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Ausstellung Endspurt für Magdeburger Krayl-Ausstellung

Die Ausstellung „Bunte Stadt - Neues Bauen. Die Baukunst von Carl Krayl“ geht in Magdeburg in den Endspurt.

Von Martin Rieß 23.01.2017, 00:01

Magdeburg l Zwar lenkt die laufende Ausstellung zum Werk von Carl Krayl nicht die Besuchermassen wie zu den Ottonen-Ausstellungen in das Kulturhistorische Museum in der Otto-von-Guericke-Straße 68 bis 73. „Doch das Interesse ist durchaus spürbar“, berichtete Gabriele Köster, Chefin der Magdeburger Museen, während der Gala für die Magdeburger des Jahres 2016.

Seitdem hat der Kulturausschuss des Stadtrats die Gelegenheit genutzt, sich vom Ausstellungskurator Michael Stöneberg die Schau erläutern zu lassen. Der promovierte Architektur- und Fotografiehistoriker ließ keinen Zweifel daran, dass es in der Ausstellung sehr viel mehr zu entdecken gibt, als das in einem Schnelldurchlauf möglich gewesen wäre. Er sagt: „Carl Krayl war für Magdeburg ein großer Glücksfall. Denn mit seinen Arbeiten, die er nach einer kurzen Zeit bei der Verwaltung als freier Architekt fortführte, zeigt er alles was das Neue Bauen ausmacht: Seine ersten Arbeiten und Entwürfe vollziehen sichtbar den Wandel innerhalb weniger Jahre vom Expressionismus hin zur Sachlichkeit.“ Beispiele dafür sind zwei Freidenker-Denkmale auf dem Westfriedhof, die mit einem Abstand von wenigen Jahren eine völlig andere Ausdrucksform verkörpern.

In einer gewissen Weise waren Carl Krayl und Magdeburg dabei Glücksfälle füreinander. Wie Bruno Krayl, Sohn des Architekten und einer der Magdeburger des Jahres 2016, in einem früheren Gespräch bereits berichtet hatte und wie auch Michael Stöneberg hervorhebt, wurde in Magdeburg besonders viel und besonders kontinuierlich in der Zeit zwischen den Kriegen gebaut.

Michael Stöneberg sagt: „Gerade in den Krisenjahren in den 1920er und dann wieder Anfang der 1930er Jahre wurden in Magdeburg ganze Viertel hochgezogen. In anderen Städten passierte zu diesem Zeitpunkt gar nichts.“ Bruno Krayls Einschätzung: „Das hatte wesentlich damit zu tun, dass zum einen die Magdeburger Stadtverwaltung seit dem Amtsantritt von Hermann Beims nach dem Ersten Weltkrieg hinter den Ideen des Bauhauses stand. Zum anderen war in Magdeburg beispielsweise die gewerkschaftliche Bauhütte aktiv, die etwas unabhängiger vom wirtschaftlichen Geschehen agieren konnten.“

Neben dem Neuen war es auch die Farbigkeit für das Alte, das Carl Krayl für Magdeburg entdeckt hatte. Er hatte die Idee von Bruno Taut als Projektleiter vorangetrieben. Michael Stöneberg: „Bis heute kann man in der Otto-Richter-Straße sehen, was da möglich war: An den Gebäuden aus der Vorkriegszeit waren mit farbigen Strukturen auf eine damals ungeahnte Weise die baulichen Strukturen zum Teil aufgenommen, zum teil aber auch komplett aufgehoben worden.“

Neben den umgesetzten Projekten zeigt die Ausstellung auch Skizzen und Ideen sowie wertvolle Arbeiten für Veröffentlichungen wie die der „Gläsernen Kette“. Zu sehen sind neben Krayls Arbeiten auch die seiner Zeitgenossen. Michael Stöneberg: „Auf jeden Fall muss gesagt werden, dass Carl Krayl zu den 15 wichtigsten Architekten seiner Zeit gehörte.“

Was das Interesse an der Ausstellung angeht, die noch bis zum 12. Februar im Kulturhistorischen Museum besichtigt werden kann, sagt der Kurator: „Wir haben eine erfreuliche Resonanz in der Fachpresse erfahren. Das strahlt weit über die Region hinaus.“ Dank der Unterstützung durch das Land sei es zudem möglich gewesen, den Ausstellungkatalog nicht allein in einer deutschsprachigen, sondern auch in einer Version auf Englisch zu verfassen. Michael Stöneberg hofft: „Das Interesse an der Moderne außerhalb Deutschlands ist groß. Wir hoffen, dass die mit dem Katalog in die Welt getragenen Informationen dazu beitragen, dass Bauhaustouristen gezielt nach Magdeburg kommen.“