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Immer mehr dicke Deutsche - So umgeht man Kalorienfallen

05.11.2014, 11:23

Berlin - Jeder Zweite in Deutschland ist zu dick. Das zeigen neue Daten des Statistischen Bundesamtes. Männer sind stärker vom Übergewicht betroffen als Frauen. Wie kann man Kalorienfallen im Alltag umgehen? Eine Ernährungswissenschaftlerin gibt Tipps.

In Deutschland leben immer mehr dicke Menschen. 52 Prozent der Erwachsenen waren 2013 übergewichtig, wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch (5. November) in Wiesbaden mitteilte. Vier Jahre zuvor waren es 51 Prozent und acht Jahre zuvor noch etwas weniger als 50 Prozent. Männer sind stärker von Übergewicht betroffen als Frauen: 62 Prozent der Männer und 43 Prozent der Frauen waren 2013 zu dick.

Übergewicht wird nach dem Body-Mass-Index (BMI) bestimmt, der aus Körpergewicht und Größe ermittelt wird. Von Übergewicht spricht die Weltgesundheitsorganisation (WHO) ab einem BMI von 25. Danach gilt ein 1,80 Meter großer Mann ab 81 Kilo als übergewichtig.

Morgens auf dem Weg zur Arbeit ein Croissant, vor dem Mittagessen ein belegtes Brötchen und zum Nachmittagskaffee ein Stück Kuchen: Im Laufe eines Tages lauern viele Kalorienfallen. Sie lassen sich mit etwas Disziplin und Vorbereitung umgehen, sagt Alexandra Borchard-Becker von der Verbraucher Initiative. Die Ernährungswissenschaftlerin gibt Tipps, um schlank durch den Tag zu kommen:

Frühstücken: Wer zu Hause nicht frühstückt, den überkommt irgendwann der Hunger. "Die Speicher sind von der Nacht leer, man sollte dem Körper daher etwas anbieten", sagt Borchard-Becker. Doch nicht jeder kann oder mag frühmorgens schon etwas essen. "Man sollte wenigstens etwas Sättigendes trinken", rät sie. Das könne ein Kakao sein, ein Trinkjoghurt, Buttermilch oder zart schmelzende Haferflocken in Milch. Auch eine Banane ist gut.


Essen mitnehmen: Um bei einer Hungerattacke nicht zu kalorienhaltigen Snacks vom Bäcker um die Ecke zu greifen, empfiehlt die Expertin, sich "so weit es geht selbst zu versorgen". Das heißt: zu Hause belegte Brote aus Vollkorn mit fettarmem Käse oder magerer Wurst sowie Obst und Gemüse nach Saison einpacken. Belegte Brötchen sind oft mit Remoulade oder einer mayonnaiseartigen Creme bestrichen und mit fettem Käse oder Aufschnitt belegt. "Helle Brötchen machen außerdem nicht so satt wie Vollkornbrötchen", erläutert Borchard-Becker.


Im Coffeeshop wählerisch sein:Wer sich unterwegs einen Milchkaffee oder Cappuccino holt, kann ihn oft mit fettarmer Milch zubereiten lassen. Und wer bei den Backwaren nicht widerstehen kann, greift besser zu einem Milchbrötchen statt zu einem Croissant. "Croissants sind Fettbomben", sagt Borchardt-Becker. Sie haben etwa 300 Kalorien (kcal) und 16 Gramm (g) Fett pro Stück - ein Milchbrötchen nur etwa 140 kcal und 4 g Fett.


Fettfallen am Mittag meiden: In der Kantine sollte immer eine große Portion Gemüse oder Salat Vorrang vor allen anderen Speisen haben, betont die Expertin. Von fetthaltigem Essen wie Fritten und Backfisch rät sie ebenso ab wie von "undefinierbaren Soßen". So bringt es eine Bratwurst mit Kartoffelsalat mit Mayo-Dressing auf 580 kcal und 50 g Fett, ein Schweineschnitzel natur mit Salzkartoffeln aber auf nur 270 kcal und 3 g Fett. Organisierte Menschen kochen zu Hause immer etwas mehr und nehmen sich die Reste dann mit zur Arbeit. Für ein schnelles, leichtes Mittagessen regt die Expertin an: in der Büroküche eine Gemüsebrühe mit kochendem Wasser zubereiten und daheim gekochte Pasta oder Reis hineingeben.


Dem Nachmittagstief trotzen: Ein Kaffee und Süßes helfen vielen Menschen nachmittags über ein Tief hinweg. "Da kommt es absolut auf die Menge an", sagt Borchardt-Becker. "Wenn ich es nicht schaffe, mich zu begrenzen, dann kaufe ich am besten nur kleine Portionen, einen kleinen Schokoriegel etwa." Wer Appetit auf Kuchen hat, nimmt möglichst kein Stück Sahnetorte (550 kcal/37 g Fett) oder einen Muffin (400 kcal), sondern Obstkuchen (330 kcal/5,3 g Fett). "Oder Obst und ein paar Butterkekse." Diese haben pro Stück nur 20 kcal, während American Cookies oder schokogefüllte Kekse es auf 100 kcal pro Stück bringen. Auch Gummibärchen sind mal okay: Sie enthalten zwar viel Zucker, aber kein Fett. Trockenfrüchte liefern neben Süße sogar noch Vitamine.


Abends nicht reinhauen: "Abends sollte man das einplanen, was am Tag zu kurz gekommen ist", rät die Expertin. Das bedeutet zum Beispiel, einen frischen Salat mit vorgekochten Kidney- oder weißen Bohnen oder Gemüse zuzubereiten. Ist es tiefgekühlt, sollte es kein "Buttergemüse" sein oder schon samt Soße aus der Packung kommen. "Gemüse ist kalorienarm und macht satt und ist neben Vollkornprodukten und Hülsenfrüchten der ideale Partner zum Abnehmen", sagt sie. Und wer dann noch Lust und Zeit hat, macht noch einen Spaziergang. Denn zum Abnehmen und Halten des Gewichts ist auch Bewegung unerlässlich.


Kranke sind häufiger fettleibig
Kranke Menschen sind viel öfter stark übergewichtig als Gesunde. Wie das Statistische Bundesamt berichtete, hatte 2013 fast jeder Vierte (23 Prozent) kranke Mann in Deutschland einen Body-Mass-Index (BMI) von mehr als 30. Bei den gesunden Männern betrug dieser Anteil nur 16 Prozent. Von den kranken Frauen war gut jede Fünfte (21 Prozent) fettleibig, von den Gesunden aber nur 13 Prozent. Starkes Übergewicht, Fettleibigkeit oder Adipositas beginnt nach der Definition bei einem BMI von 30.

Mehr als jeder sechste Bundesbürger (16 Prozent) hat sich in der Haushaltsbefragung des Statistischen Bundesamtes (Mikrozensus) 2013 als gesundheitlich beeinträchtigt (15 Prozent) oder als nach einem Unfall verletzt (ein Prozent) bezeichnet.