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Opaschowski Keine Angst vorm Alter!

Das Dahinsiechen sei keinesfalls der Normalfall, meint Zukunftsforscher Opaschowski. Auch Hundertjährige können ein erfülltes Leben haben.

Von Bernhard Sprengel 02.09.2016, 23:01

Hamburg (dpa) l Keine Angst vorm Alter – das ist die Botschaft, die der Hamburger Zukunftsforscher Horst Opaschowski in seinem neuen Buch „Das Abraham-Prinzip – Wie wir gut und lange leben“ verbreitet. In Deutschland finde eine „Altersrevolution“ statt, heißt es darin, aber sie komme auf leisen Sohlen. Die Lebenserwartung steigt weiter, nach Prognosen der UN werde jeder Zweite, der in diesem Jahr in Deutschland geboren wurde, noch 100 Jahre später am Leben sein. Und im Alter werden diese Menschen nicht gebrechliche und geistig umnachtete Greise sein. Im Gegenteil: „Das Leben wird immer lebenswerter“, sagt der 75-Jährige. Die Ära des Alterspessimismus gehe zu Ende.

Allerdings bedürfe es für ein Leben nach dem Abraham-Prinzip – der Stammvater wurde nach biblischer Überlieferung 175 Jahre alt – einiger wichtiger Voraussetzungen. Die Menschen sollten auf ihre körperliche und vor allem geistige Fitness achten, rät Opaschowski. Viele tun das offenbar schon. Drei Viertel der über 65-Jährigen bezeichnen nach Erhebungen des Berliner Robert-Koch-Instituts ihren Gesundheitszustand als gut oder sehr gut. Selbst in der Altersgruppe der über 75-Jährigen fühlt sich ein fast ebenso hoher Anteil noch fit.

In einer repräsentativen Umfrage, die Opaschowski zusammen mit dem Ipsos-Institut im vergangenen März durchführen ließ, nannten die Befragten ihre Bedingungen, die für ein langes Leben erfüllt sein müssten. Ganz oben in den Antworten steht mit 81 Prozent „kein Pflegefall sein“, aber auch „geistig fit sein“. Das Risiko der Pflegebedürftigkeit im Alter werde überschätzt, tritt Opaschowski den Befürchtungen entgegen. 95 Prozent der über 65-Jährigen in Deutschland lebten selbstbestimmt in eigenen Wohnungen. Nur knapp 5 Prozent der Rentner wohnen in Alters- und Pflegeheimen.

Dagegen unterstreicht der Professor das Bemühen um geistige Fitness. Der emeritierte Erziehungswissenschaftler zitiert den spanischen Cellisten Pablo Casals (1876-1973), der einmal gefragt worden sei, warum er im Alter von 92 Jahren noch täglich Cello übe. Er habe darauf geantwortet: „Ich glaube, ich mache Fortschritte.“ Dieses lebenslange Lernen betont auch Opaschowskis Tochter, Irina Pilawa (44), die an dem neuen Buch mitgearbeitet hat und von Beruf Lehrerin ist. Die Ehefrau von Fernsehmoderator Jörg Pilawa sagt, man müsse bereits die Kinder darauf vorbereiten.

Nicht unbegründet ist nach Ansicht von Opaschowski die Sorge um die Rente. Um die Jahrzehnte nach der Berufstätigkeit zu finanzieren, brauche Deutschland eine flexible Altersgrenze.

Noch wichtiger für ein glückliches Leben im Alter sind nach seiner Ansicht die sozialen Kontakte. Bei der Erziehung der jungen Generation müsse mehr Wert auf Bindungsfähigkeit, Zuverlässigkeit und Verantwortungsfähigkeit gelegt werden. Die Mehrgenerationenfamilie gebe Sicherheit, ihr gehöre die Zukunft, auch wenn die Familienmitglieder an verschiedenen Orten leben.