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Teuer und datenhungrig Die ersten Smart Meter werden installiert

Nach und nach werden in Deutschland die Stromzähler ausgetauscht. Intelligente Geräte sollen zur Energiewende beitragen und den Haushalten helfen, Strom zu sparen, so das Ansinnen der Gesetzgeber. Aber erst einmal müssen die Verbraucher wohl draufzahlen.

Von Katja Fischer, dpa 24.04.2017, 03:44

Berlin (dpa/tmn) - Das Ende der üblichen Stromzähler ist eingeläutet, die Smart Meter kommen. 2017 werden die ersten Haushalte mit den neuen Messgeräten ausgestattet. Diese intelligenten Stromzähler zeigen den Energieverbrauch über den gesamten Tagesverlauf an und speichern die Daten.

Wer bekommt einen Smart Meter?

"In diesem Jahr sind davon zunächst nur zwei Gruppen von Energieverbrauchern betroffen", erklärt Andreas Feicht vom Verband kommunaler Unternehmen. "Das sind zum einen Haushalte oder - was wahrscheinlicher ist - Industrie- und Gewerbekunden, die mehr als 10 000 Kilowattstunden jährlich verbrauchen." Zum anderen bekommen Verbraucher das Gerät, die stromerzeugende Anlagen mit mehr als sieben Kilowatt Nennleistung betreiben, etwa Solaranlagen. Ab 2020 sind dann Nutzer mit einem Verbrauch von 6000 bis 10 000 Kilowattstunden zum Einbau verpflichtet. Verbraucher mit geringeren Werten können sich mit Smart Metern ausrüsten lassen, aber auf freiwilliger Basis.

Welchen Nutzen bieten die Geräte?

"Sie sind der Einstieg in eine komplett neue Messinfrastruktur", erklärt Feicht. Statt wie bisher lediglich die Jahresverbrauchszahl zu ermitteln, misst die digitale Technik den Stromverbrauch alle 15 Minuten. "Das ermöglicht es den Verbrauchern, zu erkennen, wo bestimmte Verbrauchsspitzen auftreten", erläutert Feicht. Etwa, wenn es immer einen starken Anstieg gibt, wenn die alte Waschmaschine läuft. "Auf solche Dinge kann der Verbraucher dann reagieren."

Lässt sich mit dem Smart Meter Geld sparen?

Mit einem Smart Meter allein spart man noch kein Geld. Aber seine Daten zeigen, wo sich sparen lässt. Es ist jedoch laut Bettina Cebulla von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen fraglich, ob die Einsparpotenziale die mit einem Smart Meter verbundenen Mehrkosten überhaupt kompensieren können. "Vermutlich zahlt der Verbraucher in der Regel selbst bei einer Verminderung des Stromverbrauchs und einem bestmöglichen variablen Stromtarif beim Betrieb eines Smart Meter unter dem Strich drauf", sagt Cebulla.

Warum sollte man sich den Smart Meter vielleicht sogar freiwillig anschaffen?

In Zukunft könnte auf die Kostenfrage eine andere Antwort folgen. Da ein Smart Meter kommunizieren kann, wird es künftig möglich sein, flexible Stromtarife anzubieten und elektrische Hausgeräte automatisch einzuschalten, wenn der Strom besonders günstig ist. Auch Wärmepumpen oder Elektroautos lassen sich dann günstiger aufladen. "Die Energieversorger arbeiten zurzeit mit Hochdruck an entsprechenden Angeboten und variablen Tarifen", erklärt Feicht.

Wer baut den Smart Meter ein?

Das übernehmen Messstellen-Betreiber, in der Regel der Netzbetreiber. Die Firmen kommen auf Hausbesitzer und Verwalter zu. Mieter müssen nicht aktiv werden. "Sie können die Installation der intelligenten Zähler aber auch nicht ablehnen - und das obwohl ihnen damit zusätzlich Kosten entstehen", erklärt Corinna Kodim von Haus & Grund Deutschland.

Welche Kosten kommen auf die Verbraucher zu?

Es gibt eine gesetzliche Obergrenze. "Aktuell liegt sie bei den betroffenen Abnehmern mit mehr als 10 000 bis 20 000 Kilowattstunden Verbrauch bei 130 Euro jährlich", erläutert Kodim. Haushalte mit einem Verbrauch zwischen 6000 und 10 000 Kilowattstunden sollen nicht mehr als 100 Euro jährlich zahlen müssen. Doch kann es durchaus sein, dass aufgrund von Platzmangel für die neuen Geräte ganze Zählerschränke ausgetauscht werden müssen. "Dadurch können Kosten von mehreren Tausend Euro entstehen, die zunächst der Hauseigentümer trägt", erläutert Kodim. Die Kosten können auch an die Mieter weitergegeben werden.

Was ist beim Datenschutz zu beachten?

Der Schutz ihrer Daten, die ein intelligenter Stromzähler aufzeichnet, besorgt viele Verbraucher. "Der Gesetzgeber stellt sehr hohe Anforderungen an die Sicherheit der Geräte. Datensparsamkeit wird großgeschrieben", sagt Bettina Cebulla von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Danach erhalten nur gesetzlich Berechtigte wie der Energieversorger Daten vom Smart Meter - und zwar nur in dem Umfang, wie es zur Erfüllung des Vertragszweckes erforderlich ist.

Zusätzlich können Verbraucher aber mit ihrer Einwilligung weiteren Stellen Zugriff auf ihre Daten gewähren. Es sollten aber nur so viele Informationen zugänglich gemacht werden, wie unbedingt erforderlich ist, rät Cebulla. Vor Datenmissbrauch könne man sich allerdings nie zu 100 Prozent schützen. "Auch der beste Schutz für ein mit dem Internet verbundenes Gerät wie ein Smart Meter kann gegenüber Hackerangriffen unzureichend sein", sagt die Verbraucherschützerin.