-Zweite mit gerade mal zwei mickrigen Punkten in die zweite Runde in Triest ein und ist dort erst einmal Letzter. Nur die drei Erstplatzierten kommen schließlich weiter.

Vor den Duellen in Gruppe E gegen die Spitzenteams China und Japan, sowie gegen den EM-Dritten Belgien und Aserbaidschan sind die Aussichten auf das Erreichen der Finalrunde der besten sechs WM-Teams unrealistisch. "Die Hoffnung ist immer da", meinte Außenangreiferin Maren Brinker. "Wir glauben noch immer an diesen kleinen Funken."

Guidetti wirkte nicht restlos überzeugt. "An dem einen Tag spielen wir gut, an dem anderen Tag wieder nicht. Uns fehlt die Konstanz", resümierte er nach der enttäuschend verlaufenen Gruppenphase. "Mal sind die Emotionen hoch, mal sind sie gar nicht da. Wir probieren es, aber wir verdienen es einfach nicht."

Einen Emotionsmenschen wie den Mann aus Modena muss vor allem das vermeintliche Defizit an permanenter Leidenschaft auf dem Parkett ärgern. Und die Euphorie von WM-Bronze der deutschen Volleyballer scheint schon nach Woche eins der Frauen-Endrunde verpufft.

"Eigentlich sind wir immer hungrig", beteuerte Brinker, ehe es für das Team mit dem Flieger in die norditalienische Hafenstadt nahe der slowenischen Grenze geht. Doch DVV-Frauen sind naturgemäß nicht mehr wie der Silbermedaillengewinner von der EM 2013. Den Heimvorteil genießen die Italienerinnen, die Konkurrenz bei einer WM ist größer und Guidetti hat mit Blick auf Olympia 2016 in Rio Nachwuchskräfte eingebaut. "Auf diesem Niveau muss man erstmal lernen, mit dem Druck umzugehen", erläuterte Brinker. "Die jungen Spielerinnen müssen erst noch reinwachsen."

Aber auch den erfahrenen Spielerinnen unterlaufen einfach viel zu viele Unzulänglichkeiten. "Wir spielen einen Satz gut, dann kommen dumme Fehler", sagte Zuspielerin Kathleen Weiß. "Wir schaffen es einfach nicht, die beste Leistung aufs Feld zu bringen."

Nach den Rückschlägen aus der Gruppenphase steht für Kapitänin Margareta Kozuch für die Zwischenrunde in Triest vor allem das Mentale im Fokus. "Ich erhoffe mir, dass wir zu unserem Spiel und Spaß finden", meinte die 27-Jährige. "Die Enttäuschung sollte in Triest nicht mehr da sein."