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Studie: Fluglärm lässt Kinder langsamer Lesen lernen

04.11.2014, 14:17

Frankfurt/Main - Ständiger Fluglärm lässt Kinder langsamer Lesen lernen. Das ist das Ergebnis einer Studie, die die Auswirkungen von Lärm rund um den Frankfurter Flughafen untersucht hat.

Die sogenannte
Norah-Lärmstudie (Noise-Related Annoyance, Cognition, and Health) wurde am Dienstag (4. November) in Frankfurt vorgestellt. Die Autoren fanden heraus: Je stärker die Lärmbelastung, desto langsamer lernen Kinder lesen. Wächst der Dauerschallpegel um 10 Dezibel, sind die Kinder in den lärmbelasteten Schulen im Vergleich zu anderen einen Monat im Rückstand beim Lesenlernen, bei 20 Dezibel mehr sind es zwei Monate. "Der Statistische Effekt ist klein", sagte Studienleiterin Prof. Maria Klatte. "Wir wissen aber nicht, wie sich der relativ kleine Effekt auf die weitere Entwicklung (der Kinder) auswirkt."


Die Lernverzögerung habe sich bei Kindern ohne Migrationshintergrund deutlicher gezeigt. Bei Kindern mit Migrationshintergrund war er kaum messbar. Das könne daran liegen, dass Kinder aus Familien mit Migrationshintergrund eine ganze Reihe ungünstiger Bedingungen hätten, wie schlechtere Deutsch-Kenntnisse oder weniger Unterstützung in der Familie, sagte Klatte.

Die Wissenschaftler sprachen mit 1243 Zweitklässlern, 1185 Eltern und 85 Lehrern, die unter anderem nach ihrer eigenen Einschätzung der Lärmbelastung gefragt wurden. Ihr Befinden schilderten die Schüler selbst wie auch ihre Eltern als überwiegend sehr gut, bei zunehmendem Fluglärm ein wenig schlechter.

Der Flughafenbetreiber Fraport sieht den Einfluss von Fluglärm als weniger gravierend als sozioökonomische Einflüsse oder Rahmenbedingungen des Unterrichts. Kinder aus Haushalten mit wenigen Kinderbüchern hätten einen Leserückstand von 3,5 Monaten, teilte Fraport in einer Reaktion mit.

Lärm mindert die Lebensqualität und schadet der Gesundheit. Studien des
Umweltbundesamtes ergaben, dass starker Schall die Ausschüttung des Stresshormons Adrenalin steigert. Bluthochdruck und Herzinfarkte können die Folge sein. Auch Gehörschäden zählen zu den möglichen Langzeitfolgen chronischer Lärmbelastung.


Laut
Bundesumweltministerium fühlt sich die Hälfte der Deutschen vor allem durch Straßenverkehrslärm beeinträchtigt. Studien zufolge sind sechs Millionen Städter Lärmpegeln ausgesetzt, die ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen befürchten lassen. Außerdem kommt es zu Lern-, Konzentrations- und Schlafstörungen.


Fluglärm liegt auf Rang zwei der Stressfaktoren, rund ein Drittel der Deutschen fühlt sich dadurch belästigt. Wer von nächtlichem Fluglärm betroffen ist, gilt laut Umweltbundesamt als besonders gefährdet. Viele leiden unter hohem Blutdruck.


Tipps zu Schallschutzfenstern
Beim Einbau von Schallschutzfenstern müssen Heimwerker auf die Fuge zwischen Fenster und Außenwand achten. Ist die Dichtung dort mangelhaft, nutzt auch das beste Schallschutzfenster nicht viel. Das teilt der Verband Fenster und Fassade (VFF) in Frankfurt am Main mit. Eine häufige Fehlerquelle beim Einbau ist auch, nur die Fenster zu modernisieren, den Rollladenkasten aber nicht anzufassen. Ist er nicht speziell gedämmt, dringt aber weiterhin Lärm ins Haus. Helfen kann zum Beispiel, eine Schallschutzeinlage im vorhandenen Kasten oder einen speziell gedämmten Rollladenaufsatzkasten einzubauen.

Schallschutzfenster sind dicker als normale Fenster und asymmetrisch aufgebaut, das heißt die einzelnen Scheiben haben unterschiedliche Stärke. Häufig bestehen sie aus Verbundglas: Zwischen den Scheiben befindet sich dann eine besondere Schallschutzfolie.

Nicht in jedem Raum braucht es übrigens den gleichen Schallschutz: Während es im Schlafzimmer möglichst ruhig sein sollte, gehe es zum Beispiel in der Küche ohnehin lauter zu, so dass womöglich eine geringere Schalldämmwirkung ausreicht, so der VFF.