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"Kleinstadt auf Zeit" - Infos rund um die Buchmesse

07.10.2014, 08:18
Gastland auf der diesjährigen Frankfurter Buchmesse ist Finnland. Foto: Arne Dedert
Gastland auf der diesjährigen Frankfurter Buchmesse ist Finnland. Foto: Arne Dedert dpa

Frankfurt/Main - 300 000 Besucher, 7000 Aussteller, 3500 Veranstaltungen, 1000 Autoren, 50 Preise: Das ist in diesem Jahr auf der Frankfurter Buchmesse los - einer "Kleinstadt auf Zeit".

Eine Autoren-Lounge, zu der weder Verleger noch Leser Zutritt haben; ein Business-Club, in den sich Geschäftskunden für Meetings zurückziehen können; die Selfpublising-Area für Autoren, die ihre Bücher ohne Verlag veröffentlichen; das Agenten-Zentrum für die Rechtehändler ... Die
Frankfurter Buchmesse bietet immer mehr maßgeschneiderte Angebote für die unterschiedlichen Besuchergruppen.


Vom 8. bis 12. Oktober werden in Frankfurt wie in den Vorjahren an die 300 000 Besucher erwartet - "eine mittlere Kleinstadt auf Zeit", um mit Buchmessen-Direktor Juergen Boos zu sprechen. Rund 7000 Anbieter aus etwa 100 Ländern haben sich angemeldet, rund drei Prozent weniger als im Vorjahr. Der Grund: "Das Verlagswesen ist internationaler geworden", sagt Boos, "die virtuelle Welt hält sich nicht an Grenzen."

Rund 1000 Autoren werden in Frankfurt erwartet, darunter Ken Follett, Paulo Coelho, David Nicholls, Martin Walker, Herta Müller, Rafik Schami, Nino Haratischwili und Alessandro Baricco. Ehrengast Finnland schickt rund 60 Autoren zur Messe. "Das Bedürfnis vieler Leser nach persönlichem Austausch wächst", glaubt Boos und verspricht mehr Platz für diese Begegnungen.

Damit Autoren nicht nur dem Publikum, sondern sich auch untereinander begegnen können, hat die Buchmesse eine "Autoren Lounge" eingerichtet - Leser und Verleger müssen draußen bleiben. Die dänische Autorin Janne Teller will unter dem Titel "Frankfurt Undercover" Kollegen aus verschiedenen Ländern zu einem dreitägigen Brainstorming über ein - bislang noch geheimes - politisches Thema zusammentrommeln.

Das Agenten-Zentrum ist der "Maschinenraum" der Messe. 600 Rechtehändler aus 33 Ländern schachern dort in diesem Jahr um Titel und Themen. Boos spricht gern von "Themenwelten", schließlich gehe es nicht um Bücher, sondern um Ideen - aus denen dann auch ein Film oder ein Videospiel werden kann: "Die Themenwelten lassen die Buchdeckel hinter sich."

Von Jahr zu Jahr beschäftigen sich mehr Aussteller mit elektronischem Publizieren: mit E-Books, Selfpublishing-Plattformen, digitalen Endgeräten. "Ein Riesenthema" sei in diesem Jahr "die Verschmelzung von Online und Print", sagt Buchmesse-Sprecherin Katja Böhne. Self-Publishing ist seit vergangenem Jahr ein Schwerpunkt der Messe, nun wird das Angebot ausgeweitet, unter anderem mit einem zweitägigen Programm für Autoren, die ohne Verlage ihre Werke veröffentlichen.

Fast 3500 Veranstaltungen - mehr als je zuvor - sind insgesamt geplant. Einige haben nur am Rand mit Büchern zu tun, zum Beispiel der Kongress "Weltempfang" über "Die Stadt als Herausforderung" und ein Bildungskongress zur Frage "Wie wir Kinder stark machen". Neu ist ein "Business Club", in den sich Fachbesucher für Besprechungen zurückziehen können, aber auch bei Veranstaltungen neue Geschäftspartner kennenlernen sollen.

Die Preisflut auf der Messe ebbt nicht ab. Rund 50 sind es in diesem Jahr. Neu ist ein Publikumspreis, den sich die Buchmesse und die Stiftung Buchkunst ausgedacht haben: "The Beauty and the Book", eine Auszeichnung für das schönste Buch des Jahres aus Sicht der Leser. Ebenfalls neu: "Buchpiloten", ein Programm, das verstärkt Grundschüler auf die Messe bringen will, und der "Kids Friday" mit speziellen Angeboten für fünfte bis achte Klassen.

Das Gastland 2014 heißt zwar Finnland - Frankfurt aber blickt nach Fernost. "Sie werden immer mehr asiatische Gesichter auf der Messe sehen", sagt Holger Volland, der für diesen Teil der Welt zuständige Mann im Buchmesse-Team. Wirtschaftlich aufstrebende Staaten wie China und Südkorea investierten viel Geld in Bildung und hätten ein starkes Interesse, ihre Kultur nach außen zu tragen. "Die Märkte verschieben sich in Richtung Asien."

"Die USA haben ihre Vormachtstellung eingebüßt", das sieht auch Boos so. Schon seit Jahren beobachtet die Buchmesse, dass "der Sog in Halle acht" nachlässt, wie Buchmesse-Sprecherin Böhne sagt. Dort sind traditionell die englischsprachigen Verlage untergebracht. Im kommenden Jahr gibt die Buchmesse diese Halle auf, die Aussteller werden auf die restlichen Hallen und eine zusätzliche Etage in Halle sechs verteilt.