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Schauplatz Buchmesse: Loslabern im Moloch

Jakob Arjouni, Rainald Goetz, Marlene Streeruwitz - drei von vielen Autoren, deren Texte auf der Frankfurter Buchmesse spielen. Der jährliche Branchentreff wird bestenfalls zwiespältig gesehen.

Von Sandra Trauner, dpa 12.10.2015, 22:59

Frankfurt/Main (dpa) - Die Titel füllen diverse Kisten und Regalmeter im Büro und zu Hause: Seit Jahren sammelt Juergen Boos Bücher, die auf der Frankfurter Buchmesse spielen.

Bei jeder Messe wächst die Sammlung des Buchmessen-Direktors weiter: Aus aller Welt bringen Messebesucher, die von seiner Sammlung wissen, neue Titel mit. Auch Freunde und Kollegen, die bei der Lektüre zufällig zwischen zwei Buchdeckeln auf die Messe stoßen, steuern immer wieder Neues bei.

Fast jedes Jahr erscheint ein Buch, das auf der Buchmesse spielt, sagt Boos. Allein die literarische Produktion schätzt er auf bis zu 100 Titel. Dazu kämen unzählige Sachbücher über die Messe, Autobiografien von Verlegern, Agenten, Autoren und früheren Buchmesse-Direktoren. Das Bedürfnis, über die Messe zu schreiben, findet Boos nachvollziehbar: Man erlebt ja wilde Sachen zusammen.

Zu den bekanntesten Werken gehört der Krimi Bruder Kemal von Jakob Arjouni, in dem Detektiv Kayankaya auf der Messe einen marokkanischen Schriftsteller beschützt. In Loslabern von Rainald Goetz treibt sich der Autor auf Buchmessen-Empfängen rum und versucht ansonsten, zwischen den Messeständen möglichst unsichtbar zu bleiben. So ist die Messe: Man will möglichst viele Leute treffen, begegnet dabei aber auch vielen, die man ums Verrecken nicht sehen will, sagt Boos.

In den meisten Büchern werde die Messe zwiespältig gesehen, sagt Boos. Häufigstes Bild: Die Messe ist Moloch. In vielen Büchern bereite der jährliche Branchentreff den Autoren Unbehagen, zum Beispiel in Marlene Streeruwitz' Nachkommen. Ein weiteres wiederkehrendes Motiv: Man weiß, dass man jemanden kennt - aber man kann sich einfach nicht erinnern, wer das ist.

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