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Bauprojekt Der „Rote Stern“ ist Geschichte

Das Hotel „Lindenberg“ wird seit Dienstag abgerissen. Die Eigentümer planen ein Wohngebiet mit Einfamilienhäusern.

05.04.2017, 08:21

Wernigerode l Die Abrissbagger kommen zügig voran. Immer wieder bleiben Passanten stehen und sehen zu, wie das traditionsreiche Wernigeröder Hotel „Lindenberg“ in sich zusammenfällt – gut 150 Jahre nach der Eröffnung. Das Interesse am „Roten Stern“, wie das Haus zu seiner Zeit als FDGB-Heim hieß, ist groß.

Das weiß auch Jacqueline Deunert. Die Geschäftsführerin des Wernigeröder Batterieherstellers Werbat hat gemeinsam mit ihrem Mann Kai das Gelände gekauft – von ihren Eltern. Weil für das Hotel über Jahre kein Betreiber gefunden wurde und das Gebäude zusehends verfiel, entschied sich das Paar nun für den Abriss. „Es ist schade“, sagt Jacqueline Deunert. „Unser Herz hat schon daran gehangen.“

Doch dem Verfall wollten sie nicht weiter zusehen. „Es ist so ein Schandfleck geworden. Wir haben uns gesagt, dass etwas passieren muss“, sagt Jacqueline Deunert. Weil das Gebäude nicht denkmalgeschützt ist, bräuchte man keine Genehmigung für den Abriss, sondern muss sein Vorhaben lediglich vier Wochen zuvor bei der Kreisverwaltung anzeigen.

Auf dem Gelände sollen dann Einfamilienhäuser mit großzügigen Grundstücken entstehen – „deutlich größer als 500 Quadratmeter“, so Jacqueline Deunert. Das Ziel: „Es soll ein ruhiges Wohngebiet bleiben.“ Geplant ist, die Grundstücke zu erschließen und an potenzielle Interessenten zu verkaufen. Eine Durchfahrtsstraße sei nicht geplant.

Dies sei mit Blick auf die Anwohner, zu denen sie selbst zählt, die beste Lösung. Die Nachbarn, die sie bereits über ihre Pläne informiert habe, seien davon angetan gewesen. „Bisher haben wir von den Anwohnern nur positive Rückmeldungen erhalten – dass es schön ist, dass sich etwas tut.“

Die Planungen für das neue Wohngebiet laufen derweil. Auch die Stadtverwaltung ist einbezogen, wie Hans-Dieter Nadler, Chef des Wernigeröder Bauplanungsamtes, bestätigt. Im Mai könnte das Bebauungsplanverfahren eröffnet werden. Dann wird über das Vorhaben im Stadtrat und seinen Gremien beraten. Das Ziel: „2018 sollen die neuen Eigentümer starten können“, erklärt Jacqueline Deunert.

Hintergrund: Der ehemalige Scharfrichter Ferdinand Körber ließ ab 1854 auf dem Lindenberg ein Gebäude errichten, am 1. April 1865 wurde das Hotel „Lindenberg“ samt Gaststätte eröffnet. Seine Glanzzeit erlebte es in den 1920er-Jahren, als zahlreiche Prominente in der Nobelherberge wohnten. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde in dem Gebäude das FDGB-Heim „Roter Stern“ eröffnet. Seit der Wende stand das Haus leer und verfiel zusehends.

Im Sommer 2014 wurde bekannt, dass Investoren aus Hannover ein Gesundheitshotel auf dem Lindenberg errichten wollten. Nach Protesten von Anwohnern gegen das Vorhaben zogen sich die Geldgeber zurück. Auch der Plan, Mehrfamilienhäuser auf dem ehemaligen Hotelgelände zu errichten, scheiterte.