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AutotestMini Countryman Cooper S E: Abenteurer an der langen Leine

Jetzt legt BMW den Mini an die Leine. Nachdem die Konzernmutter fast alle Baureihen elektrifiziert hat, gibt es nun bei der britischen Tochter die erste Variante mit Steckdosen-Anschluss. Ausgerechnet das Provinzmodell Countryman wird so zum fast perfekten Stadtmobil.

31.05.2017, 03:41

Berlin (dpa-infocom) - Jetzt schwimmt auch Mini mit dem Strom. Als eine der letzten Marken für Lifestyler und Besserverdiener legen die Briten endlich ihre Autos an die Leine. Sie verkaufen von Ende Juni an zumindest den Countryman als Plug-In-Hybriden im Trim des Cooper S.

Der Mini Countryman Cooper S E kommt auf eine elektrische Reichweite von bis zu 42 Kilometern und wird mit einem - natürlich nur rechnerischen - Normverbrauch von 2,1 Litern (CO2-Ausstoß: 49 g/km) zum sparsamsten Mini, den man je kaufen konnte.

Mit technischer Hilfe des BMW 2ers

Für Preise ab 35 900 Euro gibt es zum Dreizylinder-Benziner mit 1,5 Litern Hubraum und 100 kW/136 PS noch einen Elektromotor von 65 kW/88 PS und dazwischen einen Lithium-Ionen-Akku. Weil der eine Kapazität von 7,6 kWh hat und der Stromer stark genug für den Kleinwagen ist, kann der Mini tatsächlich über weite Strecken rein elektrisch fahren. Und weil die E-Maschine an der Hinterachse sitzt, fährt der Countryman bei Bedarf auch auf allen vieren und macht seiner Rolle als Landei deshalb alle Ehre.

Wem diese Konfiguration verdächtig bekannt vorkommt, hat den richtigen Riecher: Denn den gleichen Antrieb baut die Muttermarke BMW auch im 2er Active Tourer ein, mit dem sich der Mini die Plattform teilt. Das kappt die Kosten und reduziert das Risiko, selbst wenn der E-Antrieb in dem noch stärker auf den Stadtverkehr ausgerichteten Dreitürer wahrscheinlich sinnvoller gewesen wäre.

Den Antrieb kann man vergessen

So ungewöhnlich die Technik für Mini ist, so gewöhnlich fühlt sich das Zusammenspiel der beiden Motoren an. Wenn man die Regie der Elektronik überlässt, hat man deshalb bereits nach wenigen Minuten vergessen, dass man in einem Plug-In-Hybriden sitzt.

Man muss schon im überladenen Cockpit nach der Anzeige suchen, wenn man wissen will, welche Kraft den überraschend geräumigen Fünftürer gerade treibt. Weil einem das irgendwann zu mühsam ist, fährt man einfach drauf los und freut sich an einer Systemleistung von 165 kW/224 PS und an einem maximalen Drehmoment von 385 Newtonmeter. Schließlich kommt der Mini damit in flotten 6,8 Sekunden von 0 auf 100 km/h.

Wie ein Autoscooter auf Abwegen

Buchstäblich spannend wird es aber, wenn man den Modus selbst bestimmt und den Benziner mit einem Druck auf den gelben Startknopf in die Pause zwingt. Weil die 165 Newtonmeter der E-Maschine ab der ersten Umdrehung anliegen, kann man flott von der Ampel weg beschleunigen und sich mit bis zu 125 km/h getrost auch mal vor die Stadt trauen. Wenn es beim Überholen zu lange dauert, reicht ein Kickdown, um den Verbrenner aufzuwecken und mit vereinten Kräften am Vordermann vorbei zu ziehen.

Der Cooper S E ist nicht ganz so agil wie ein originaler Mini. Dafür ist der Countryman mit seinen 4,29 Metern einfach zu groß und mit seinen 1,7 Tonnen viel zu schwer. Und für den richtigen Nervenkitzel braucht es einen kernigen Sound und das Gefühl für Drehzahl. Doch mit seinem spontanen Antritt fühlt sich der Plug-In-Hybrid im Elektromodus ein bisschen an wie ein Autoscooter auf Abwegen und macht entsprechend viel Laune.

Akku leer, Laune im Keller

Um so nerviger wird es allerdings mit leerem Akku. Wenn man weiterfährt, hat man dann die ganze Zeit den schnatternden Dreizylinder im Ohr. Und wenn man stehen bleibt, dauert das Laden an der Haushaltssteckdose rund drei Stunden und 15 Minuten, und man muss noch mal in die Tasche greifen für die so genannte Wallbox, um die Zeit für den Boxenstopp auf 2:15 Stunden zu verkürzen.

Man hat mit dem Countryman mit Plug-In-Antrieb ein besseres Gewissen. Zum einen, weil man in der Stadt ohne Abgasfahne unterwegs ist. Zum anderen, weil die Nachbarn von diesem Cooper S keinen Krawall fürchten müssen und länger schlafen können. Doch lassen sich die Briten diesen Seelenfrieden teuer bezahlen. Denn der Aufpreis gegenüber dem normalen Cooper S liegt bei 4000 Euro. So wenig leistungsbereit und leidenschaftlich wie der Plug-In ist, müsste man ihn eigentlich mit dem Mini Cooper vergleichen, der noch mal gute 3000 Euro weniger kostet. Das wiegt auch die um das Navigationssystem und das Bildschirmradio erweiterte Ausstattung kaum auf.

Fazit: Weg vom Original und zurück zu den Wurzeln

Riesig groß, geländegängig und auch noch alltagstauglich - viel weiter als mit dem neuen Countryman kann man sich vom alten Mini nicht entfernen. Doch mit der Steckdose im Kotflügel und dem Akku unter dem Kofferraum sieht die Sache plötzlich ganz anders aus. Denn als Plug-In-Hybrid wird der Maxi-Mini doch wieder zum perfekten Stadtfahrzeug und kommt dem Original deshalb näher als alle anderen Modelle der Marke.

Datenblatt: Mini Countryman Cooper S E

Alle Daten laut Hersteller, GDV, Schwacke