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Klimawandel Reisschale Vietnams leidet unter Dürre

Südostasien leidet unter der schlimmsten Dürre seit Jahrzehnten.Neben dem Klimawandel verschärft das Wetterphänomen El Niño die Lage.

15.03.2016, 23:01

Bangkok/Hanoi (dpa) l Jeden Tag warten die Mitarbeiter des Chao Phraya Abhaibhubet-Krankenhauses auf Frischwassertransporte von einem Militärstützpunkt. Die Einrichtung in der Provinz Prachinburi in Ostthailand braucht täglich 30 000 Liter für ihren Betrieb. „Momentan bekommen wir jeden Tag neun Lieferungen“, sagt Manager Saluay Jintarakiti. Das Krankenhaus gehört zu den vielen Leidtragenden der schlimmsten Dürre seit 20 Jahren. Der Gründe, sagen Wissenschaftler, sei das Klimaphänomen El Niño und die Erderwärmung.

Die Dürre habe den Grundwasserspiegel und den Pegel der Flüsse gesenkt und das Leitungswasser ungenießbar gemacht, sagt Jintarakiti. „Das Leitungswasser ist so salzig, dass man damit weder medizinische Geräte reinigen noch Patienten versorgen kann.“

Wegen der Trockenheit ist die Reisanbaufläche im Januar und Februar um ein Drittel auf 640 000 Hektar geschrumpft, weil die Bauern mehr nicht bewässern können. Der Staat stellt 17 Milliarden Baht (436 Millionen Euro) für Alternativen zum Reisanbau bereit.

In der Hauptstadt Bangkok rief der Chef der Wasserwerke die acht Millionen Einwohner zum Wassersparen auf. Die Wasserwerke haben die Versorgung in Randbezirken leicht heruntergefahren, um zu sehen, ob sie mit einer anhaltenden Krise fertig werden könnten. Außerdem steht das Neujahrsfest Songkran im April vor der Tür. Es wird traditionell mit riesigen Wasserschlachten in den Straßen gefeiert. Die Behörden wollen die Feiern um einen auf drei Tage verkürzen.

Noch prekärer ist die Lage in Vietnam. Dort war das Land seit 90 Jahren nicht mehr so ausgedörrt. Mehr als 195 000 Familien haben laut Uno zu wenig Wasser, um ihren Tagesbedarf zu decken. Im sonst fruchtbaren Mekong-Delta haben nach Angaben der Behörden 139 000 Hektar Reisfelder Schaden genommen, weil Meerwasser ins Landesinnere vordringt. Der Salzgehalt ist zu hoch für die empfindlichen Pflanzen. Die Situation in der als „Reisschale Vietnams“ bekannten Region könne noch schlimmer werden, sagte Landwirtschaftsminister Cao Duc Phat Anfang März.

China will den Jinhong-Staudamm Südwesten des Landes Chinas weiter öffnen, damit über den Mekong-Fluss mehr Wasser nach Vietnam gelangen kann. Wie auch andere wichtige Flüsse in Asien, nimmt der Mekong seinen Ursprung im chinesischen Teil des Himalaya. Er fließt durch China, Laos, Myanmar, Thailand, Kambodscha und Vietnam.

„Grund für die Dürre sind starke El Niño-Auswirkungen und steigende Temperaturen als Folge des Klimawandels“, sagte Tara Buakamsri, Thailand-Direktor von Greenpeace.