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Verzehrende Leidenschaft Paris-Austerlitz: Rafael Chirbes posthumer Roman

Es geht um Liebe als Utopie, die selbst rigide Klassengrenzen überwindet. Aber hält sie ewig?

27.09.2016, 16:22

Berlin (dpa) - Ein junger spanischer Maler flieht aus seinem gutbürgerlichen Elternhaus von Madrid nach Paris und verliebt sich in den fast 30 Jahre älteren Arbeiter Michel.

Die beiden ziehen durch die Kneipen, leben in einem winzigen Zimmer, haben nur sich und sind eine Weile lang selig inmitten der grauen, winterlichen Seine-Metropole.

Aber die Liebe hält nicht ewig, der junge Ich-Erzähler strebt eine Künstlerkarriere an, während sein Freund Michel im Arbeitermilieu glücklich ist. In einer Reihe von elegischen Rückblenden erzählt der große spanische Romancier und Erzähler Rafael Chirbes, der im August 2015 starb, in diesem kleinen posthumen Roman die Geschichte einer alles verzehrenden Leidenschaft. Die Liebe erscheint als die Utopie, die selbst rigide Klassengrenzen überwindet. Rafael Chirbes war ein unbequemer Beobachter.

Er beschrieb mit beißender Schärfe die Schattenseiten seines Landes - von der Diktatur des Franco-Regimes (Der Fall von Madrid) bis zur Immobilienkrise (Am Ufer) und den Korruptionsskandalen der Gegenwart. Das ist nicht pessimistisch, das ist die Wirklichkeit, sagte er einmal der Deutschen Presse-Agentur.

- Rafael Chirbes: Paris-Austerlitz, Verlag Antje Kunstmann, 156 Seiten, 20 Euro, ISBN 978-3-95614-122-5.