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Begleitung Am Grab nicht allein gelassen

Immer weniger Priester und immer größere Gemeindegebiete zwingen das Bistum Magdeburg, neue Wege zu beschreiten.

20.03.2016, 05:15

Burg/Genthin/Zerbst l In der katholischen Kirche steht es seit Jahrhunderten fest: Ein Priester oder Diakon gestaltet und hält die Trauerfeier am Grab. So war es immer, so wird es aber nicht mehr sein. In Duisburg sind bereits die ersten Menschen unglücklich darüber, dass ein „Laie“ die Beerdigung oder den Trauermarsch zum Grab begleitet. Aus personellen Gründen könne man nur einen Termin wahrnehmen, heißt es aus dem dortigen Bistum. Entweder die Trauerfeier oder eben die Beisetzung als Beispiel.

Auch im Bistum Magdeburg soll es bald so kommen. Einen Priester bei jeder Beerdigung dabei haben? Das ist dann Geschichte. Grund ist, wie in beiden großen Kirchen der Fall, der Rückgang an Gläubigen in den Gemeinden. Als Folge müssen immer mehr Gemeinden zusammengefasst werden, die Fläche wird größer, die Geistlichen aber nicht mehr. Es ist schon eine rein logistische Hürde, die nicht zu überwinden ist.

In Burg sind die Gläubigen dem bald neuen Zustand schon gewohnt. In der katholischen Pfarrei, die sich bis nach Gommern und Loburg erstreckt, lebt schon länger der Gedanken des „Allgemeinen Priestertums“. Beispielsweise gibt es in der Burger Gemeinde bereits vier Gottesdienstbauftragte. „In Gommern befinden sich drei weitere in der Ausbildung“, erklärt Gemeindereferentin Kathrin Feineis. Wenn diese drei Menschen fertig sind, können sie Wortgottesfeiern abhalten. Statt eines Gottesdienstes mit Abendmahl, das nur ein Geweihter spenden darf, steht dort das Wort Gottes, also die Bibel im Mittelpunkt. „Die Gottesdienstbeauftragten werden von uns begleitet“, ergänzt Jörg Bahrke, Priester in der katholischen Pfarrei Burg. Zudem würden mehrere Weiterbildungen im Jahr stattfinden, wirft Kathrin Feineis ein.

Sie selbst ist für den Kurs in Magdeburg angemeldet, der in mehreren Stunden auf den Einsatz bei einer Beerdigung vorbereitet.

Laut Bistum Magdeburg können auch haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Seelsorge die Leitung einer Begräbnisfeier übernehmen. Feineis ist schon geübt darin. „Im vergangenen Jahr habe ich für drei Monate eine Beauftragung vom Bischof für Beerdigungen erhalten“, erklärt sie. Hintergrund war der Einsatz von Priester Jörg Bahrke in einem anderen Bereich des Bistums. Alle, die an dem Kurs Beerdigungsdienst teilnehmen, können eine Beauftragung durch den Bischof bekommen. Dann sind sie in ihrer Gemeinde befähigt, die Begräbnisfeier durchzuführen. Ein Schritt, den Jörg Bahrke keinesfalls als Eingriff in sein Wirken als Priester der Gemeinde sieht. „Der Dienst an den Trauernden lebt von der Beziehung. Da ist es nicht so entscheidend, ob man nun geweiht ist oder nicht.“ So sei es auch schon länger Praxis, dass sich die Menschen mit den hauptamtlichen Mitarbeitern unterhalten und sich eine bestimmte Person wünschen können, die im Fall des Todes die Begräbnisfeier leitet. „Wenn sich jemand Frau Feineis wünscht, war das bisher auch kein Problem“, betont Jörg Bahrke. Die Seelsorge lebe eben von der Beziehung und Begleitung.