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Fiat Tipo Station-Wagon: Mehr Platz, weniger Prestige

Alter Name, neues Auto: Nach fast 30 Jahren bringt Fiat den Tipo zurück und versucht damit ein Comeback in der Kompaktklasse. Wo VW & Co aufs Prestige setzen, argumentieren die Italiener mit dem Platzangebot und dem Preis. Das gilt besonders für den Kombi.

25.05.2016, 04:00

Berlin (dpa-infocom) – Fiat setzt einen Kontrapunkt zum verspielen 500er und versucht es jetzt mal wieder mit praktischen Tugenden: Wenn sich die Italiener in diesem Jahr mit dem Tipo in der Kompaktklasse zurück melden, setzten sie deshalb eher auf Vernunft als Vergnügen.

Sie argumentieren mit dem Preis statt dem Prestige und finden so geschickt eine der wenigen Lücken im dicht besetzten Golf-Segment. Denn mit einem Grundtarif von faktisch nur 11 990 Euro wird der Tipo zur idealen Alternative für alle, denen ein Dacia vielleicht doch etwas zu trist und die europäischen oder asiatischen Konkurrenten zu teuer sind.

Dabei versucht Fiat sein Glück mit gleich drei Karosserievarianten und bietet neben dem Basismodell als Limousine für 1000 Euro Aufschlag auch einen Fünftürer mit Schrägheck und für weitere 1000 Euro mehr ab dem Herbst einen Kombi an.

Der Kombi ist der Trumpf im Trio

Der Station-Wagon ist vermutlich der stärkste Trumpf in diesem Trio, weil er spürbar mehr Platz bietet als der Fünftürer und trotzdem nicht so spießig aussieht wie die Limousine. Wobei man die Ansprüche an das Design des Tipo ohnehin nicht so hoch schrauben sollte. Denn auch wenn das weitgehend in der Türkei entwickelte und auch am Bosporus produzierte Modell in Turin gezeichnet wurde, ist es mit der italienischen Eleganz und der Grandezza nicht weit her: Schlicht und schnörkellos mischt sich der als Kombi 4,57 Meter lange Tipo deshalb unauffällig in die graue Masse der Kompaktklasse und eckt dabei nirgends an, sticht aber auch nicht heraus.

Viel Platz für Kind und Kegel

Bei 2,64 Metern Radstand sitzt man nicht nur in der erstem Reihe gut, sondern kann tatsächlich auch im Fond mitfahren. Und weil der Kombi den Fünftürer um 20 Zentimeter überragt, steckt der Kofferraum ordentlich was weg: Bei voller Bestuhlung sind es zusammen mit dem Staufach im Souterrain 550 Liter, bei umgeklappter Rückbank mehr als doppelt so viel. Ansonsten sieht man allerdings auch dem Innenraum an, dass Fiat auf den Preis geschaut hat.

Hartplastik statt Softtouch-Oberflächen, Kunststoffnarbung statt Karbonkonsolen und Instrumente ohne Firlefanz. Wo andere Kompakte mittlerweile flimmern und funkeln, geht es im Tipo eher nüchtern und sachlich zu. Umso futuristischer wirkt der große Touchscreen für Navigation und Infotainment.

Keine falschen Versprechungen

Die schlichte Einrichtung fällt auf, stört aber nicht. Denn erstens ist das alles ja sehr praktisch, funktioniert tadellos und lässt zum Beispiel auch genügend Raum für große Ablagen. Und zweitens sind die Italiener ehrlich genug, den Kunden keine falschen Versprechungen zu machen. Dass sie es anders können, beweisen sie schließlich mit farbenfrohen und lebenslustigen Autos wie dem Cinquecento.

Bloß nicht übertreiben

So viel wie nötig und nicht so viel wie möglich – diese Devise definiert die Auswahl bei Ausstattung und Antrieb. So gibt es auf der Preisliste zwar keine LED-Scheinwerfer, kein HeadUp-Display oder eine Einpark-Automatik. Aber man kann einen Tempomat mit Abstandsregelung, einen Notbremsassistenten oder die Hilfe bei der Spurführung bestellen.

Unter der Haube gibt es die Wahl zwischen je zwei Benzinern und Dieseln mit jeweils 70 kW/95 PS oder 88 kW/120 PS, von denen der stärkste Selbstzünder die beste Figur macht. Kernig im Klang aber kraftvoll beim Antritt, entwickelt er bis zu 320 Nm, beschleunigt den Tipo Kombi in 9,7 Sekunden von 0 auf 100 km/h und ermöglicht maximal 200 km/h.

Kein Kombi für Kurvenräuber

Dabei bleibt der Station Wagon stets gutmütig und kompromissbereit, lenkt entspannt und federt solide. So richtig forsch mag man den Wagen mit diesem unverbindlichen Set-Up nicht fahren. Zwar kostet der stärkere Diesel 1200 Euro Extra. Doch weil der Grundpreis so niedrig ist und Fiat den Start des Tipo gleich auch noch mit 2000 Euro Eintauschprämie subventioniert, kann man sich den besseren Motor locker leisten.

Fazit: Ein Auto für Pragmatiker und Preisfüchse

Die Auswahl in der Kompaktklasse ist schier unüberschaubar. Und doch hat Fiat für den Tipo eine Nische gefunden. Denn anders als viele Konkurrenten bauen die Italiener für vergleichsweise kleines Geld ein relativ großes Auto und bieten mehr Sein als Schein. So wird der Tipo vor allem als Kombi zum guten Tipp für Pragmatiker und Preisfüchse.

Datenblatt: Fiat Tipo 1.6 MultiJet Station Wagon

Motor und Antrieb

Maße und Gewichte

Fahrdaten

Kosten

Wichtige Serienausstattung

Alle Daten laut Hersteller, GDV, Schwacke

Der neue Tipo kommt für mindestens 11 990 Euro auf den Markt. Foto: Fiat/Aldo Ferrero
Der neue Tipo kommt für mindestens 11 990 Euro auf den Markt. Foto: Fiat/Aldo Ferrero
dpa
Im Inneren zeigt sich, dass Fiat ein bisschen gespart hat. Foto: Fiat/Aldo Ferrero
Im Inneren zeigt sich, dass Fiat ein bisschen gespart hat. Foto: Fiat/Aldo Ferrero
dpa
In den Kofferraum des Tipo passt relativ viel rein. Foto: Fiat
In den Kofferraum des Tipo passt relativ viel rein. Foto: Fiat
dpa
Der Tipo ist ein relativ großes Auto für vergleichsweise wenig Geld. Foto: Fiat/Aldo Ferrero
Der Tipo ist ein relativ großes Auto für vergleichsweise wenig Geld. Foto: Fiat/Aldo Ferrero
dpa
Der Tipo ist kein Auto für schnelle Kurven. Foto: Fiat/Aldo Ferrero
Der Tipo ist kein Auto für schnelle Kurven. Foto: Fiat/Aldo Ferrero
dpa