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Stimmen zum Literaturnobelpreis

08.10.2015, 17:01

Minsk (dpa) - Swetlana Alexijewitsch (67) ist mit einem ganz eigenen literarischen Stil zum moralischen Gedächtnis des zerfallenen Sowjetimperiums geworden.

Die weißrussische Schriftstellerin hat mit ihren Collagen das Leid, die Katastrophen und den harten Alltag der Menschen in ihrer Heimat aufgearbeitet. 2013 erhielt sie dafür den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. Jetzt wurde sie mit den Literaturnobelpreis geehrt. Einige Stimmen: 

Ich bin das doch erst seit zwei Stunden, ich weiß nicht, wie es weitergeht.

(Preisträgerin Swetlana Alexijewitsch in einer ersten Stellungnahme über ihre Auszeichnung)

Sie hält sich im Hintergrund. Das einzige, das sie wirklich interessiert, sind die Stimmen. Echte Stimmen von echten Menschen.

(Sara Danius, Chefin der Schwedischen Akademie)

Ihre Bücher sind eine Chronik des homo sovieticus, für die sie ein eigenes, zwischen Belletristik und Dokumentation liegendes Genre geprägt hat.

(Karsten Kredel, Verleger, Hanser Berlin)

Sie wird eine große Ikone der Widerstandsbewegung werden.

(Michael Krüger, früherer Chef des Hanser Verlages)

Das ist ein Feiertag für alle, die allgemeine menschliche Werte vertreten.

(Der Moskauer Autor Viktor Jerofejew)

Sie haben die Zeuginnen und Zeugen großer
Menschheitskatastrophen und ihrer Folgen in das literarische und
moralische Gedächtnis unserer Zeit eingeschrieben. Sie sind
eine sensible und mutige Chronistin unserer Zeit.

(Bundespräsident Joachim Gauck in einem Schreiben an die Preisträgerin)

Wenn man sich allein anschaut, was Alexijewitsch im vergangenen Jahr über Russland geschrieben hat, dann muss man die Entscheidung ganz klar als politisches Statement lesen.

(Martin Pollack, österreichische Autor und Osteuropaexperte)

Wir gratulieren. Frau Alexijewitsch ging immer ihren Weg. Die Preisverleihung ist ein Meilenstein für unsere Literatur und für ganz Weißrussland.

(Nikolai Tscherginez, Kulturfunktionär des weißrussischen Schriftstellerverbands)

Alexijewitsch schreibt über die russische Geschichte, aber mit ihrem Blick auf die Vergangenheit erklärt sie uns Russland und die Kriege von heute.

(Volker Weidermann, Literaturkritiker, Spiegel-Literaturchef und neue Gastgeber des Literarischen Quartetts)

Mit Swetlana Alexijewitsch wird eine Jägerin des verlorenen O-Tons der Geschichte ausgezeichnet.

(Denis Scheck, Literaturkritiker)

Der Literaturnobelpreis sollte große Literatur auszeichnen, nicht großartigen Journalismus.

(Iris Radisch, Literaturkritikerin und Zeit-Feuilletonchefin)

Die Stockholmer Jury hat eine mutige Entscheidung getroffen.

(Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier)

Eine herzliche und mutige Kämpferin für die Menschen, die autoritäre Regime hinter sich zurücklassen. Sie hat ihnen zugehört, Worte für ihre Erinnerungen und Gefühle gefunden und ihnen so ihre Würde zurückgegeben.

(Christoph Heubner, Exekutiv-Vizepräsident des Internationalen Auschwitz Komitees)