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  7. Martin Schulz liest Ernst Jünger - "Der wurde immer linker"

Zu Gast in Leipzig Martin Schulz liest Ernst Jünger - "Der wurde immer linker"

Der SPD-Kanzlerkandidat für die Bundestagswahl 2017 beschäftigt sich mit den späten Tagebüchern Jüngers.

23.03.2017, 16:40

Leipzig (dpa) - Zwischen Wahlkampf-Selfies und Frühlingsfesten - was liest eigentlich ein SPD-Kanzlerkandidat? Martin Schulz beschäftigt sich mit den Tagebüchern des lange umstrittenen Schriftstellers Ernst Jünger.

Das erzählte Schulz am Donnerstag auf der Leipziger Buchmesse in einem Gespräch über die "Faszination des Autoritären" mit dem Historiker Volker Weiß.

Lange habe er Jünger - Autor von Büchern wie "In Stahlgewittern" über den Ersten Weltkrieg - als rechten Intellektuellen gesehen. Dann habe er aber erfahren, dass auch Frankreichs langjähriger sozialistischer Präsident François Mitterand die Werke von Jünger gelesen habe. "Seitdem habe ich nichts anderes zu tun, weil ich ja auch nichts zu tun habe, als "Siebzig verweht" zu lesen." Seine Erkenntnis aus den späten Tagebüchern von Jünger: "Der ist im Verlauf seines Lebens immer linker geworden." Unter anderem habe Jünger selbstkritisch gesehen, dass seine eigene frühe Rhetorik "eine Ursache für die Katastrophe" gewesen sei.

Anders als Jünger, der erst mit 70 Jahren anfing, die Tagebücher zu führen, schreibe er selbst schon Tagebuch, seit er 24 ist, sagte Schulz weiter. Auf der Buchmesse traf der gelernte Buchhändler insgesamt sechs Schriftsteller, darunter Clemens Meyer und Martin Suter.

Klett-Cotta über "Siebzig verweht"

Leipziger Buchmesse