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Früherkennung kann vor Darmkrebs bewahren

11.03.2015, 08:21

Wiesbaden - Von der Gefahr wissen die meisten Menschen. Nur zur Vorsorge gehen längst nicht alle: Darmkrebs löst bei vielen eine diffuse Angst aus, die sie das Thema gerne verdrängen lässt. Leider ist das genau das Falsche.

Nach Angaben der Felix Burda Stiftung in München ist
Darmkrebs der zweithäufigste bösartige Tumor bei Männern und Frauen. Rund 18 Prozent der Betroffenen haben eine familiäre Vorbelastung, sagt Professor Richard Raedsch vom Berufsverband Deutscher Internisten.


Ist also in der eigenen Familie ein Verwandter
an Darmkrebs erkrankt, empfiehlt es sich besonders, in jungen Jahren an der Darmkrebsvorsorge teilzunehmen. Ein erhöhtes Risiko haben auch Menschen, die unter einer chronisch entzündlichen Darmerkrankung wie Colitis ulcerosa sowie Morbus Crohn leiden. Patienten mit Diabetes Typ 2 haben ein dreimal höheres Risiko zu erkranken.


Ab dem 50. Lebensjahr kümmert man sich am besten um die Vorsorge. Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen jährlich einen Okkultbluttest, der verstecktes Blut im Stuhl aufspüren soll sowie die Austastung des Mastdarms. "Ist der Test negativ, heißt das allerdings nicht, dass alles in Ordnung ist", erklärt Raedsch. "Ebenso wenig bedeutet Blut im Stuhl automatisch Krebs."

Ab dem 55. Lebensjahr zahlen die Kassen eine
Darmspiegelung als Vorsorge. "Der Patient sollte die Vorbereitung gewissenhaft durchführen, damit der Darm möglichst sauber ist", rät Prof. Wolff Schmiegel, Präsident der Deutschen Krebsgesellschaft. Denn nur so kann der Arzt die Darmoberfläche gut sehen. Vor der Koloskopie putzt der Patient deshalb mit abführenden Mittel den Darm frei.


Vor der Darmspiegelung wird der Patient in einen Dämmerschlaf versetzt. Der Arzt sucht mit einem Endoskop Dick- und Mastdarm ab, zum Beispiel nach Polypen: pilzförmige, zunächst gutartige Wucherungen der Schleimhaut im Darm. Doch je größer sie werden, desto höher die Gefahr, dass eine Fehlbildung entsteht, Krebszellen wuchern und zu einem bösartigen Tumor werden. Bis ein Darmpolyp zum kolorektalen Karzinom entartet, kann es zehn Jahre dauern.

Und genau das ist die große Chance: Wer zur Vorsorge geht, bei dem kann ein Polyp noch als harmlose Wucherung entdeckt werden. "Jeder Polyp wird bei der Darmspiegelung entfernt und zur histologischen Untersuchung eingeschickt", erklärt Professor Christian Trautwein von der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS).

Werden Krebszellen im Polypen gefunden, die entarteten Zellen sind aber noch nicht tiefer in die Darmwand eingedrungen, stehen die Heilungschancen sehr gut. Das gilt häufig auch, wenn die Darmwand schon stärker angegriffen ist. Der Chirurg entfernt den Tumor, einen Teil des Darms sowie Lymphknoten. Abhängig vom Stadium der Erkrankung ist mitunter eine Chemotherapie nötig.

In vielen Fällen müsste es nicht erst so weit kommen. Doch viele lassen keine Darmspiegelung machen. "Ich vermute, dass viele glauben, die Koloskopie sei unangenehm", sagt Schmiegel. "Doch der Patient merkt nichts, und auch das Abführen die Tage vorher ist verbessert worden." Und wenn dies davor bewahren könnte, an Darmkrebs zu erkranken - ist das nicht einen Tag in der Nähe der Toilette wert?

Service:


Beratung für Betroffene:
Infonetz Krebs, eine Initiative der Deutschen Krebshilfe und der Deutschen Krebsgesellschaft, Tel: +49 (0)800 80708877, Montag-Freitag, 8-17 Uhr


Beratung zu Darmkrebsfrüherkennung: Stiftung LebensBlicke, Tel: +49 (0) 800 2244221, werktags 10-14 Uhr, kostenfrei

Krebsinformationsdienst des Deutschen Krebsforschungszentrums Heidelberg, Tel: +49 (0)800 4203040, täglich 8-20 Uhr

Betroffene fühlen sich alleingelassen
Für Betroffene gibt es nach einer Darmkrebs-Operation verschiedene Ansprechpartner: Sie können sich etwa an die Beratungsstellen zertifizierter Darmzentren oder die Krebsgesellschaften des jeweiligen Bundeslandes wenden. Darauf weist der Gastroenterologe Prof. Jürgen Riemann in einem Interview der "Ärzte Zeitung" anlässlich des Darmkrebsmonats März hin. Auch der Hausarzt kann ein möglicher Ansprechpartner sein und gegebenenfalls psychoonkologische Betreuung vermitteln. Viele Menschen fühlen sich Riemann zufolge nach einer Krebsbehandlung alleingelassen.