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Bürgermeisterin: Buga bringt auch einen Gewinn für Schollene

Mit welchen Plänen die Gemeinde ins Jahr startet hat Anke Schleusner-Reinfeldt mit Schollenes Bürgermeisterin Steffi Friedebold besprochen.

22.01.2016, 09:35

Als Sie im Sommer die Amtsgeschäfte von Armin Wernicke übernahmen, starteten Sie in recht ruhiges Fahrwasser. Zum Ende des Jahres traf dann die Nachricht ein, dass mit der Schließung der Sparkasse und der Volksbank zwei wichtige Serviceangebote aus Schollene verschwinden. Welche Folgen hat das für die Gemeinde?

Das ist noch schwer abzusehen. Zu befürchten ist, dass die Leute das Geld, das sie in Rathenow holen, dann auch gleich dort ausgeben und unsere regionalen Anbieter darunter leiden. Ich kann nur an die Bürger appellieren, trotzdem hier einzukaufen. Vielleicht ist es ja möglich, dass man seinen Einkauf zukünftig mit der EC-Karte bezahlt und auch gleich Geld abhebt, was dann ausgezahlt wird. In großen Einkaufsmärkten ist das ja auch möglich. Wir werden sehen, was die Gespräche dazu bringen. Dass der Übergang von Armin Wernicke problemlos verlief, stimmt. Er hat mich gut begleitet und ich habe mich gut reingefunden in die Arbeit.

Im einst quirligen Dorfzentrum mit mehreren Geschäften und beiden Banken gibt es ab April noch die Gaststätte, das Lebensmittelgeschäft, den Bäcker und den Fleischer. Wie kann man sie halten und vielleicht sogar neue Anbieter für die leerstehenden Gewerberäume finden?

Sie gehören ja zumeist Privaten, da haben wir als Gemeinde keinen Einfluss. Man bräuchte eine gute Idee, wie man Läden interessant für Einkäufer macht. Aber das ist in Zeiten des stetig wachsenden Internethandels umso schwerer. Diese Entwicklung kann man wohl nicht aufhalten.

Das Schollener Vereinsleben ist beispielhaft. Ob Sportler, Karnevalisten, Heimatfreunde, die Kameraden der Feuerwehr, Motocrosser oder die Aktiven des Vereins „Für ein lebendiges Schollene“, alle bereichern das kulturelle Leben und tragen mit Arbeitseinsätzen zur Sauberkeit bei …

Ja, darüber bin ich sehr froh. Anders wäre es gar nicht möglich. Wir unterstützen die Vereine mit Technik und tatkräftiger Hilfe der Gemeindearbeiter, finanziell können wir uns leider nicht viel leisten.

1220 Einwohner hatte Schollene am Jahresende, 15 weniger als im Vorjahr. Sieben Babys wurden geboren. Diese Zahlen sind seit Jahren recht stabil ...

Das ist schön. Wir sind ja auch eine lebenswerte Gemeinde. Dank der guten Anbindung an Rathenow mit einem Bahnhof kann man auch in Berlin oder Hannover arbeiten. Wir versuchen, jungen Leuten Wohnraum schmackhaft zu machen. Dass sich doch immer wieder junge Paare entscheiden, hier zu bauen, stimmt mich froh.

Als die Schule schloss, gab es Befürchtungen, dass die Gemeinde die Bewirtschaftungskosten für die Turnhalle nicht mehr aufbringen kann. Wie steht es um diese Position im Haushalt?

Welcher Haushalt? Im letzten Jahr hatten wir ja keinen. Ich hoffe, dass die Verbandsgemeinde dieses Jahr bald Zahlen auf den Tisch legt. Und natürlich hoffe ich, das Geld für Strom und Heizung zu haben. Alle Nutzer sind ja auch zur Sparsamkeit aufgerufen.

Ist Geld da, um 2016 nicht nur die laufenden Kosten zu decken, sondern auch zu investieren?

Ich hoffe. Da wir ja 2015 kaum etwas ausgegeben haben, müsste ja etwas mehr da sein. Wir wollen dieses Jahr unbedingt das Umfeld des Ärztehauses gestalten – ein entsprechender Fördermittelantrag läuft über Leader. Angeschoben wurde auch schon der Kauf eines kleinen Traktors, mit dem im Sommer die Grünflächen gepflegt werden und der sich im Winter zum Schneeschieben eignet. Schön ist, dass wir jetzt einen zweiten Gemeindearbeiter haben.

Dass in das alte Backstein-Schulgebäude tatsächlich Asylbewerber einziehen, ist eher unwahrscheinlich, wären dafür doch umfangreiche Bauarbeiten seitens des Landkreises nötig. Welche andere Nutzung wäre denn möglich?

Schwierig. Es zu Wohnungen umzubauen, können wir als Gemeinde uns nicht leisten. Und wir haben auch genug Wohnraum. Vielleicht könnten es Vereine nutzen, Bedarf wäre sicher da.

Was hat die Buga für den „Vorgarten Schollene“ gebracht? In der Gaststätte „Zur Linde“ hatten ja täglich Dutzende Radler Stopp gemacht?

Ja, zeitweise gab es gar keine freien Plätze mehr. Die Buga war schon eine enorme Bereicherung, denn Schollene ist weiter über die Landesgrenzen hinweg bekannt geworden. Ich habe auch mit einigen Durchreisenden gesprochen, die gern wiederkommen wollen. Unser Image ist jedenfalls enorm gestiegen.

Auch Brauerei und „Haus am See“ haben mit dem Klietzer Gastwirt Maik Kleinod einen Investor gefunden, der Schollene für die Dorfbewohner und Touristen bereichert…

Und das ist gut so. Ich wünsche mir sehr, dass die Ideen, die Maik Kleinod hat, in die Tat umgesetzt und gut angenommen werden – davon profitiert die ganze Region. Schön, dass auch das neue gastronomische Angebot in Molkenberg mit dem Boot „Zum Klapperstorch“ gut angenommen wird.

Sind Sie mit der Arbeit, die das Verwaltungsamt leistet, zufrieden?

Jein! Die Mitarbeiter sind sehr engagiert. Ich wünschte mit, dass endlich Ruhe in der Personalsituation einzieht und Mitarbeiter gefunden werden, die auf Dauer bleiben. Die Kommunikation mit uns Gemeinden muss besser werden, Informationen müssen schneller bei uns ankommen. Und wie gesagt: Dieses Jahr brauchen wir einen Haushalt! Und nicht erst im Herbst.

Die Badestelle am Havelstrand hat sich 2015 ja mächtig gemausert …

Ja, sie ist wirklich eine Bereicherung für die Einwohner und auch die Touristen. Wir haben hier ja nun einen richtigen kleinen Ostseestrand. Allerdings sollten die Nutzer den Platz auch so verlassen, wie sie ihn vorfinden. Unsere Gemeindearbeiter sind nicht dafür da, Abfall wegzuräumen.

Wann stehen die nächsten Stammtische mit Gewerbetreibenden und Vereinsvorsitzenden an?

Die Vereine werden voraussichtlich zum 16. Februar eingeladen. Da reden wir über das Sommerfest, stimmen weitere Termine des Jahres ab und müssen auch über die Nutzung der gemeindlichen Räume und Anlagen durch die Vereine sprechen.

Ein paar aus der Flut 2013 resultierende Hochwasserschäden waren auch in Schollene abzuarbeiten. Ist alles realisiert?

An den Brücken noch nicht. Auch die Überführung über den Seestrang, für die ja wegen der Kreisstraße der Landkreis zuständig ist, muss umfassend saniert werden, voraussichtlich wohl aber erst ab 2017.

Sie sind ja auch Kreistagsabgeordnete: Was sagen Sie dazu, dass es für die Wuster Grundschule keine Ausnahmeregelung gibt und sie im Sommer schließen wird, ohne dass in Schönhausen die baulichen Voraussetzungen geschaffen sind?

Unmöglich! Die Sparpolitik des Landes wird auf dem Rücken der Kinder ausgetragen, das haben wir Schollener ja selbst erlebt. Über den Slogan „Kurze Wege für kurze Beine“ kann ich nur müde lächeln. Ich habe nicht damit gerechnet, dass die Ausnahme nicht erteilt wird. Das betrifft auch die Förderschule in Klietz. Mit dem Bus zu fahren, bedeutet, dass Lebensqualität verloren geht, auch das soziale Miteinander bleibt auf der Strecke. Unsere Schollener Kinder haben sich gut in Klietz eingelebt. Ich achte die Lehrer sehr und habe großen Respekt vor der Arbeit.

Derzeit macht Schollene ja wieder mit dem Karneval von sich reden. Sind Sie dabei?

Ja natürlich! Ich bin schon gespannt auf das Programm. Ich hoffe, dass dem Verein auch in den kommenden Jahren nie die guten Ideen ausgehen.

Das erste halbe Jahr Ihrer Amtszeit ist vorüber. Hat sich alles eingespielt und können Sie sich beruflich die Zeit nehmen, die Sie für Ihre Gemeinde brauchen?

Die Arbeit wird auf mehrere Schulter verteilt, auch mein Stellvertreter und andere Ratsmitglieder springen mal ein. Denn leider finden Termine auch oft tagsüber statt, so dass ich sie berufsbedingt nicht immer wahrnehmen kann. Zweimal pro Monat Sprechstunden abzuhalten, hat sich nicht gelohnt, seit Jahresbeginn halte ich nun am ersten Donnerstag im Monat Sprechtag ab. Es gibt ja auch die Einwohnerfragestunde auf den Ratssitzungen. Und unsere Sekretärin ist auch im Büro anzutreffen. Oft sind es die vielen kleinen Dinge, die viel Mühe machen. Ganz aktuell beispielsweise will die Abfallentsorgungsgesellschaft die gelben Tonnen nicht aus Karlsthal abholen, weil der Weg von Ferchels dorthin so schlecht ist. 25 Jahre ging es – nun auf einmal nicht mehr. Das muss umgehend geklärt werden. Generell wäre vieles einfacher, wenn wir finan­ziell besser ausgestattet wären. Aber darauf brauchen wir wohl nicht zu hoffen. Bürgermeister von so einer großen Gemeinde wie Schollene zu sein, ist eigentlich ein Halbtagsjob. Neben Problemen gibt es aber auch schöne Dinge. So freue ich mich schon, wenn im Frühling der neue Kindergarten eröffnet.