1. Startseite
  2. >
  3. Deutschland & Welt
  4. >
  5. Sprengstoffanschlag auf Moschee

Dresden Sprengstoffanschlag auf Moschee

In der Nacht zum Dienstag sind in Dresden zwei Sprengstoffanschläge verübt worden. Die Polizei geht von fremdenfeindlichem Motiv aus.

27.09.2016, 08:10

Dresden (dpa) l Zwei Sprengstoffanschläge wenige Tage vor der Einheitsfeier in Dresden haben bundesweit Entsetzen ausgelöst und die Sicherheitsbehörden alarmiert. An einer Moschee der Türkisch-Islamischen Gemeinde und am Kongresszentrum explodierten Montagabend professionell gebaute Sprengsätze. Menschen wurden nach Angaben der Polizei vom Dienstag nicht verletzt. Die Ermittler gehen bei der Moschee von einem fremdenfeindlichen Motiv aus und im zweiten Fall von einem Zusammenhang mit dem Fest zum Tag der Deutschen Einheit. Islamische Einrichtungen der Stadt werden nun besonders geschützt, die Polizei hat ihren Einsatz zur Einheitsfeier früher als geplant begonnen.

Zum Zeitpunkt der Detonation befanden sich der Imam mit seiner Frau und den beiden sechs und zehn Jahre alten Kindern in der Moschee. Alle blieben unverletzt. Durch die Druckwelle der Explosion wurde die Eingangstür nach innen gedrückt, sie ist wie die Fassade verrußt. "Es hätte zur Entzündung des Gebäudes kommen können", sagte Polizeipräsident Horst Kretzschmar.

Ein Bekennerschreiben gab es zunächst nicht. Kretzschmar lehnte es vehement ab, sich detailliert zum Stand der Ermittlungen zu äußern. Es sei zu früh, um Informationen zu geben – auch um die Ermittlungen nicht zu gefährden. So lange es keine gesicherten Erkenntnisse gebe, wolle man keinen Nährboden für Spekulationen bieten, sagte Innenminister Markus Ulbig (CDU). "Es wird in alle Richtungen ermittelt und nichts ausgeschlossen."

Die Generalstaatsanwaltschaft Dresden hat ein Ermittlungsverfahren gegen Unbekannt wegen des "Verdachts des Herbeiführens einer Sprengstoffexplosion" eingeleitet. Damit beauftragt wurde das Sonderdezernat für politisch motivierte Kriminalität. Innenminister Ulbig versicherte, dass die Polizei alles tue, "dass der oder die Täter schnell identifiziert und bestraft werden".

Die Dresdner Polizei war von einer Rettungsleitstelle am Montag über die Detonationen informiert worden – 21.53 Uhr über die an der Moschee und 22.19 Uhr über die Terrasse am Kongressgebäude. Dort soll am 3. Oktober der Empfang des Bundespräsidenten zum Tag der Deutschen Einheit stattfinden. Die Polizei fand an beiden Tatorten die Reste der selbstgebauten Sprengsätze. "Ab sofort arbeiten wir im Krisenmodus", sagte Kretzschmar.

Seit den Anschlägen werden drei Moscheen, ein Gebetsraum und eine Begegnungsstätte besonders bewacht. Der Einsatz zum Einheitsfest hat laut Ulbig in der Nacht begonnen. Die dreitägigen Feierlichkeiten zum Tag der Deutschen Einheit sollen von bis zu 2600 Polizisten, darunter ein Spezialeinsatzkommando und Teile der Eliteeinheit GSG 9, abgesichert werden.