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Transplantationsskandale wirken nach - Spendenbereitschaft leidet

01.01.2014, 08:16

Leipzig - Vor einem Jahr machte die Uniklinik Leipzig Mauscheleien bei der Vergabe von Spenderorganen öffentlich. Zwei Ärzte wurden entlassen, Strukturen verändert. Doch das Vertrauen in die Organspende bleibt erschüttert.

Am Neujahrstag 2013 ging die Uniklinik Leipzig in die Offensive. Nach Transplantationsskandalen in Göttingen und München seien auch in Leipzig Unregelmäßigkeiten bei der Organvergabe entdeckt worden, teilte die renommierte Klinik mit. Patienten, die auf eine neue Leber warteten, seien kränker gemacht worden - um sie auf der Warteliste bei Eurotransplant nach oben zu bringen. Die Nachricht über die neuen Mauscheleien erschütterte das Vertrauen in die Organspende. Und der Skandal wirkt nach - ein Jahr danach sind die Organspende-Zahlen auf einem Tiefstand.

In den ersten elf Monaten des Jahres 2013 wurden nach Angaben der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO) in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen 311 Organe gespendet - ein Minus von 12,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Bundesweit bedeuteten 2824 gespendete Organe laut DSO ein Minus von 13,6 Prozent. Die Stiftung macht die Transplantationsskandale für die sinkende Spendenbereitschaft verantwortlich. Außer in Göttingen, München und Leipzig wurden auch in Münster Unregelmäßigkeiten festgestellt.

Eine Prüfungs- und Überwachungskommission von Ärzten, Kliniken und Krankenkassen bescheinigte Leipzig 76 Verstöße. Das System: 2010/11 wurden Patienten fälschlicherweise zu Dialysefällen erklärt. Wer eine Dialyse braucht, bekommt auf der Warteliste mehr Punkte.

Die Uniklinik Leipzig (UKL) reagierte auf die Unregelmäßigkeiten. Der Leiter des Transplantationszentrums wurde beurlaubt, von zwei Oberärzten hat sich das Klinikum inzwischen getrennt. Ob sich die Mediziner strafbar gemacht haben, ist auch nach einem Jahr noch unklar. Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Leipzig sind noch nicht abgeschlossen, wie ein Sprecher der Justizbehörde sagte.

"Zu den Motiven der Handelnden können nur diese selbst Auskunft geben, allerdings kann man mit Sicherheit davon ausgehen, dass finanzielle Motive keine Rolle gespielt haben", teilt Helena Reinhardt, Sprecherin des UKL mit.

Um Manipulationen für die Zukunft auszuschließen, hat die Uniklinik interne Abläufe verändert. Das Transplantationsbüro wurde direkt dem Vorstand unterstellt, alle Meldungen auf der Warteliste werden strenger kontrolliert. Statt eines Vier-Augen-Prinzips gibt es jetzt ein Acht-Augen-Prinzip. "Auf diese Weise haben wir alle erforderlichen Vorsichtsmaßnahmen noch über das geforderte Maß hinaus getroffen, um Wiederholungen solcher Vorfälle zu verhindern", erklärt Reinhardt.

Die rigiden Maßnahmen haben der Uniklinik nach eigener Einschätzung geholfen, das Vertrauen der Patienten zu erhalten. "An dieser Stelle haben wir viel Zuspruch erfahren", erklärt Reinhardt. 15 Patienten erhielten bis kurz vor Jahresende in Leipzig eine neue Leber. Zudem wurden 38 Nieren transplantiert und 4 Bauchspeicheldrüsen.