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Mitarbeiter des Monats Der Schauspieler: Über Nacktsein als Kostüm

"Wie arbeiten Sie denn?" - Jeder Berufstätige kann über seine Zunft eine Geschichte erzählen. Doch die wirklich spannenden Fragen wagen viele nicht zu stellen. Dabei ist kaum ein Job langweilig. Diesen Monat: Drei Fragen an den Schauspieler.

06.03.2017, 08:03

Berlin (dpa/tmn) - Sebastian Schwarz (32) arbeitet seit rund zehn Jahren als Schauspieler und ist festes Ensemblemitglied an der Schaubühne in Berlin. Fernsehzuschauer kennen ihn zum Beispiel aus dem "Tatort" oder aus der Serie "Frau Temme sucht das Glück". Über das Leben als Schauspieler:

In welchen Momenten möchte man das Publikum beschimpfen?

Beschimpfen ist echt hart, aber es gibt so Momente. Handyklingeln finde ich schon wahnsinnig anstrengend. Oder wenn sich jemand tothustet und nicht rausgeht, dann kann das auch anstrengend sein. Da könnte man schon die Keule auspacken, das gebe ich zu. Da hat man das Gefühl: Für wen erzähle ich es? Theater ist ja im besten Fall ein gemeinsames Erleben - und man stört ja dadurch den anderen. Es gibt auch Leute, die mit dem Handy spielen. Da sieht man beim Umbau, wenn es dunkel ist, plötzlich helle Gesichter. Wenn sich jemand dafür entscheidet, zu schlafen, stört mich das nicht. Das muss ja jeder für sich selber ausmachen. Wenn man anfängt zu schnarchen, finde ich es schon schwierig, weil es vielleicht einen anderen stört, der zuhören will.

Wie ist es, nackt auf der Bühne zu stehen?

Ich stehe in dem Ruf, dass ich mich in Stücken ständig nackt ausziehe. Es stand meistens im Stück, dann muss man es machen. Das gehört mit zum Job. Ehrlich gesagt, ist es ein bisschen auch Therapie bei mir. Ich kann privat mit meinem Körper gar nicht so viel anfangen, also stelle ich den aus, und prüfe: Was macht das mit mir? Man denkt auch nicht viel darüber danach. Im Gegenteil: Nackt sein, verschafft mir beim Spielen Luft. Natürlich ist Nacktsein auch eine Art Kostüm, du erzählst etwas über ein extremes Kostüm. Privat habe ich viel größere Probleme, nackt zu sein als auf der Bühne. Da bin ich geschützt durch Raum, Stück und Regie.

Wird das Stück irgendwann langweilig, wenn man es x-Mal gespielt hat?

Nein, das ist herrlich, das immer aufs Neue zu probieren. Ich versuche, jeden Abend neu zu erleben, was auf der Bühne passiert. Die Aufgabe, die mich wirklich an meinem Beruf nervt, ist, Text lernen. Ich weiß nicht, wie ich mir diese ganzen Massen an Text merke. Das ist die Hölle für mich. Ich fange deshalb sehr früh an, den Text zu lernen. Ich bitte darum, den Text so früh wie möglich zu kriegen und lerne dann wie besessen. Text lernen ist wirklich grauenhaft. Ekelhaft!