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Angela Merkel Das andere Leben der Kanzlerin

Die Bundeskanzlerin Angela Merkel macht Urlaub - und hat doch nie wirklich frei.

Von Kristina Dunz 24.07.2016, 23:01

Berlin (dpa) l Liegt Angela Merkel (CDU) eigentlich mal faul auf dem Sofa? Schaut sie bis in die Puppen Fernsehen? Treibt sie Sport? Geht sie bummeln? Hat die zigfach als mächtigste Frau der Welt betitelte Kanzlerin überhaupt so etwas wie ein Privatleben? Viel erzählt sie nicht darüber. Nur eines ist sicher: Sie hat eigentlich gar keine Zeit dafür. Denn außer vielleicht Heiligabend gibt es fast keinen Tag, an dem die 62-Jährige einmal nichts machen muss - auch nicht während ihres Urlaubs, der eigentlich am Freitagabend beginnen sollte. Regierungssprecher Steffen Seibert hatte noch wenige Stunden zuvor gesagt: „Die Kanzlerin ist immer im Dienst.“

Auf bittere Weise wurde diese Wahrheit schon kurz darauf bestätigt. Der Amoklauf von München erfordert eine Sitzung des Bundessicherheitskabinetts im Kanzleramt. Unter Leitung von Merkel. Sie muss aus der Uckermark, wo sie gerade erst zu Hause eingetroffen war, zurück nach Berlin.

In den nächsten drei Wochen ist kein öffentlicher Auftritt Merkels als Kanzlerin geplant, aber angesichts der Krisenlage in der Welt von der Türkei bis Syrien sowie der Gewalt von Würzburg bis München dürfte die Regierungschefin täglich gebrieft werden. Abschalten sieht anders aus.

Bekannt ist, dass sie zum Auftakt ihres Sommerurlaubs mit ihrem Mann Joachim Sauer, beide Opernfans, oft zur Eröffnung der Bayreuther Festspiele gefahren ist. Beim Auftakt am heutigen Montag ist sie nun aber nicht dabei. Merkel komme aber später vorbei, sagte eine Sprecherin der Stadt Bayreuth.

Gewohnheitsgemäß fährt Merkel noch zum Wandern nach Südtirol und nimmt sich zum Ende des Urlaubs Zeit zum Lesen in ihrem Haus in der Uckermark. Danach beginnt wieder so etwas wie ein Höllenprogramm: EU-Gipfel in der Slowakei, G-20-Gipfel in China, Flüchtlingsgipfel in den USA, Haushaltsberatungen im Bundestag, zwei Landtagswahlen.

Da macht es Schlagzeilen, wenn sich Merkel einmal wie ein ganz normaler Mensch verhält – und das auch noch öffentlich. Wie beim EU-Gipfel im Februar in Brüssel: Merkel war Pommes essen. Geht sie auch Kleidung kaufen? Schuhe jedenfalls sichtet sie erst im Internet, wie sie einmal verriet. „Da kann man schon mal vorgucken.“ Denn: „Mir sehen ziemlich viele Leute zu. Aber manchmal setze ich mich auch hin und probiere an.“ Im Supermarkt wurde sie einmal an der Kasse um ein Autogramm gebeten und ihr Mann soll moniert haben, dass man mit ihr nirgendwo unbemerkt hingehen könne.

Handwerker, die im Kanzleramt etwas reparieren mussten, berichten überrascht, die Kanzlerin habe extra den Fahrstuhl angehalten, damit sie mit ihr nach oben fahren konnten. In Berlin sahen sie Bürger schon mit Finanzminister Wolfgang Schäuble im Kino und mit Unionsfraktionschef Volker Kauder (beide CDU) im Theater. Wie sie wirklich ist, wissen nur wenige, und die sprechen nicht darüber. So bleiben seltene Momente in der Öffentlichkeit, die Hinweise darauf geben, was sie mag, wofür sie sich begeistert, wie sie eben so ist als Mensch. Nicht als Kanzlerin.