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Verirrt im Wald Helle Helle und die Kunst des Weglassens

Die dänische Autorin veröffentlichte 1993 ihr erstes Buch. Seitdem wurde sie vielfach ausgezeichnet. In ihrem Heimatland sind ihre Bücher regelmäßig Bestseller.

14.02.2017, 10:17

Zürich (dpa) - Der generell im Leben ziemlich desorientierte Jogger hat sich im großen kühlen Herbstwald verirrt und trifft auf eine fremde Joggerin mit demselben Problem.

Zwei Tage und Nächte werden beide gemeinsam ohne Nahrung, Getränke und Handy nach einem Ausweg aus ihrem Dilemma suchen, aber auch lange einfach auf die Rettung warten. Was nach Drama und Suspense klingt, wird von Helle Helle wie immer in ihren Romanen vollkommen ruhig, lapidar, fast beiläufig und in einer kristallklaren Sprache erzählt.

Die Dänin hat ihren minimalistischen Erzähl-Sound seit "Rødby-Puttgarden" (über zwei Schwestern aus einem Fährhafen) im vierten Roman beibehalten, aber auch Neuland betreten: Wo bei ihr bisher immer Frauen ihr äußerlich ereignisloses Leben ausbreiteten, steht jetzt der männliche Ich-Erzähler mit seiner Orientierungslosigkeit im Zentrum. Und doch weiß der Leser am Ende von der Frau mehr, weil das Buch in der Mitte durch eine Geschichte in der Geschichte geteilt wird: Bei der erzwungenen Passivität in nächtlicher Dunkelheit erzählt die Joggerin ihrem Gefährten, wie sie als junges Mädchen an ihren Freund geriet und ihn wieder los wurde.

Ob sich die Verirrten dabei näher kommen? Die dänische Autorin mit dem coolen Künstlernamen (im Pass steht Helle Olsen) macht ihre Figuren in diesem Buch auch durch das interessant und lebendig, was sie nicht erzählt.

- Helle Helle: Wenn du magst. Dörlemann Verlag, Zürich, 192 Seiten, 20,00 Euro, ISBN 978-3-03-820034-5.

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