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Aldi setzt Konkurrenz unter Druck

08.10.2014, 16:17

Mülheim/Essen - Lange zählte beim deutschen Discount-Marktführer nur der Preis. Doch jetzt will Aldi Süd den klassischen Supermärkten auch bei der Kundenbindung Konkurrenz machen. Es geht um die Zukunft.

Deutschlands größter Discounter Aldi macht es der Konkurrenz zurzeit nicht leicht. Fast im Wochentakt senkte der Billiganbieter zuletzt die Preise und zwang damit die Konkurrenz, von Edeka über Rewe bis zu Lidl und Netto, ebenfalls zum Rotstift zu greifen. Doch reicht es Aldi Süd nun offenbar nicht mehr aus, an der Preisschraube zu drehen. Ab Mitte Oktober greift die innovationsfreudigere der beiden Aldi-Ketten die Konkurrenten auf einem Feld an, das der Discounter Edeka, Rewe und Co. bislang kampflos überlassen hatte: Sammelbildchen.

Für je 10 Euro Einkaufswert erhalten die Aldi-Süd-Kunden ab dem 18. Oktober sechs Wochen lang je eine Stickertüte mit
Panini-Sammelbildern für das National-Geographic-Sammelalbum "Die Welt in Farbe". Insgesamt 168 Bilder samt Album sollen kindliches Quengelpotenzial wecken.


Das ist auf den ersten Blick wenig spektakulär. Schließlich lockt die Konkurrenz seit Jahren mit ähnlichen Angeboten: Rewe etwa zuletzt mit Sammelkarten zur Fußball-WM. Und auch Discount-Konkurrent Lidl ging schon erfolgreich mit Stikeez-Sammelfiguren auf Kundenfang.

Und doch sorgt es bei Experten für einiges Aufsehen. "Das ist nach meiner Kenntnis ein absolutes Novum bei Aldi", erklärt der Handelsexperte Matthias Queck vom Marktinformationsdienst Planet Retail. "Genaugenommen ist es ein Verstoß gegen die reine Discounter-Lehre, alle unnötigen Kosten zu vermeiden, um ein optimales Preis-Leistungs-Verhältnis zu gewährleisten." Auch Wolfgang Adlwarth, Handelsexperte bei der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK), ist überzeugt: "So etwas hat es noch nicht gegeben."

Doch gibt es gute Gründe für Aldi, nicht länger nur auf Rotstiftaktionen zu setzen. Denn die aggressiven Preissenkungen in diesem Jahr sind für Aldi ein zweischneidiges Schwert. Zwar konnte der Marktführer damit sein Preis-Image schärfen, wie GfK-Experte Adlwarth betont. Doch sei es dem Discounter nicht gelungen, durch die Preisreduzierungen die eigenen Umsätze anzukurbeln. Schließlich zieht die Konkurrenz meist umgehend nach.

Generell laufen die Geschäfte der deutschen Discounter in diesem Jahr nicht besonders gut. Während die klassischen Supermärkte in den ersten acht Monaten dieses Jahres ihre Umsätze um 1,8 Prozent steigern konnten, hatten die Discounter laut GfK rund 1,3 Prozent weniger Geld in den Kassen - nicht zuletzt wegen des Preiskampfes.

Aber auch aus einem anderen Grund ist die Sammelbild-Aktion nach Einschätzung von Queck für Aldi attraktiv: Das Unternehmen will damit offenbar Kinder und junge Familien wieder stärker an sich binden. "Denn bei jüngeren Käuferschichten hat das Unternehmen längst nicht mehr die unangefochtene Marktstellung wie bei der älteren Generation", beobachtet Queck. "Die Jüngeren sind auch mit Lidl, Penny und Netto aufgewachsen." Der Erfolg von Lidl mit seinen Stikeez-Sammelfiguren dürfte Aldi Süd die Entscheidung erleichtert haben, glaubt der Experte.