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Nico Hofmanns Berlinale-Plan: Ein Drittel Filme schauen

Für Kinofans ist der Plan bei der Berlinale klar: möglichst viele Filme gucken. Und wie hält es ein Filmprofi? Ein Gespräch mit Nico Hofmann - der auch Tipps für Festivalanfänger hat.

Von Caroline Bock, dpa 05.02.2016, 07:48

Berlin (dpa) - Wie sieht ein Filmprofi die Berlinale? Produzent Nico Hofmann (56, Unser Mütter, unsere Väter) meint, Berlin spiele eine führende Rolle für den internationalen Filmmarkt und auch zunehmend für das Fernsehen.

Er versucht, beim Festival möglichst viele Filme zu sehen. Meine Agenda für die Berlinale ist: ein Drittel Filme schauen, ein Drittel Termine vereinbaren und ein Drittel Präsentation der eigenen Arbeit, sagte Hofmann der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. Diesmal hat er den ZDF-Dreiteiler Ku'damm 56 im Gepäck. Vor der Berlinale (11.-21.2.) erklärt er, warum man als Nachwuchsfilmer lieber ohne Drehbuch in der Tasche kommen sollte.

Frage: Wie sehen Ihre Tage während des Festivals aus?

Antwort: Die sind sehr lang. Ich beginne mit einer eigenen Veranstaltung gemeinsam mit der Gala, unserer Berlin Opening Night. Das soll jetzt nicht angeberisch klingen, aber das ist wirklich eine der begehrtesten Partys, weil wir nur 200 Leute einladen und tolle Gäste haben. Das geht dann schon bis in die frühen Morgenstunden.

Frage: Ist es eine gute Idee, Ihnen beim Festival ein Drehbuch auf den Teller zu legen?

Antwort: Ich gebe meinen Studenten den Ratschlag, das auf der Berlinale nicht zu machen. Dafür ist es zu hektisch. Die Berlinale ist gut, um sich einen Überblick zu verschaffen und bei Gesprächen anzudocken, aber nicht gut dafür, in die Tiefe zu gehen. Ich sage meinen Studenten, dass sie nicht die Erwartung haben sollten, ihre Stoffe dort zu verkaufen. Man knüpft viele Kontakte, aber über die Details redet man später, mit mehr Zeit und weniger durchlauferhitzter Stimmung – das halte ich genau so.  

Frage: Welche Tipps haben Sie für Neulinge mit ersten Werken?

Antwort: Dafür gibt es eine Reihe an Gelegenheiten, eine davon ist eine Sektion eigens für deutsche Filme, die Perspektive Deutsches Kino. Sie ist sehr begehrt. Diese Sektion sehen sich alle entscheidenden Redakteure und Produzenten an. Außerdem kann ich nur jedem raten, direkt auf Leute zuzugehen.

Frage: Bei normalsterblichen Festivalgängern - welchen Anfängerfehler sollten diese vermeiden?

Antwort: Der Anfängerfehler ist, dass man zu viel will. Es hilft eine kluge Vorauswahl, welche Filme oder welche Stars einen interessieren. Ich würde immer empfehlen, in Filme zu gehen, die man sonst nicht zu sehen bekommt - Arbeiten aus dem Ausland, die später nicht ins Kino kommen. Also z.B. Filme aus Irak oder China statt Nicole-Kidman-Watching.

ZUR PERSON: Der Produzent Nico Hofmann (Unsere Mütter, unsere Väter, Deutschland 83) wurde 1959 in Heidelberg geboren und wuchs in Mannheim auf. Nach einer Ausbildung zum Zeitungsredakteur studierte er an der Staatlichen Hochschule für Fernsehen und Film in München. Nach diversen Regiearbeiten verlegte er sich Ende der 90er Jahre auf die Produktion. Er ist Vorsitzender der Geschäftsführung der UFA Fiction und lehrt an der Filmakademie Baden-Württemberg in Ludwigsburg.

Profil Nico Hofmann