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Immer mehr Klinik-Behandlungen - Vor OP nach Notwendigkeit fragen

10.07.2014, 14:18
Szene aus einer Bandscheibenoperation: Vor allem Behandlungen an der Wirbelsäule, Schmerztherapien und Herzklappen-OPs werden immer häufiger durchgeführt. Foto: Felix Kästle
Szene aus einer Bandscheibenoperation: Vor allem Behandlungen an der Wirbelsäule, Schmerztherapien und Herzklappen-OPs werden immer häufiger durchgeführt. Foto: Felix Kästle dpa

Berlin - In Deutschland gibt es immer mehr OPs. Nach Ansicht der Krankenkassen findet so manche Behandlung statt, obwohl sie gar nicht nötig wäre - aus Umsatzgründen. Bei planbaren Eingriffen sollten Patienten ihrem Arzt vorsichtshalber auf den Zahn fühlen.

Jedes Jahr gibt es rund 220 000 bis 340 000 zusätzliche Klinikbehandlungen in Deutschland - auch bei nahezu konstanter Bevölkerungsgröße. Behandlungen an der Wirbelsäule, Schmerztherapien und Herzklappen-OPs zählen zu den Behandlungen mit besonders hohen Steigerungsraten. Das geht aus einer am Donnerstag (10. Juli) in Berlin veröffentlichten Studie hervor, die Hamburger und Berliner Forscher in gesetzlichem Auftrag erstellt hatten. Die Krankenkassen meinten, Patienten würden oft auch aus Umsatzgründen operiert: "Die Krankenhäuser machen das, was sich lohnt." Die Klinikträger sehen hingegen steigende Krankheitslast der Menschen als Hauptursache.

Bevor Patienten sich für eine planbare Operation entscheiden, sollten sie immer gezielt nachfragen, warum ihr Arzt ihnen den Eingriff empfiehlt. "Fragen Sie, welche Chancen und welche Risiken damit einhergehen", rät Regina Behrendt, Gesundheitsexpertin von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Dabei gehe es nicht nur um die unmittelbar mit der OP verbundenen Folgen, sondern auch darum, was langfristig zum Beispiel nach dem Einsatz eines künstlichen Gelenks geschieht.

Der Arzt habe eine ausführliche Aufklärungs- und Informationspflicht gegenüber seinem Patienten, betonte Behrendt. "Das muss immer im persönlichen Gespräch stattfinden." Es reiche nicht, wenn der Patient eine schriftliche Information in die Hand gedrückt bekomme. "Und das Gespräch ist erst beendet, wenn ich als Patient keine Fragen mehr habe." Wichtig ist auch, dass Betroffene sich auf das Gespräch gut vorbereiten und zum Beispiel vorher einen Fragenkatalog notieren.

Außerdem sollten Patienten sich nach Alternativen zu dem Eingriff erkundigen. "Was passiert, wenn ich die Operation nicht durchführen lasse?" - das ist laut Behrendt eine wichtige Frage an den Arzt. Auch die Meinung eines zweiten Arztes einzuholen, sei ein Weg, um sich mehr Gewissheit über die Notwendigkeit einer Operation zu verschaffen. "Manche Krankenkassen unterstützen das explizit mit einem Pool von Ärzten, die sich in dem Feld auskennen", sagte Behrendt.