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Mit Elina Garanca Wein' die Wand an - La Favorite-Premiere in München

Die Regisseurin Amélie Niermeyer hat die Donizetti-Oper La Favorite an der Bayerischen Staatsoper auf die Bühne gebracht. Sie zelebriert dabei völlig ironie- und interpretationsfrei die Theatralik. Frei nach dem Motto: Wein' die Wand an, ist das traurig hier!

Von Britta Schultejans, dpa 24.10.2016, 09:11

München (dpa) - Es war mehr als 100 Jahre her, dass an der Bayerischen Staatsoper letztmals eine Neuinszenierung von Gaetano Donizettis La Favorite auf die Bühne gekommen ist.

Seit die Regisseurin Amélie Niermeyer am Sonntagabend ihre Interpretation der Geschichte über die Mätresse des Königs und ihre unglückliche Liebe zu einem Mönch inszeniert hat, ist auch klar, warum. Niermeyer bleibt eine Antwort schuldig auf die Frage, was die Oper, die 1840 uraufgeführt wurde, einem Publikum im Jahr 2016 noch sagen kann.

Für ihre erste Regiearbeit an der Staatsoper in München muss sie am Sonntagabend einige Buh-Rufe einstecken; auch der Applaus für Dirigent Karel Mark Chichon fällt für Münchner Verhältnisse vergleichsweise zurückhaltend aus. Schwer und tragend ist die Inszenierung, passend dazu das Dirigat. Wenn schon Dramatik, dann auch richtig.

Niermeyer inszeniert die Geschichte über Liebe, Ehre, Glaube und Täuschung vor dem Hintergrund einer beeindruckenden Häuserschlucht, die einer US-amerikanischen Großstadt entsprungen sein könnte. Immer wieder fahren die hohen Fassaden bedrohlich auf die Liebenden zu, schränken schmerzlich den Raum ein, der ihnen zur Verfügung steht.

Sobald das Licht sich ändert, wird der Blick frei auf das, was hinter den Häuserfassaden liegt: sakrale Räume mit lebenden und sich unheimlich bewegenden Heiligenstatuen. Auch Christus am Kruzifix bewegt sich. Überdimensionale Zimmerpflanzen wecken Sehnsüchte nach dem unerreichbaren Paradies. Es sind also die Häuser Gottes, die die Liebe bedrohen. Und das ist leider auch schon alles, was Niermeyers Inszenierung an erwähnenswerten Regie-Einfällen zu bieten hat.

Eine weitere Schwäche: die Personenführung. In den ganz großen dramatischen Momenten drücken sich die Charaktere eng an den Häuserwänden herum, von denen es ja nunmal einige gibt. Frei nach dem Motto: Wein' die Wand an, ist das traurig hier. Oh mon dieu!

Vor allem Matthew Polenzanis zumindest stimmlich einwandfreie Darbietung des Fernand gerät dabei immer wieder ins allzu Weinerliche und streift das ein oder andere Mal die Grenze zur unfreiwilligen Komik - unterstützt von Chichons theatralischem Dirigat.

Dennoch bekommt Polenzani, der als Fernand sein Rollendebüt gibt, viel Applaus - ebenso der gleichfalls debütierende Mariusz Kwiecien als Alphonse XI; allen voran aber natürlich Opern-Diva Elina Garanca, die Frau von Dirigent Chichon, die den höchstens mittelmäßigen Opernabend mit ihrer Darstellung rettet und dafür vom Publikum dankbar beklatscht wird.

Infos zur Inszenierung