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Abgründe Pranger der Neuzeit: In Shit-Gewittern

Was bringt vor allem Leute mit vorgeblich hohem moralischen Anspruch dazu, einen Menschen fertig zu machen? Der Londoner Journalist Jon Ronson hat sich auf Spurensuche begeben.

18.10.2016, 11:21

Stuttgart (dpa) - Ein witzig gemeinter unbedachter Tweet verwandelte das Leben der PR-Fachfrau Justine Sacco in eine Hölle. Ab nach Afrika, twitterte sie auf dem Weg von London nach Kapstadt. Hoffe, ich hol mir kein AIDS. Nur ein Scherz. Bin ja weiß!

Der Witz kam jedoch nicht an. Im Gegenteil, die Follower fanden den Spruch rassistisch. Es entwickelte sich in kürzester Zeit ein Shitgewitter, in dessen Folge das Leben von Justine Sacco völlig aus den Fugen geriet.

In seinem Buch zitiert der Londoner Journalist Jon Ronson weitere prominente Fälle zu dem noch relativ neuen Phänomen des Shitstorms, eine Wiederauflage des mittelalterlichen Prangers, allerdings mit weit schwerwiegenderen Folgen. Manche Leben werden durch die massenhafte und weltweite Anprangerung regelrecht ruiniert. Dabei greift Ronson einen besonders interessanten Aspekt auf: Was bringt vor allem Leute mit vorgeblich hohem moralischen Anspruch dazu, einen Menschen fertig zu machen? Eine spannende Spurensuche in menschliche Abgründe.

- Jon Ronson: In Shitgewittern. Wie wir uns das Leben zur Hölle machen, Tropen Verlag, Stuttgart, 330 Seiten, 14,95 Euro, ISBN 978-3-608-50235-0.