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Transsexualität Randgruppe im Rampenlicht

In Israel findet am Freitag der erste Schönheitswettbewerb für Trans-Frauen statt. Die Veranstalter wollen damit für mehr Toleranz werben.

25.05.2016, 23:01

Tel Aviv (dpa) l Zwölf junge Frauen stehen in knappen schwarzen Bikinis an Israels Strand, das Meerwasser umspült ihre nackten Füße. Ihre Haare wehen im Wind, sie schmiegen sich für ein Foto lasziv aneinander. Auf den ersten Blick käme wohl niemand auf den Gedanken, dass keine der Badeschönheiten als Frau geboren wurde. Die Frauen im Alter von 20 bis 30 Jahren sind die Finalistinnen von Miss Trans 2016, des ersten Schönheitswettbewerbs für transsexuelle Frauen in Israel. Die Siegerin soll im September für Israel beim International Miss Trans Wettbewerb in Spanien antreten.

Israela Stephanie Lev – selbst Transgender – hat den Wettbewerb ins Leben gerufen, der am Freitag entschieden wird. Sie habe sich als Teenager als Frau geoutet, sagt die 55-Jährige, die als Junge zur Welt kam. Damals sei sie eine der Ersten gewesen, Transsexuelle hätten in Israel noch unter schweren Repressalien gelitten. „Die Polizei hat uns immer wieder festgenommen“, erzählt sie. Auf der Suche nach mehr Freiheit sei sie damals nach West-Berlin gezogen.

Lev erhofft sich vom dem Wettbewerb mehr Verständnis für Trans-Menschen. „Wir wollen Gleiche unter Gleichen sein.“ Transsexuelle identifizieren sich nicht mit dem Geschlecht, mit dem sie geboren werden. Sie streben oft danach, ihren Körper mit Hormonen oder Operationen dem bevorzugten Geschlecht anzupassen. Der Weg zum Frausein war für viele der Kandidatinnen sehr steinig. Die 30-jährige Reem Or aus Haifa wurde etwa als Teenager von ihrer Familie verstoßen, nachdem sie von ihrem Wunsch nach einer Geschlechtsumwandlung erzählt hatte. „Mit 21 habe ich den Prozess begonnen“, erzählte die Design-Studentin. Als die Hormone sie depressiv machten, habe sie erst aufgegeben. „Aber mit 25 ist alles explodiert – ich stand vor der Entscheidung, diesen Schritt zu gehen oder nicht mehr zu leben.“ Letztlich habe sie sich der Operation unterzogen.

Als Galionsfigur der Trans-Bewegung in Israel gilt die Sängerin Dana International, die 1998 als erste Transsexuelle den Eurovision Song Contest gewann. Mit einem extravaganten Federkleid und ihrem Lied „Diva“ eroberte sie die Herzen der Zuschauer.

Die Veranstalter von Miss Trans suchen dagegen natürliche Schönheit. Einige der Kandidatinnen haben sich allerdings Operationen unterzogen, um dem westlichen Schönheitsideal näherzukommen – zum Beispiel die Brust vergrößern oder sich weiblichere Gesichtszüge operieren lassen.